Kreislandwirt Henrik Plaas-Beisemann sieht die Landwirte zu Unrecht unter enormem gesellschaftlichen Druck.

Kreislandwirt Henrik Plaas-Beisemann sieht die Landwirte zu Unrecht unter enormem gesellschaftlichen Druck. © Archiv / dpa

Kreislandwirt: „Gesellschaftlicher Druck ist eine Katastrophe“

dzLandwirtschaft

Wie wichtig die Versorgung mit frischen Lebensmitteln ist, ist vielen Menschen seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine klar geworden. Dennoch kämpfen Landwirte mit einem schlechten Image.

von Dirk Becker

Fröndenberg

, 13.09.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Kreislandwirt Henrik Plaas-Beisemann redet nicht lange um den heißen Brei herum. Bei einem Pressegespräch im Vorfeld des Erntedankfestes auf dem Hof Sümmermann war das Image der Landwirte zum Thema geworden. Es ist aus Sicht des Kreislandwirtes trotz des wachsenden Bewusstseins für gute Ernährung weiter schlecht. „Der gesellschaftlicher Druck ist eine Katastrophe“, sagt Plaas-Beisemann.

Der Chef der heimischen Bauern betont, wie wichtig jeder einzelne Betrieb ist. „Dass oft kein Hofnachfolger gefunden wird, liegt zum Teil sicher auch am schlechten Image“, sagt Plaas-Beisemann. Und er ergänzt: „Betriebe, die aufhören, kommen nicht wieder zurück.“ Immer gehe so ein Stück Struktur in der Versorgung mit Getreide, Gemüse, Obst oder Milch verloren. Es gebe nur wenige Ausnahmen.

Dabei betont der Kreislandwirt, dass die Bauern alles für einen nachhaltigen Anbau tun, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger auf das Nötigste begrenzen. Das aber werde zu wenig anerkannt.

Interesse von Kindern wird nicht befriedigt

Dabei ist für Plaas-Beisemann längst nicht alles verloren. Kinder interessierten sich etwa in besonderem Maße dafür, wie Landwirte arbeiten. Das Problem: In der Schule erleben sie immer weniger davon und viele Mädchen und Jungen bekommen auch in ihren Familien nicht genug mit. Und wenn, dann ist da eben schnell dieses schlechte Image.

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Tatsächlich bleiben Skandale den Menschen besonders in Erinnerung – und in den Medien bekommen sie für gewöhnlich auch viel mehr Raum als die Geschichte über den Bauern, der vorbildlich produziert. Das findet Plaas-Beisemann schade. Er fordert auch hier ein Umdenken.

Versorgungslücken drohen bei mehreren Szenarien

Was der Kreislandwirt offenbar weit weniger fürchtet, ist Konkurrenz unter den Landwirten. „Mein Nachbar macht etwas ganz anderes als ich, nur Weizen produzieren wir beide“, nennt er ein Beispiel. Würde sein Nachbar nun seinen Betrieb aufgeben, so würde diese Lücke nicht mehr gefüllt, weil er selbst deshalb ja nicht zwingend sein Betätigungsfeld umstellen würde. Es entsteht also eine Versorgungslücke.

Das gelte im übrigen auch, wenn ein Landwirt keine Erträge mehr erzielt, weil er sich den erforderlichen Dünger nicht mehr leisten kann.

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Landwirte öffnen sich immer mehr – das werden auch die Besucher des Erntedankfestes auf dem Hof Sümmermann erleben. Dort informieren die Agrarfachleute über ihre Arbeit und wie sie produzieren. Und vielleicht erfahren Besucher dann auch mehr über Millioneninvestitionen und die vielen Arbeitsplätze, die es in der Landwirtschaft gibt.