Ungerechter als das Energiegeld kann kaum eine Entscheidung einer Regierung sein, findet unser Autor Marcus Land.

Ungerechter als das Energiegeld kann kaum eine Entscheidung einer Regierung sein, findet unser Autor Marcus Land. © Screenshot/HA

Energiegeld: Das Gerechtigkeitsgefühl wird brutal mit Füßen getreten

dzMeinung

Das Energiegeld von 300 Euro wird versteuert. Es kommt also bei den meisten viel weniger an. Rentner bekommen gar nichts. Die hätten es aber am nötigsten. Eine verfehlte Sozialpolitik, meint unser Autor.

Fröndenberg

, 15.08.2022, 17:45 Uhr / Lesedauer: 1 min

Haben Sie sich schon einmal ausgerechnet, wie viele Euro von der Energiepauschale im September tatsächlich auf Ihrem Konto landen? Viele von Ihnen werden sich mit gut zwei Dritteln begnügen müssen.

Energiegeld so ungerecht wie Kindergeld

Denn auf das Energiegeld von 300 Euro, das die Bundesregierung an alle sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten überweisen lässt, wird Einkommensteuer fällig. Die Steuerprogression führt dazu, dass bis zu 142,42 Euro von dem Bonus abgezogen werden. Gut- und Besserverdiener erhalten also knapp 160 Euro. Auch Einkommensmillionäre, wohlgemerkt.

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Das Energiegeld ist damit ungefähr genau so gerecht wie das Kindergeld. Unser Staat hat es wieder einmal nicht vermocht, eine gerechte Lösung zu finden, sondern zieht mit der Gießkanne durchs Land.

Wenn er mit seinen Wohltaten dann noch wenigstens alle erwischt hätte – vermutlich hätte kein Hahn nach dem „Scheck“ aus Berlin gekräht. Doch die Bundesregierung nimmt ausgerechnet die Rentner aus. Wer 45 Jahre gearbeitet und dabei das Durchschnittseinkommen verdient hat, bekommt im Alter rund 1540 Euro brutto und zahlt darauf Steuern und Krankenversicherung.

Wenn also im nächsten Winter Menschen in Not kommen, weil die Abschläge für Gas und Strom exorbitant steigen, dann sind darunter sehr viele Rentner. Diese Tatsache wird der Bundesregierung bekannt gewesen sein, als sie die Energiepauschale beschloss.

160 Euro für die Portokasse der Millionäre

Umso unbegreiflicher ist es, dass sie die Rentner von dem Zuschuss ausnahm, Millionären aber 160 Euro in ihre Portokasse überweist. Diese Auswirkungen, die das Energiegeld hat, müssen zu Unfrieden in der Gesellschaft führen. Das Gerechtigkeitsgefühl wird hier brutal mit Füßen getreten.

Der heimische Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek ist Sozialdemokrat und man mag ihm glauben, dass ihn diese Entscheidung verbittert. Dass es mit der FDP der mit Abstand kleinste Koalitionspartner allerdings geschafft hat, der Kanzlerpartei in dieser Leib- und Magenfrage auf der Nase herumzutanzen, hinterlässt einen Nachgeschmack – und der ist nachhaltiger, als es eine Rentenerhöhung um 5,35 Prozent sein kann.