Dominic Hartmann leitet das Fitnessstudio im Westfalenforum in der Dortmunder City. Den Neustart hat er lange herbeigesehnt - und mit seinem Team vorbereitet.

© Peter Wulle

Neustart im Fitnessstudio: „Jeder hat im Schnitt fünf Kilo zugenommen“

dzRe-Start in Dortmund

Nach langer Zwangsschließung wird in Fitnessstudios wieder trainiert. Ein Dortmunder Studioleiter erklärt, wie es möglich war, die Pause zu überstehen. Und: Kommen alle wieder, die vor dem langen Lockdown da waren?

Dortmund

, 23.07.2021, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Endlich wieder ins Fitnessstudio. „Das tut so gut. Und es auch schön, dass nach so langer Zeit die bekannter Gesichter hier alle noch da sind“, sagt Doris (52) kurz bevor sie bei „all inclusive Fitness“ im Dortmunder Westfalenforum zum Warmmachen aufs Laufband steigt.

Sie braucht den Sport, sagt die Bürokauffrau, um ihre Rückenprobleme im Griff zu halten. Gern hat sie während der Zwangspause von November bis Juni zwar das Videokurs-Angebot für Zuhause angenommen, aber ein wirklicher Ersatz sei das nicht gewesen.

Jetzt lesen

„Die, die gesundheitlich mit Knie-, Bandscheiben- oder Schulterproblemen auf das Studio angewiesen sind“, sagt Dominic Hartmann, der Studioleiter bei „all inclusive Fitness“ in der City, „haben wirklich am meisten gelitten“.

Fitnessstudios haben viele Mitglieder verloren

Seit dem 16. Juni können alle Mitglieder wieder kommen und an den Beinpressen oder Latzuggeräten etwas für ihren Körper tun. Aber, kommen auch alle wieder, die vor dem langen Winter-Lockdown da waren?

Jetzt lesen

„Nein, wir haben 15 Prozent der Mitglieder verloren“, sagt Dominic Hartmann. Das deckt sich mit den Angaben des Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen.

Der Dachverband, kurz DSSV, machte im Mai öffentlich, dass die Fitnessstudios im Pandemiejahr 2020 bundesweit Hunderttausende Mitglieder verloren. Der DSSV bezifferte den Mitgliederschwund zum Stichtag 31.12.2020 auf circa 11,6 Prozent.

Hier im Westfalenforum zwischen Kamp- und Hansastraße in Dortmund befindet sich im Obergeschoss auf 3000 Quadratmetern das Fitnessstudio „all inclusive Fitness“. Alle 19 Beschäftigten wurden während des Lockdowns gehalten. Mit ihnen soll jetzt der Neustart gelingen.

Hier im Westfalenforum zwischen Kamp- und Hansastraße befindet sich im Obergeschoss auf 3000 Quadratmetern das Fitnessstudio „all inclusive Fitness“. Alle 19 Beschäftigten wurden während des Lockdowns gehalten. Mit ihnen soll jetzt der Neustart gelingen. © Thomas Thiel (Archiv)

Der Höhenflug, den die Branche vor Corona erlebte, wurde jäh gestoppt. Mögen sich viele Fitnessbegeisterte auch mit Heimtrainern oder Kurzhanteln ausgerüstet haben, Dominic Hartmann ist optimistisch: „Der Gesundheitssport wird weiter boomen.“

Trotz Kurzarbeit: 100-prozentige Lohnfortzahlung

„Wir haben deshalb von Beginn an die Pandemie auch als Chance gesehen. Die Deutschen haben im Schnitt fünf Kilogramm zugenommen. Viele haben gemerkt, dass ihnen der Sport fehlt, dass sich der Muskelapparat zurückgebildet hat. Darauf sind wir vorbereitet“, sagt Dominic Hartmann.

Jetzt lesen

In innerbetrieblichen Weiterbildungen wurden die Mitarbeiter geschult. „Wir können jedes Mitglied individuell anleiten, um wieder reinzukommen. Der therapeutische Wissenshintergrund wird hier im Studio groß geschrieben“, sagt Lars Eberth, der als Dual-Student für Fitnessökonomie bei „all inclusive Fitness“ arbeitet.

Wie er, wurden alle 19 Beschäftigten (6 Dual-Studenten, 3 Festangestellte und 10 Aushilfen) während der Pandemie im Unternehmen gehalten – und bezahlt. „Es hat keine corona-bedingte Kündigung gegeben. Und trotz Kurzarbeit gab es eine 100-prozentige Lohnfortzahlung“, sagt Dominic Hartmann.

Drei Gründe für das Überstehen der Krise

Wie der Studioleiter erklärt, war das aus drei Gründen möglich:

  • Ein neuer Verbund: Die Kette „all inclusive Fitness“ schloss sich in der Krise mit Jumpers Fitness in Süddeutschland zur Best Fit Group zusammen, die heute nach eigener Aussage zu den fünf größten Anbietern in Deutschland zählt. „Ohne diesen Zusammenschluss, wäre es sicher schwer geworden, den Lockdown zu überstehen“, sagt Dominic Hartmann.
  • Die Unterstützung der Mitglieder: „Da hatten wir Glück“, so der Studiochef, „dass viele Mitglieder sich sehr solidarisch gezeigt und weiter Beiträge gezahlt haben, weil sie sagten: Wir haben ja nichts davon, wenn unser Lieblingsstudio nicht mehr da ist.“
  • Die Rücklagen: „Wir hatten vor Corona gut gewirtschaftet und ein gutes Polster im Rücken. Kredite brauchten wir daher nicht“, so Dominic Hartmann.

Jetzt lesen

Jetzt freut er sich mit seinem Team über den fast wieder normalen Alltag und darauf, mit den Leistungen Kunden begeistern zu können. Dabei setzt er auf neue Vertragsmodelle, Angebote und die persönliche Betreuung.

„Klar, wir müssen jetzt um Mitglieder kämpfen“, sagt er, „aber es ist auch wunderbar, was wir aktuell an positiven Resonanzen bekommen. Die Leute sind einfach happy, dass sie wieder ins Fitnessstudio kommen können.“

Lesen Sie jetzt