
Simone Dänner aus Fröndenberg kämpft seit einem Jahr mit Long-Covid. © Maximilian Konrad
Zwei Absagen: Long-Covid-Patientin wartet über halbes Jahr auf Reha-Platz
Coronavirus in Fröndenberg
Vor einem Jahr infizierte sich Simone Dänner aus Fröndenberg mit dem Coronavirus. Auch heute leidet sie noch unter den Folgen und hat jetzt endlich einen Reha-Platz - nach zwei Absagen.
Simone Dänner saß mit ihrem Mann fast schon auf gepackten Koffern. Endlich, endlich hätte es losgehen sollen gen Föhr. Dort hatte die Fröndenbergerin nach über einem halben Jahr der Suche einen Reha-Platz bekommen. Doch dann kam alles anders. „Ich habe nochmal bei der Rentenversicherung angerufen und man sagte mir, dass die Reha erst am 29. Mai statt am 22. Mai beginnt. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“
Simone Dänner ist Long-Covid-Patienten. Im Mai des vergangenen Jahres infizierte sie sich mit dem Virus. Die Folge: Atemnot, starke Hustenanfälle, Gedächtnislücken und große Konzentrationsschwierigkeiten. Auch Monate nach der Ansteckung hat sie mit den Symptomen zu kämpfen, an Arbeit ist nicht zu denken.
„Ich passte nicht in deren Behandlungsschema“
Umso mehr freut sie sich, als ihr im Herbst zugesichert wird, dass sie einen Reha-Platz bekommt. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Doch was auf den ersten Blick gut klang, entpuppte sich als Nervenspiel und Geduldsexperiment. Denn: Gleich zwei Kliniken lehnten die 52-Jährige ab.
Der Grund: „Ich passte nicht in deren Behandlungsschema. Die beiden Kliniken haben sich auf Patienten mit pneumologischen Symptomen, sprich Atemnot oder Ähnliches fokussiert. Bei mir sind es hingegen eher kognitive Probleme.“ Dementsprechend musste Dänner noch länger warten.
Im April dieses Jahres kam dann endlich die Zusage für einen Reha-Aufenthalt auf der Insel Föhr mit Beginn am 22. Mai. Sie und ihr Mann wollten die Hinfahrt gen Nordsee noch mit einem kleinen Urlaub verbinden - schließlich feierten die beiden vor kurzem Hochzeitstag. Doch dann kam die Nachricht, dass die Reha erst am 29. Mai beginnt.
„Manchmal wünsche ich mir, dass ich auf Krücken gehen würde“
„Wir fahren jetzt trotzdem zusammen. Wir werden die paar Tage im Ferienhaus nicht mehr stornieren. Mein Mann fährt dann am 22. Mai zurück und ich hoffe, dass ich für die eine Woche zur Überbrückung eine Unterkunft in der Nähe finde. Denn bei den aktuellen Spritpreisen möchte ich nicht extra hin und her fahren. Das sind über 500 Kilometer pro Fahrt.“

Simone Dänner wohnt im Ortsteil Warmen. In der ersten Zeit nach Ihrer Erkrankung war an ihre geliebten Spaziergänge nicht zu denken. © Marcel Drawe
Nun hofft Dänner, dass sich durch den Reha-Aufenthalt ihre Situation verbessert. Sie hat jedoch auch Ängste. Bisher gibt es nämlich noch kein Angebot von Kliniken, dass sich auf ihr Krankheitsbild bezieht. Genauso wie noch große Unklarheit herrscht, was das Phänomen Long-Covid bedeutet und mit den Menschen macht.
„Manchmal vergesse ich Dinge ganz plötzlich“
Regelmäßig besucht die 52-Jährige die Selbsthilfegruppe des Kreises Unna. Sie ist glücklich über den Austausch mit anderen Menschen. Menschen, die sie verstehen. „Manchmal wünsche ich mir, dass ich auf Krücken gehen würde. Dann sehen die anderen, dass es mir nicht gut geht.“
Die Fröndenbergerin klagt auch ein Jahr nach der Erkrankung immer noch über massive Einschränkungen in ihrem Alltag. „Manchmal vergesse ich Dinge ganz plötzlich. Ich stehe im Bad und habe vergessen, dass ich mir die Zähne putzen wollte. Oder mir fällt es schwer, mich lange zu konzentrieren. Auch das Lesen von Büchern geht nicht mehr in der Form, wie es mal möglich war.“
Sie habe das Gefühl, in dem einen Jahr mit Long-Covid zehn Jahre gealtert zu sein. Für die Zukunft hat sie große Bedenken. „Ich habe die Angst, dass nichts mehr so wird, wie es mal wahr.“ Vielleicht kann ihr der Aufenthalt in der Reha etwas Hoffnung geben.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
