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Stichtag ist der 15. März: Dann müssen alle Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen geimpft sein. In Holzwickede werden die Mitarbeiter und Führungskräfte diesem Datum gelassen entgegen sehen.
Die große Frage war: Führt die berufsbezogene Impfpflicht zu einer Massenflucht von Pflegekräften aus ihrem Job? „Aber nein, den 15. März wird man im Pflegebereich in Holzwickede gar nicht merken“, sagt Iris Plümper. Die Mitinhaberin vom Pflegeteam Holwickede hat ihr Team weiter an Bord. Die sind nämlich zu 100 Prozent durchgeimpft.
24 Fachkräfte hat Plümpers ambulanter Pflegedienst, außer in Holzwickede sind die Damen noch in Unna tätig. Hauswirtschaftshilfe wird auch angeboten. „Alles gar kein Problem“, sagt sie. Wenn es Gesprächsbedarf zum Thema Impfen gegeben hätte, wäre da längst in Ruhe drüber gesprochen worden. Plötzlich und unerwartet hätte die Impfpflicht für Pflegebedienstete ab 15. März nicht über das Pflegeteam hereinbrechen können.
„Wir kennen uns doch alle schon lange, da gibt es keine Überraschungen“, sagt Iris Plümper. Nicht bei einer so wichtigen Sache wie der Corona-Impfung. Auch das Robert-Koch-Institut schätzt die Impfquote im Pflegebereich mit seinen 1,7 Millionen Beschäftigten bundesweit auf rund 88 Prozent, beim Pflegeteam vor Ort sind es satte 100. Ungeimpft täglich die zumeist betagten, sehr kranken Patienten in ihren Haushalten zu versorgen, scheint unvorstellbar.
„Einrichtungsbezogene Impfpflicht“ heißt die vom Bundestag beschlossene Gesetzesnovelle im Infektionsschutz, nicht ‚berufsbezogen‘“. Darauf weist Delia Heinen extra hin. Sie ist die Leiterin des Perthes-Hauses in Holzwickede. Alle ihre 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ob in der Pflege oder in der Küche, im Garten oder in der Hauswirtschaft, müssen spätestens am 15. März durchgeimpft sein.
„Das haben wir schon lange, lange ganz offen kommuniziert, dass wir das so für richtig halten“, erzählt Delia Heinen. Das komme jetzt also weder für die Beschäftigten noch für die Geschäftsleitung überraschend.
Wäre jemand noch ungeimpft, dürfte der- oder diejenigen am 16. März das Perthes-Haus nicht mehr betreten und der Fall müsste dem Gesundheitsamt gemeldet werden. „Das hätten wir sicher auch so durchgezogen,“ so Delia Heinen. „Aber diese Frage stellt sich bei uns nicht, alle sind komplett geimpft, ausnahmslos. Schon längst“. Dazu habe es schon vor Monaten einen offenen Austausch gegeben.
Was nun das Personal im Altenheim von den Kita-Beschäftigten unterscheidet, die genauso nah mit ihren Schutzbefohlenen arbeiten müssen, weiß Delia Heinen auch nicht. Zweierlei Maß, das komme in der Branche gar nicht gut an. Und den berühmten Pflegenotstand, den es doch schon immer gebe, den habe man wohl geflissentlich übersehen. Durch die Impfpflicht werde der wohl kaum abgeschafft.
Vom Fachkräftemangel weiß auch Johannes Neuser zu berichten. „Aber strukturell, nicht wegen der aktuellen Impfdiskussion“, sagt der Geschäftsführer des Caritas-Pflegedienstes Holzwickede/Schwerte. Bei seinem ambulanten Dienst sind ausnahmslos alle 30 Mitarbeiter und Mitarbeiterin inklusive Auszubildende geboostert. „Natürlich, wie sollten wir denn sonst ruhigen Gewissens arbeiten?“ Neuser habe nur mit einer Kollegin eine kurze Diskussion gehabt. Das sei aber auch schon Wochen her und ging mit einer Impfung aus, berichtet er.
Sowohl das Perthes-Haus mit dem neueröffneten Katharina-von-Bora-Haus als auch die beiden befragten Pflegedienste würden Fachkräfte einstellen, wenn es denn welche gäbe. Mit Corona und der Impfung hat das nichts zu tun, eher mit der Unattraktivität der Pflege und der schlechten Bezahlung bei viel verantwortlicher Arbeit. Aber das, das sagen alle Befragten, sei schon seit vielen Jahren so.
Jahrgang 1959, arbeitet nach langen Redakteurs-Jahren in der Region Südwestfalen wieder wie vor 40 Jahren als freier Mitarbeiter. „Alles außer Sport“ ist seine Devise; am liebsten schreibt er Portraits und mag im Lokalen besonders die Kultur.