Ruhrhochdeutsch bekommt 2019 letztmalig einen Zuschuss von der Stadt. Im Interview erklärt der Festival-Chef, wie es nun weitergeht – und welche Rolle dabei der Kirchentag und die ARD spielen.
2017 war die Dortmunder Kulturszene in Aufruhr: Das Ruhrhochdeutsch-Kleinkunstfestival im Spiegelzelt verschlinge viel Geld und die freie Szene gehe leer aus. Musiker und andere Künstler forderten nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Transparenz bei der Geldvergabe. Für den Rat der Stadt Dortmund stand fest: Nach jahrelanger Förderung aus dem Kulturetat bekommt das Kleinkunstfestival 2019 ein letztes Mal einen Zuschuss: 30.000 Euro. War es das dann?
Horst Hanke-Lindemann, Chef des Theaters Fletch Bizzel, Ruhrhochdeutsch- und Geierabend-Macher, erklärt im Interview, wie die Zukunft für das Spiegelzelt aussehen kann.
Herr Hanke-Lindemann, 2019 bekommen Sie den letzten 30.000-Euro-Zuschuss für das Ruhrhochdeutsch-Festival. War es das dann oder haben Sie einen Plan B?
Einen Plan B gibt es nicht. Aber ab 2020 erhöht die Stadt ihre Zuschüsse für die freie Kulturarbeit insgesamt, so dass wir mit dem Theater Fletch Bizzel, dem Geierabend und dem Ruhrhochdeutsch eine Jonglage schaffen können. Es gibt also einen Gesamtetat mit 256.000 Euro pro Jahr. Damit können wir arbeiten. Die Ausgaben für die freie Kulturszene liegen 2020 insgesamt bei fast 4 Millionen Euro. 2017 waren es 2,8 Millionen Euro. Es gibt überhaupt keinen Grund, auf die Politik draufzuhauen.
Was bedeutet das nun für das Ruhrhochdeutsch-Festival?
Den Punkt, an dem wir sagen: „Es geht nicht mehr“, den gibt es nicht, denn wir machen einfach weiter. Das Festival ist viel zu wertvoll. So etwas gibt man nicht auf. Es ist das beste Festival dieser Art im deutschsprachigen Raum. Ich glaube nicht, dass es jemand sterben lassen will.
Also, wie geht es weiter?
Die CDU-Fraktion im Kulturausschuss hat neulich einmal gesagt: Der Hanke-Lindemann macht das schon, der weiß, wie das geht. So ist es auch: Es gab schon immer Lösungen für das Festival, manchmal erst einige Minuten vorher.

Das Spiegelzelt ist ein ungewöhnlicher Veranstaltungs-Ort. © Privat
Gibt es 2020 wieder das Ruhrhochdeutsch-Festival?
Das Theater Fletch Bizzel, der Geierabend und das Ruhrhochdeutsch-Festival sind ein großer Gewinn für Dortmund. Wenn es uns nicht gäbe, wäre Dortmund kulturell ganz arm. Das Stadttheater und die Oper reichen nicht aus. Die Leute wollen mehr. Ich kann dafür nur kämpfen und gebe nie auf.
Also: 2020 gibt es wieder ein Festival?
Ich plane ja schon dafür.
Wie ist der Vorverkauf für das Festival 2019 angelaufen?
Wir starten am 13. Juni und haben schon jetzt wesentlich mehr Karten verkauft als 2018. Das hat etwas damit zu tun, dass ein aufgezeichneter Auftritt des Kabarettisten Jürgen Becker in der ARD ausgestrahlt worden ist. Das war ganz großer Bahnhof für unseren Vorverkauf. 4000 Karten mehr als vor einem Jahr.
Reden wir noch mal über Geld: Wie ist das Verhältnis zwischen öffentlichen Finanzen und Sponsoren-Geld?
Ruhrhochdeutsch kostet rund 800.000 Euro. 650.000 Euro nehmen wir durch den Eintrittskartenverkauf ein, dann kommt der Sponsorenanteil und schließlich der geringere öffentliche Zuschuss. Durch Vermietungen während des evangelischen Kirchentags haben wir 2019 schon gute Einnahmen.

2016 spendeten das Spiegelzelt-Publikum und die Künstler 21.660,24 Euro an die Neven-Subotic-Stiftung. Der bisher höchste Spendenbetrag. 2019 sammelt Horst Hanke-Lindemann für die Klinikclowns. © Dan Laryea
Wann starten Sie in diesem Jahr?
Wir bauen schon vor Pfingsten auf und eröffnen am 13. Juni mit einer Benefizveranstaltung. Die Künstler Kai-Magnus Sting, Jörg Knörr und Robert Kreis verzichten auf ihre Gagen. Alle Einnahmen aus dem Kartenverkauf für ihre gemeinsame Vorstellung spenden wir an die Klinikclowns, die an der Dortmunder Kinderklinik und in der Landesklinik in Aplerbeck wichtige Arbeit leisten. Über die gesamte Festival-Zeit gehen auch die Wertmarken-Spenden an die Klinikclowns. Für die Benefizveranstaltung gibt es übrigens noch Karten.
Wie viel Geld werden Sie am Ende spenden können?
Schwer zusagen. Bisher konnten wir an unterschiedliche Empfänger 22.000 Euro und 24.000 Euro spenden.
- 2019 beginnt das Festival am 13. Juni und endet am 13. Oktober.
- Künstler sind lokale Größen wie Fritz Eckenga, Fred Ape, Bruno Knust und Lioba Albus sowie bundesweit gefragte Kabarettisten und Comedians wie Dave Davis, Jürgen Becker, Jochen Malmsheimer, Frank Goosen, Rüdiger Hoffmann und Lisa Feller.
- Hazel Brugger, Torsten Sträter, Storno und Lisa Eckhart sind bereits ausverkauft. Für mehrere gibt es nur noch wenige Karten.
- Wie in jedem Jahr kann das Publikum auch noch nicht so bekannte Künstler entdecken.
- Eintrittskarten gibt es online auf der Ruhrhochdeutsch-Internetseite und von Mensch zu Mensch im Theater Fletch Bizzel (Humboldtsraße 45), im Service Center der Ruhr Nachrichten (Silberstraße 21) und bei Dortmundtourismus (Kampstraße 80).
- Eintrittspreise je nach Künstler ab 22 Euro.
Jahrgang 1967, geboren in Barop. Aufgewachsen auf einem Sportplatz beim DJK TuS Körne als Torwart. Lebt jetzt im Loh. Fährt gerne Motorrad. Seit 1988 bei den Ruhr Nachrichten. Themen: Polizei, Feuerwehr und alles, was die Großstadt sonst noch so hergibt. Mag multimediales Arbeiten. 2015 ausgezeichnet mit der "Goldenen Viktoria" für Pressefreiheit.
