
© Carlo Czichowski
„Die Hürden sind zu groß“: Zahnarzt darf impfen, macht er aber nicht
Corona-Pandemie
Neben Hausärzten und Apotheken dürfen neuerdings auch Zahnärzte gegen Corona impfen. Aber nicht alle sehen sich dazu im Stande. Es gibt Kritik an den Voraussetzungen, die man erfüllen muss.
Erst gings nur im Impfzentrum, dann kamen Hausärzte dazu und schließlich die Apotheken: Immer mehr Bereiche aus dem Gesundheitssektor sollen ins Impfgeschehen einbezogen werden. Nun dürfen auch Zahnmediziner eine Corona-Impfung verabreichen. Die entsprechende rechtliche Grundlage ist jedenfalls geklärt.
Zwischen Theorie und Praxis gibt es aber einstweilen einen großen Unterschied. Wie der Holzwickeder Zahnarzt Dr. Jens Thiele erläutert, ist das mit dem Impfen in seiner Praxis am Emscherpark so eine Sache: „Ursprünglich hatten wir das geplant. Wir sind aber inzwischen wieder davon abgerückt“, sagt er.
Zahnarzt wird nicht impfen: „Das ist für uns einfach nicht machbar“
Der Grund sei ganz einfach: Die Hürden sind für sein Team zu groß gewesen. „Wir müssten mehrere Fortbildungen und Hospitationen machen bis wir dann wirklich die Voraussetzung fürs Impfen hätten und das steht in keinem Verhältnis. Das wären mehrere Fortbildungswochenenden, die anstehen würden und für die wir einfach keine Zeit haben - ohne die zahnärztliche Versorgungspflicht zu vernachlässigen. Das ist für uns einfach nicht machbar“, betont Thiele.
Grundsätzlich findet er das aber schade: „Unser Plan war es, dass wir vielleicht an zwei Tagen feste Impftermine anbieten könnten. So hatten wir uns das vorgestellt. Ich kenne es ja von mir selbst: Es ist schöner, wenn man denjenigen kennt, der einen impft. Daher hätte ich das meinen Patienten gerne angeboten“, sagt der Zahnmediziner.

Vor oder nach dem Zahnarztbesuch (Symbolfoto) ist es neuerdings möglich, sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Das geht aber nicht überall. Mindestens ein Holzwickeder Zahnarzt wird in seiner Praxis kein Impfangebot schaffen. © picture alliance/dpa
„Man hätte es uns einfacher machen können, wenn man es gewollt hätte“
Die Fähigkeiten, die es für die Durchführung einer Corona-Impfung braucht, gebe es grundsätzlich in seiner Praxis, in der es insgesamt vier Zahnärzte und knapp 15 weitere Angestellte gibt: „Wir haben im Grunde jeden Tag mit Anästhesie zu tun“, sagt Thiele. Den Umgang mit Spritzen sei man also durchaus gewohnt. Zudem wäre auch die Bereitschaft im Team grundsätzlich da gewesen.
„Wenn die Hürden geringer wären, hätten wir das auf jeden Fall gemacht“, versichert er und sagt weiter: „Ich vermute, man hätte es uns deutlich einfacher machen können, wenn man wirklich gewollt hätte, dass sich möglichst viele Zahnärzte beteiligen.“
„Ich bin ganz ehrlich: Ich wollte das unbedingt machen, weil ich finde, dass es eine Verantwortung in der Gesellschaft gibt. Und dabei wäre es mir auch gar nicht ums Geld gegangen“, so Thiele. Am Ende habe sich das Praxisteam aber gemeinsam gegen ein Impfangebot entschieden. Es scheiterte eben am Faktor Zeit.
1993 in Hagen geboren. Erste journalistische Schritte im Märkischen Sauerland, dann beim Westfälischen Anzeiger in Werne. Spielt in seiner Freizeit gerne Handball und hört Musik.
