Vom BVB-Bankplatz zum neuen Abwehrchef Waldemar Anton endgültig in Dortmund angekommen

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Es ist noch gar nicht lange her, da saß Waldemar Anton (28) im Estadi Olímpic Lluís Companys neben seinem Trainer Niko Kovac auf der Pressekonferenz und sprach über sein großes Vorbild: Barca-Vereinslegende Gerard Pique! „Sein Spielstil! Er wollte immer Lösungen finden mit Ball, er war gut in den Zweikämpfen, sehr einfach und klar in seinem Spiel“, zählte der Innenverteidiger die Stärken des Welt- und Europameisters auf, an denen er sich orientiert. „Und er war torgefährlich – das fehlt mir aktuell noch. Aber ich glaube, das kommt noch.“

Waldemar Anton als BVB-Matchwinner

Der 28-Jährige sollte recht behalten. Nur vier Tage nach der Pressekonferenz traf er in der Allianz Arena und rettete dem BVB das Unentschieden in München. Jetzt am Wochenende in der Nachspielzeit der heiß diskutierte Siegtreffer zum 3:2 in Hoffenheim – Anton sicherte seinem Klub damit vier ganz wichtige Punkte im Kampf um die internationalen Plätze.

„Emotionen pur“, sagte er und versuchte damit zum Ausdruck zu bringen, was durch seinen Kopf ging, als er in Sinsheim den Ball nach dem Zusammenprall zwischen Carney Chukwuemeka und TSG-Torhüter Oliver Baumann „nur noch“ an zwei Gegenspielern vorbei ins leere Tor geschossen hatte. „Wir haben bis zum Schluss dran geglaubt, auch nach dem 2:2. Und das zeichnet uns zuletzt aus. Ich bin froh, dass ich das Tor erzielen und wir drei Punkte mit nach Hause nehmen konnten.“

Doch Anton hat nicht nur aufgrund seiner Treffer großen Anteil am generellen Aufwärtstrend der Borussia. Wirklich vorzuwerfen hatte er sich ohnehin nicht viel in dieser Spielzeit, trotzdem saß der Neuzugang vom VfB-Stuttgart nach seinem Muskelfaserriss und einer weiteren Erkrankung längere Zeit auf der Bank. Für Kovac eine der schwierigsten Entscheidungen: „Er imponiert mir. Menschlich ist er ganz weit oben anzusiedeln“, adelte der BVB-Trainer seinen Verteidiger. „Es war nicht einfach für ihn. Er hat aber nicht aufgegeben und nicht geschmollt. In jedem Training gibt er 100 Prozent. Er ist ein Vorbild für jeden einzelnen. So verhält man sich und wartet auf seine Chance.“

Waldemar Anton im Zweikampf mit Tim Kleindienst.
Tim Kleindienst hatte zuletzt keine Schnitte gegen Waldemar Anton. © IMAGO/Team 2

Genau die hat er bekommen. Erst als Rechtsverteidiger in Leipzig, ein Experiment, das (auch aufgrund der fehlenden Unterstützung durch Karim Adeyemi) als gescheitert abgestempelt werden muss. Dann links in der Dreierkette, dann im Zentrum des neuen Abwehr-Systems, wo er sich spätestens seit der schweren Verletzung von Innenverteidiger-Kollege Nico Schlotterbeck (Meniskusriss) zum absoluten Abwehrchef entwickelt hat. „Meine Rolle verändert sich nicht“, sagte er damals zum Ausfall und der gestiegenen Verantwortung, die er nun tragen müsse. „Ich bleibe so, wie ich bin.“

Ein Satz, den man ihm abnimmt. Sein erstes Jahr in Schwarzgelb hat gezeigt: Anton hat seinen Weg nicht verlassen. Nicht, als ganz Dortmund und auch er persönlich eine äußerst schwierige Zeit durchgemacht haben und er vor allem aus Fankreisen seines Ex-Vereins Hohn und Spott über sich ergehen lassen musste. Aber eben auch nicht, wenn es wie jetzt wieder richtig gut für ihn läuft. Er konzentriert sich auf die Dinge, die er unmittelbar beeinfluss kann. Dazu zählt in erster Linie sein eigenes Spiel.

Anton als neuer BVB-Abwehrchef

Und das hat er in den letzten Wochen definitiv auf ein neues Level gehoben. Er strahlt Stabilität und Sicherheit aus, seine mutigen Verteidigungsaktionen sitzen, er antizipiert, dirigiert die Mitspieler, gibt Anweisungen, pusht aber auch die Kollegen. In München war es seine entscheidende Klärungsaktion, die Dortmund vor der Niederlage bewahrte, gegen Gladbach meldete er Nationalspieler Tim Kleindienst komplett ab und in Hoffenheim gewann er starke 80 Prozent seiner Zweikämpfe, brachte fast alle Pässe an seine Mitspieler (94%) – und er trifft plötzlich auch noch. Fast wie Gerard Pique. Von seinem Vorbild trennt ihn dann allerdings doch ein ganzes Stück. Und 36 Karriere-Titel.

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