Mit Schutzgarnitur und Eishockeyschläger ausgestattet läuft ein junger Mann aus der Kabine in die Eishalle und ruft: „Wir werden das heute gewinnen hier“. Dabei rennt er über den Boden, der vor Jahren mit einer kalten Eisschicht überzogen war, und tut so, als ob er mit dem Schläger einen Puck neben sich herführt. Schlittschuhe braucht der junge Mann nicht, denn die Halle, in der er sich befindet, ist längst nicht mehr in Betrieb.
Der Jugendliche ist nicht alleine: Eine Gruppe junger Männer geht in der Halle auf Erkundungstour und filmt sich dabei, wie sie Schaltkästen bedienen, das Licht auf der Tribüne anknipsen und noch gültige Ausweispapiere aus einem Regal ziehen. Sogar Schnapsflaschen finden die Jugendlichen vor – und probieren einen Schluck.
Das Video aus der Eissporthalle wurde mittlerweile über 84.000 Mal aufgerufen, hochgeladen hat es ein YouTuber, der sich „ItsMarvin“ nennt und 538.000 Abonnenten auf der Videoplattform hat. In seinen veröffentlichten Videos sucht „ItsMarvin“ unter anderem sogenannte „Lost Places“ auf. Das sind verlassene, vergessene Orte, die immer wieder Menschen anlocken, die sich dort heimlich aufhalten und sich dabei filmen oder fotografieren.
In einem aktuellen Film, der am 16. Dezember auf der Plattform YouTube hochgeladen wurde, begeht „ItsMarvin“ angeblich eine Eishalle in Kamp-Lintfort. Das behauptet er zumindest vor der Kamera. Aber viele Unnaer haben offenbar schnell erkannt, dass es sich in Wahrheit um die Eishalle in Unna handelt, die vor dem Abriss steht.
Das Video macht in Unna schnell die Runde und erreicht auch die Initiative „Unna braucht Eis“, die sich für den Erhalt der Eishalle eingesetzt hatte und den Kampf nach zwei Bürgerentscheiden letztendlich verlor.
Die Initiative hat das Video von „ItsMarvin“ in den Sozialen Medien geteilt und schreibt dazu, dass der YouTuber und Bottroper „ItsMarvin“ im Rahmen seiner YouTube-Arbeit in der Unnaer Eissporthalle gewesen sei. Die Initiative wirft der Politik vor, „nicht nur mit demokratischen Entscheidungen“ Probleme zu haben, sondern „ganz offensichtlich auch Defizite im Umgang mit ‚Absicherung von Baustellen‘“. Damit spielt sie darauf an, dass der YouTuber in seinem Video erzählt, die Tür habe offen gestanden.

Anzeige gegen YouTuber
Obwohl offenbar eine Tür nicht abgeschlossen war und die jungen Männer nicht mit Gewalt in die Eishalle eingedrungen sind, wollen die Wirtschaftsbetriebe freilich nicht, dass sich Menschen in der Halle aufhalten.
Die Betreiber der Eissporthalle kritisieren die Aktion und erklären auf Anfrage, dass die Eishalle regelmäßig durch eigenes Personal kontrolliert wird und die Schließsysteme aufgrund von Einbruchsversuchen in der Vergangenheit noch verstärkt wurden.
Sie klären außerdem auf, warum es den Männern im Video möglich war, das Licht in der Eishalle einzuschalten: Würden die Versorgungsleitungen gekappt, wäre die Brandmeldeanlage außer Funktion.
Die Wirtschaftsbetriebe betonen zudem, wie gefährlich es sei, wenn Unbefugte an Elektrizitätsanlagen, Lüftungen und Kälteanlagen hantieren, weil eine hohe Verletzungs- wenn nicht Lebensgefahr bestehe.
Nach der Veröffentlichung des Videos kündigen die Wirtschaftsbetriebe an, die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal deutlich zu erhöhen. Unter anderem habe die Polizei ihre regelmäßigen Kontrollfahrten rund um die Eissporthalle noch verstärkt. Am Wochenende seien bereits Personen vor Ort angetroffen worden, deren Personalien aufgenommen wurden.
Die Wirtschaftsbetriebe sichern die Eingänge der Eishalle nun stärker ab und planen eine 24-Stunden-Überwachung durch eine Sicherheitsfirma – um nur einige der Schritte zu nennen, die unternommen werden, um den Zugang zu verhindern.
Was jenen droht, die die Eishalle unbefugt betreten, zeigt das Beispiel des YouTubers „ItsMarvin“: Die Wirtschaftsbetriebe haben Anzeige gegen ihn und seine Gruppe erstattet. Für die jungen Männer war der kurze Ausflug in die Eissporthalle also nicht nur gefährlich, sondern er könnte auch teuer werden.

