„Keine Anschaffung um des Anschaffens Willen“: Lehrer über Luftfilter

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„Keine Anschaffung um des Anschaffens Willen“: Lehrer über Luftfilter

dzSchulen in Bergkamen

In Bergkamener Schulen wird es im nächsten Schuljahr keine Luftfilter geben. Das steht fest, wie die Schuldezernentin bestätigt. Enttäuscht sind die Schulen aber nicht unbedingt.

von Claudia Lohmann

Bergkamen

, 12.08.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Es bleibt bei den Hygienekonzepten, den Testungen und der Maskenpflicht, um in Schulen und Kitas im Regelbetrieb zu unterrichten bzw. zu betreuen“, so Bergkamens Schuldezernentin Christine Busch. Was es in den Einrichtungen definitiv nicht geben wird, sind Luftfilteranlagen.

Solche Geräte werden nur für Räume gefördert, die sich nicht belüften lassen, erklärt Busch. „Natürliche Belüftung meint zu öffnende Fenster – und das ist an allen Bergkamener Schulen und in den städtischen Kitas der Fall.“ Die Stadt hält sich an die Vorgaben von Bund und Land, wird darüber hinaus aber nicht aktiv.

An der Haltung der Stadt hat sich also nichts geändert. Bürgermeister Bernd Schäfer sagte bereits im Juli, dass er solche Anlagen für überflüssig hält und regelmäßiges Lüften effektiver sei.

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Für Busch ist die Diskussion um Luftfilteranlagen mit der Entscheidung für dieses Schuljahr aber nicht beendet. Im Hinblick auf Sanierungs- und Baumaßnahmen in Schulen und Kitas werde dieses Thema mitgedacht. „Vielleicht wird es ja mal Standard, auch wenn dann der nächste Konflikt im Zusammenhang mit der Klimadiskussion eröffnet wird.“ Die Geräte verbrauchen schließlich Strom und erzeugen Wärme.

Schulleiter sind beim Thema Luftfilteranlagen zurückhaltend

Busch schließt folglich nicht aus, dass bei Umbauarbeiten in Schulen oder Kitas auch Luftfilteranlagen installiert werden könnten. Je nachdem wie die Lage sich entwickelt. „Die Diskussionen werden weiter geführt“, zeigt sie sich offen für das, was noch folgt.

Die Entscheidung steht also. Aber was sagen die Schulen dazu? Viele Einrichtungen haben sich auf unsere Anfrage nicht zurückgemeldet. Doch die Antworten aus jenen Schulen, die sich zurückgemeldet haben, zeigen, dass die Schulleiter nicht um jeden Preis Luftfilteranlagen wollen.

Auch in diesem Winter wird wohl wieder ordentlich gelüftet. Optimal ist das auch nicht, finden viele Lehrer und Eltern in Bergkamen.

Auch in diesem Winter wird wohl wieder ordentlich gelüftet. Optimal ist das auch nicht, finden viele Lehrer und Eltern in Bergkamen. © dpa

Jörg Lange von der Realschule Oberaden bringt die Stimmung treffend auf den Punkt: „Eine Anschaffung um des Anschaffens Willen halte ich nicht für sinnvoll“, so der Schulleiter. Weil er die wissenschaftlich belegte Effektivität von Luftfiltern nicht eindeutig kenne und einschätzen kann, sei es ihm nicht möglich zu diesem Zeitpunkt ein Urteil zu dem Thema abzugeben. „Das regelmäßige Lüften während der kälteren Jahreszeit bringt allerdings erfahrungsgemäß auch Schwierigkeiten mit sich.“

Schulen loben die direkte Kommunikation mit der Stadt

In der Schillerschule habe es mit dem Lüften im vergangenen Winter gut geklappt, sagt Schulleiter Bruno Kohler. „Aber es wäre natürlich schön und ruhiger, wenn wir nicht ständig lüften müssten.“ Auch er möchte sich zum Thema Luftfilteranlagen nicht festlegen. „De facto ist die wissenschaftliche Lage nicht eindeutig und nach Aussage der Landesregierung ist Lüften mindestens so gut wie diese Anlagen“, sagt er.

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Die Stadt Bergkamen habe schon vor einigen Monaten nachgehorcht, ob es Räume gebe, die sich nicht lüften lassen. „Wir haben dankend abgesagt. Wir haben zwar solche Räume, aber die werden nicht lange genutzt.“

Auch Melanie Ludwig von der Overberger Grundschule lobt die direkte Kommunikation mit der Stadt. Sie kritisiert aber, dass das Land bzw. der Bund nur Geld für die Geräte bereitstellt und nicht für Gutachten, um die Lage an den Schulen einzuschätzen.

Ludwig habe vom Förderverein das Angebot erhalten, von dessen Budget solche Anlagen anzuschaffen. Da es aber so eine große Bandbreite von Geräten gebe, wisse sie nicht, welches Gerät wirklich effektiv und auch passend für die Raumgrößen sei.

Schulleiterin hätte sich eine Einschätzung vor Ort gewünscht

„Ich hätte es gut gefunden, wenn das Land hier fundierte Gutachten finanziert hätte“, sagt sie. Statt nur Geld für schlecht zu belüftende Räume auszugeben hätten Gutachter vor Ort prüfen sollen, wie die Situation an den Schulen ist. „Welche Geräte sind effektiv und nicht zu laut, wie verhält es sich in vollen Klassenräumen, was ist mit den Kindern, die in der Nähe der Anlagen sitzen?“

Das sind Fragen, auf die Ludwig sich Antworten gewünscht hätte, bevor die Entscheidung fällt, ob sich ein Gerät lohnt oder nicht – und wenn ja, welches. „Ich hätte mir gewünscht, dass vom Land eine Summe für solche Gutachten bereitgestellt worden wäre, damit der Schulträger danach entscheiden kann“, sagt die Schulleiterin. „Ich finde es schade, dass wir nach den Ferien in ein Gebäude zurückkehren, das genau so aussieht wie vor der Pandemie.“

Das Lüften klappt in den Räumen der Overberger Schule mit den neuen Fenstern gut. Aber im Winter gebe es schon mal Beschwerden von Eltern, die nicht möchten, dass ihr Kind am Fenster sitzt. „Es gibt dann ein rollierendes Verfahren“, erklärt sie.

Das Lüften klappt also, ist aber nicht optimal und beim Thema Luftfilteranlagen gibt es noch immer viele Fragezeichen. Antworten werden die Coronazahlen geben. Dann wird sich zeigen, ob die Zurückhaltung von Land und Schulträger bim Thema Luftfilter richtig war.