Was Geld kostet, muss schnelle Wirkungen erkaufen – das könnte eine Überschrift sein für die Investitionsstrategie des Aluwerks Unna. Im Vorfeld der Hauptversammlung, zu der die Aktionäre nun eingeladen werden, hat der Aufsichtsrat dem Management des Unternehmens einen Strategiewechsel bei den Investitionen vorgegeben. Pläne für die langfristig wichtige Aus- und Weiterbildungsakademie sind erst einmal auf Eis gelegt. Stattdessen soll das Werk in eine Effizienzsteigerung investieren.
Das Unternehmen erklärt den Druck zur Renditensteigerung auch mit der hohen Steuerlast in Unna. Dazu allerdings scheint auch eine gewisse Verunsicherung angesichts des wirtschaftlichen Ausblicks zu kommen. Volatil ist das Geschäft des Aluwerks traditionell. Aktuell scheinen die Schwankungen aber besonders drastisch auszufallen.
Gute Margen und ein Rekordergebnis im Jahr 2023
Das Geschäftsjahr 2023 war ein Rekordjahr für das Aluwerk. 13,9 Millionen Euro Gewinn stehen nun auch im offiziellen Jahresabschluss, der am 21. August der Hauptversammlung vorgelegt wird – und zwar nach Steuern. Doch der Ausblick des Vorstandes fällt deutlich verhaltener aus. Das erste Halbjahr sei noch „in etwa auf dem Niveau des Vorjahres gestaltet“ worden, das zweite hingegen werde als „sehr herausfordernd“ erwartet. Neben vorgezogenen Großreparaturen dürften steigende Energiekosten für Strom und Gas die Rentabilität belasten, während die Nachfrage im Ganzen sinkt.
Aluwerk lebt zunehmend von seinen Qualitätsprodukten
Bei näherem Hinsehen hat tatsächlich schon das Jahr 2023 gezeigt, dass im Aluwerk nicht alles zu Gold wird, was das Unternehmen anfasst. Erfolgreich ist das Werk zunehmend in seiner Rolle als Spezialist für Hochleistungswerkstoffe. Vor allem eine solide Nachfrage aus der Luftfahrtindustrie und dem US-amerikanischen Kraftfahrzeugbau hätten dazu beigetragen, dass das Aluwerk seinen Umsatz um 7,8 Prozent vergrößern konnte. Laut Jahresabschluss lag er am Ende bei 121,9 Millionen Euro.

Gleichzeitig sank aber die Absatzmenge im Ganzen um 18,3 Prozent auf nur noch 9558 Tonnen. Es seien die dramatisch zurückgehenden Verkäufe auf dem deutschen Heimatmarkt, die das Volumengeschäft schrumpfen lassen. Alle anderen Märkte hätten sich derweil deutlich positiv entwickelt. Das Aluwerk profitiert also von seiner Qualitätsstrategie, um mit den besonders margenstarken Produkten die Rückgänge in der Breite zu kompensieren. Bilanziell ist das Unternehmen stabil aufgestellt – vielleicht gerade wegen seiner Weit- und Vorsicht.