
© Lisa Dröttboom
Sorge um PARTEI-Antrag: „Dann brennen demnächst die Verbotsschilder“
Politik
Die PARTEI möchte einen Trampelpfad entlang der Emscher aufwerten. Den Anwohnern bereitet das große Sorgen. Nicht unbegründet.
Entlang der Emscher zwischen Dudenroth-Straße und Hauptstraße führt ein Trampelpfad, den Spaziergänger für sich entdeckt haben. Hüfthoch reicht das Gras zu beiden Seiten des Pfades, der sich durch ein Stück unberührte Natur schlängelt. Auch die Jugend zieht sich gerne an diesen Ort zurück. Die PARTEI wollte das Stück Natur in einem Antrag aufwerten, plädierte neben Mülleimer und Hundekotbeutelspender mitunter für eine Sitzgruppe an einem Baum. Den Anwohnern verursacht das Bauchschmerzen – nicht grundlos.
„Früher war diese Wiese einmal ein Bolzplatz mit Mülleimern und Bänken“, sagt Jasmin Rössig, eine Anwohnerin vom Hof Dudenroth. Über Generationen hinweg sei dieser Platz ein Jugendtreff gewesen. Heute sind die Tore verwuchert. Mit Absicht.
Rückkehr von Natur und Tieren
„Es hat sich über die Jahre hinweg zugespitzt“, sagt Rössig, die sich wie viele andere Anwohner des Hof Dudenroth noch gut erinnern kann. „Müll und Flaschen haben sich angehäuft. Die Jugendlichen haben Partys bis in die Morgenstunden gemacht und waren laut.“ Vor allem die Anwohner mit dem Garten zu den Wiesen hätten darunter zu leiden gehabt. „Wir hatten fast wöchentlich die Polizei hier, weil es nicht mehr auszuhalten war.“
Die Jugendlichen haben Matratzen mitgebracht, um dort zu schlafen, habe diese teilweise angezündet, bis der ganze Hof verqualmt war. Schließlich habe man sich in Absprache mit der Stadt darauf geeinigt, die Wiese „verkommen“ zu lassen. Sie wucherte zu und „mittlerweile treffen sich nicht mehr so viele Leute hier, weil der Ort nicht mehr so attraktiv ist“, sagt Rössig. Statt Partys sei er nun ein beliebter Spazierweg, sorge „für nette Gespräche am Gartenzaun“.

Die Anwohner, an die der Trampelpfad entlang der Emscher grenzt, führen mit den Spaziergängern mitunter "nette Zaungespräche". © Privat
Zudem ist er zu einem Rückzugsort für Tiere geworden. „Die Wiese hat sich gut erholt. Wir können wieder Fledermäuse beobachten, die nachts umherfliegen, es gibt Spechte und sogar eine Schleiereule.“ Auch der Müll in der Emscher sei zurückgegangen, sodass Fische und Molche zurückgekehrt seien.
Antrag könnte Vergangenheit aufleben lassen
Der Antrag durch Die PARTEI erregt nun die Sorge der Anwohner, dass sich die Vergangenheit wiederholen könnte. „Wir wollen auch die Natur und die Tiere hier schützen“, sagt Rössig, denn mit der Rückkehr der Jugendlichen würden die Tiere wieder verschwinden.

Man muss schon genau hinschauen, um die alten Fußballtore im Dickicht auszumachen. Überbleibsel der ehemaligen Nutzung, bevor die Wiese verwilderte. © Lisa Dröttboom
Gegen einen Mülleimer, einen Hundekotspender oder die Aufwertung des Spazierweges haben die Anwohner nichts einzuwenden. Ihre Sorge gilt allein der Sitzgruppe, die von Der PARTEI gewünscht wurde. „Wir haben die Befürchtung, dass dann wieder mehr Jugendliche dorthin kommen. Dass sich das hier wieder häuft und mehr Partys gefeiert werden.“
Die Vergangenheit habe gezeigt, wie schwierig dagegen vorzugehen sei. „Dann brennen demnächst wieder die Verbotsschilder“, sagt Rössig. Schon damals seien diese abmontiert, ignoriert oder angezündet worden.

Entlang des Trampelpfades steht der Baum, den Jugendliche gerne als Treffpunkt nutzen. Hier möchte die Partei eine Sitzgruppe installieren. © Lisa Dröttboom
Eins möchte sie bei aller Sorge aber klarstellen: „Wir wollen nicht alle Jugendlichen über einen Kamm scheren. Wir haben nichts gegen die, die jetzt da sind.“ Sie wisse selbst, dass es nur noch wenige Orte gebe, in der man in Ruhe ein Bierchen trinken und reden könne. „Hier ist es eben sehr abgeschieden und bietet sich an.“ Man wolle die Jugendlichen nicht vertreiben, solange sie sich benehmen können. Aber die Angst, dass eine Sitzgruppe auch die wieder anlocken könne, die es nicht tun, die bleibt.
Jahrgang 1995, aufgewachsen am Rande Mendens mit mehr Feldern als Häusern drumherum. Zum Studieren nach Köln gezogen, 2016 aber aus Sehnsucht ins Sauerland zurückgekehrt. Hat in der Grundschule ihre Liebe ans Schreiben verloren und ist stets auf der Suche nach spannenden Geschichten.
