Luca heißt die App, die künftig eine digitale Kontaktnachverfolgung ermöglichen soll. Das Freibad Dellwig wird Vorreiter für den gesamten Kreis und will schon bald einen Testlauf machen.
Der Freibadverein Dellwig war im vergangenen Jahr Vorreiter für viele Freibäder bei der Erstellung eines geeigneten Coronaschutz-Konzeptes, erregte mitunter bundesweit Aufmerksamkeit. Seit Weihnachten laufen die Vorbereitungen für die neue Saison. Nun könnte das Freibad erneut zum Vorreiter einer neuen Technik werden, von der nicht nur städtische Geschäfte und Vereine profitieren können, sondern auf die auch der Kreis mit großem Interesse blickt.
„Intern war schnell klar, ohne eine vernünftige Kontaktverfolgung wird es schwierig“, sagt Dirk Weise, Geschäftsführer des Freibadvereins Dellwig. „Im vergangenen Jahr mussten wir im Freibad überall Zettelchen mit Kontaktdaten ausfüllen lassen, damit das Gesundheitsamt im Fall der Fälle alles nachverfolgen kann.“
Eine Zettelwirtschaft, die allein an manchen Tagen im August bedeutet hätte, dass der Freibadverein dem Gesundheitsamt mehr als 3.000 Zettel für einen einzigen Tag überreicht hätte. Rund 44.400 Zettel wurden in der gesamten Saison ausgefüllt. „Das ist unübersichtlich und da geht viel Zeit flöten.“
Testlauf in der Vorbereitung
Weise beginnt nach Alternativen zu suchen, stößt Anfang Januar auf die App „Luca“ und kontaktiert später auch die Macher in Berlin. „Die haben ihre App zwar eher für Gastronomie oder Friseure gemacht, waren aber sehr offen für unser Konzept.“
Seither stehen sie in täglichem Austausch mit dem Freibad Dellwig. „Sie haben gesagt: Wenn wir das bei euch installieren können, kriegen wir das überall rein.“ In einigen deutschen Städten wie Rostock wird die App bereits genutzt, in Warendorf soll sie nun auch installiert werden.
Die App soll dabei die Zettelwirtschaft ersetzen. Statt zigmal seine Daten aufschreiben zu müssen, müssen die Leute sie künftig nur einmal in die App eingeben. „Datenschutztechnisch ist es sicher“, beruhigt Weise die Besorgten. Nach vier Wochen löschen sich die gesammelten Daten selbst.
In Fröndenberg werfen Seniorenheime, Kindergärten und Gastronomen nun ein Auge auf die Geschehnisse im Freibad. Denn die App könnte ihnen allen helfen. Und auch der Kreis zeigt Interesse. „Wir bereiten gerade einen Testlauf vor“, sagt Weise. Von der Technik sei man überzeugt, es könnten viele von der App profitieren. „Wir fungieren jetzt als Vorreiter.“
So funktioniert die App
Doch wie genau funktioniert „Luca“ überhaupt? Die App kann auf drei Arten genutzt werden, sodass die Bürger selbst aussuchen können, was für sie am bequemsten ist.

Der Freibadverein schaffte es in Person von Geschäftsführer Dirk Weise mit dem erarbeiteten Konzept im Vorjahr auch ins Fernsehen. © Marcus Land
Möglichkeit eins ist die digitale Kontaktnachverfolgung per Smartphone. „Die Leute, die ein Smartphone benutzen, können sich die Luca-App kostenlos auf ihrem Handy herunterladen.“ Dann müssen einmalig die Kontaktdaten eingegeben werden.
Im Freibad muss dann mit der App ein QR-Code gescannt werden. Die Kontaktdaten werden digital erfasst, dem Freibad wird dabei nur eine verschlüsselte Nummer angezeigt. Zum Entschlüsseln braucht es eine zweite Software und die hat nur das Gesundheitsamt Unna.
„Wenn also beispielsweise am 20. Mai jemand um 16 Uhr mit Corona bei uns war, hätten wir früher alle Zettel des Tages abgeben müssen“, sagt Weise. „Jetzt kann das Gesundheitsamt mit der App genau gucken, wer zu der Zeit überhaupt im Bad ist.“
Schlüsselanhänger als Alternative
Wer sein Handy nicht ins Freibad mitnehmen möchte, für den gibt es zwei andere Möglichkeiten. Zum einen will der Verein im Freibad ein Tablet aufstellen, mit dem man seine Daten eingeben kann. „Genauso wie die weißen Zettel, nur eben am iPad.“
Die andere Möglichkeit besteht aus einem Schlüsselanhänger, den man im Freibad bekommen kann. Der lässt sich ebenfalls mit den entsprechenden Daten füttern und kann an den entsprechenden Stellen eingelesen werden. Damit ist das System auch für Kinder oder Ältere geeignet, die bei der Einrichtung Hilfe benötigen.
Das Praktische: Wenn der Friseur oder das Restaurant ebenfalls Luca benutzen, kann der Schlüsselanhänger oder das Handy auch dort eingelesen werden. „Die App wird jetzt nach und nach in vielen Städten eingeführt.“ Weise sieht darin eine Chance für Freibäder, kulturelle Veranstaltungen und Gastronomie. „Das erlaubt uns wieder, ein Stück weit in die Normalität zurückzukehren, wenn das Gesundheitsamt schnell und effizient auf die Daten zurückgreifen kann.“
Jahrgang 1995, aufgewachsen am Rande Mendens mit mehr Feldern als Häusern drumherum. Zum Studieren nach Köln gezogen, 2016 aber aus Sehnsucht ins Sauerland zurückgekehrt. Hat in der Grundschule ihre Liebe ans Schreiben verloren und ist stets auf der Suche nach spannenden Geschichten.
