Drossels Reaktion auf NS-Parallele: „Konnte in der Schnelle nicht reagieren“

© Marcel Drawe

Drossels Reaktion auf NS-Parallele: „Konnte in der Schnelle nicht reagieren“

dzEklat um Hochgräber-Äußerung

Nach dem Eklat um eine Aussage zum Umgang mit Ungeimpften gab es viel Kritik. Bürgermeisterin Ulrike Drossel rechtfertigt sich für ihre Reaktion auf die umstrittene Rede eines VHS-Gruppenleiters.

Holzwickede

, 03.02.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nachdem der VHS-Gruppenleiter Wilhelm Hochgräber aus Holzwickede in einer öffentlichen Rede von Parallelen zwischen dem Umgang mit Ungeimpften in der Pandemie und der NS-Zeit gesprochen hat, sind die Emotionen hochgekocht.

Seit der Veranstaltung, bei der es eigentlich um Stolpersteinverlegungen und den Künstler Gunter Demnig ging, gab es von vielen Seiten Kritik. Im Fokus der Kritik stand dabei aber nicht nur der Redner selbst, sondern auch sein Publikum.

Bei der Veranstaltung war unter anderen Bürgermeisterin Ulrike Drossel (BBL) zugegen, die sich am Folgetag „überrascht“ über die Äußerung Hochgräbers, vor allem in diesem Zusammenhang, äußerte. Zudem erklärte sie, dass sie eine andere Meinung vertrete. Daraufhin gab es Kritik von mindestens zwei Ratsmitgliedern. Sie finden, dass sich die Bürgermeisterin stärker hätte abgrenzen müssen.

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„Es ist tatsächlich so, dass ich die Aussage von Herrn Hochgräber nachgeschärft sehe“, erklärt Drossel auf Nachfrage dieser Redaktion am Mittwochabend und betont weiter: „Ich halte es für nicht hinnehmbar, dass die Parallele zu der Verfolgung der Menschen in der NS-Zeit gezogen wurde.“

„Ich habe wahrgenommen, dass die Aussage von Herrn Hochgräber – und das war eine ganz kurze Passage seiner Rede – keine spontane Äußerung war, sondern offensichtlich in seinem Skript vorbereitet wurde“, erklärt die Chefin der Gemeindeverwaltung. Das bedeute aus ihrer Sicht, „dass er diese Aussage geplant hat und bewusst so getroffen hat“.

Der Künstler Günter Demnig hat in den letzten 20 Jahren rund 90.000 Stolpersteine in 26 Ländern verlegt. Vier Mal war er schon in Holzwickede und gab kürzlich auf Haus Opherdicke tiefe Einblicke in sein Leben und künstlerisches Schaffen. Das ist aus Sicht von Bürgermeisterin Ulrike Drossel durch den Eklat um die Begrüßungsrede Wilhelm Hochgräbers ins Hintertreffen geraten.

Der Künstler Günter Demnig hat in den letzten 20 Jahren rund 90.000 Stolpersteine in 26 Ländern verlegt. Vier Mal war er schon in Holzwickede und gab kürzlich auf Haus Opherdicke tiefe Einblicke in sein Leben und künstlerisches Schaffen. Das ist aus Sicht von Bürgermeisterin Ulrike Drossel durch den Eklat um die Begrüßungsrede Wilhelm Hochgräbers ins Hintertreffen geraten. © Martin Krehl

Angesprochen auf die Kritik zu ihrer Reaktion sagt sie: „Die Aussage von Herrn Hochgräber war sehr, sehr kurz. Nachdem man den Inhalt dieser Aussage aufgenommen und verinnerlicht hatte, war er in seinem Vortrag bereits fortgefahren und hat schnell die Überleitung zum Schaffenswerk von Herrn Demnig gemacht“, sagt Drossel. Fakt ist: Niemand hat direkt auf die umstrittene Passage der Rede reagiert.

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Drossels Fazit lautet: „Die persönliche Meinung war in diesem Rahmen völlig unangebracht. Es ist schade, dass der Vortrag von Herrn Demnig zu seinem künstlerischen Schaffen im Nachgang in den Hintergrund geraten ist.“

VHS soll den Sachverhalt aufarbeiten

Aus dem Sachverhalt ergeben sich aus ihrer Sicht zwei Handlungsaufträge: „Wir haben diese Veranstaltung in Kooperation mit der VHS organisiert und stehen mit der VHS in engem Kontakt, hierzu Position zu beziehen. Anschließend werden wir mit der VHS zusammen die Konsequenzen beschließen.“

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Auf eine Sache möchte sie jedenfalls grundsätzlich hinweisen: „Herr Hochgräber begleitet das Stolpersteinprojekt seit mehreren Jahren. Das Projekt ist von großer Bedeutung und auch erfolgreich. Besonders ist der Aspekt, dass mit der Beteiligung der Aydaco AG vom CSG auch junge Menschen in die Erinnerung an NS-Verbrechen mit eingebunden sind“, sagt Drossel.

Mit anderen Worten: Herr Hochgräber leistete seit Jahren eine wichtige Arbeit zur Aufklärung und zum Gedenken von NS-Verbrechen im Ort. „Daher ist diese Äußerung umso bedauerlicher“, so die Bürgermeisterin.