Marian Heuser ist ein sympathischer 38-jähriger Familienvater, der aktuell ein Volontariat beim Westfälischen Literaturbüro Unna absolviert. Das passt, denn seine Leidenschaft ist die Sprache, die er als professioneller Poetry-Slammer seit seinen Studententagen aktiv auslebt. „Es ist ein großer Glücksfall für mich, bei solch einem Arbeitgeber beschäftigt zu sein“, freut sich Heuser. Im Rahmen seines Volontariats kann Heuser aber auch eine ganze Menge Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen, die er auf seinem ungewöhnlichen bisherigen Lebensweg gesammelt hat.
Der Anfang seiner Leidenschaft bildete sein Schreiben, das er mit 16 Jahren begonnen hat: „Damals in den späten 1990er-Jahren rappten alle wie die Weltmeister“, sagt Heuser. Doch schnell merkte er, dass er da nicht reinpasste. Im Jahr 2005 hatte er dann seinen Schlüsselmoment: „Da lief im WDR-Fernsehen eine Poetry Slam-Sendung und ich wusste sofort, das will ich auch machen“, so der Slammer. Während seines Studiums in Münster traute er sich dann erstmals auf die „offenen Bühne“ der Szene.
Vortragende und Veranstalter
Zu Beginn des Jahres 2008 folgte in der Kulturkneipe Frauenstraße 24 in Münster sein erster Slam-Auftritt: „Ich war auf den offenen Bühnen nicht ausgebuht worden und wollte es einfach mal in einem Wettbewerb wissen“, so Heuser. Es gelang und er belegte den ersten Platz. Somit war er auch zur NRW-Meisterschaft qualifiziert, wo er bis ins Finale kam und den vierten Platz errang. Zahlreiche Slams und Meisterschaften folgten und nachdem er seine Studien der Politikwissenschaften, der Soziologie und in Niederländisch mit dem Bachelor abschloss, wendete er sich professionell dem Slam zu.
„Nicht nur als Teilnehmer, auch als Veranstalter machten meine Freundin und ich uns selbstständig“, so Heuser. In Lüdenscheid, Münster, Nordhorn, Gronau und in vielen Städten mehr war das Künstlerpaar als Veranstalter sowie Heuser als Moderator geschätzte Veranstalter und Gastgeber. Seine Solo-Karriere unter dem Pseudonym „Peter Panisch“ schritt ebenso erfolgreich weiter voran. Er wurde NRW Vizemeister 2017, veranstaltete die NRW-Meisterschaften 2018 in Lüdenscheid und brachte Anfang 2020 seinen Poetry-Clip „DIKTAT“ heraus, ehe Corona allem vorerst ein Ende setzte.

Gefühle im Mittelpunkt
Eines Tages, inmitten der Pandemie, meldete sich ein Lehrer aus Osnabrück bei Heuser, der mit seinem Poetry-Clip im Unterricht arbeiten wollte. „Das fand ich gut und habe gleich zugestimmt“, so der Slammer. Dann habe er gut zwei Wochen nichts mehr davon gehört und glaubte, dass sich das Projekt erledigt habe. Schließlich meldete sich der Lehrer und erklärte, das Gegenteil sei der Fall: „Die Jugendlichen schrieben wie wild“, erinnert sich Heuser. Das Gedicht sei didaktisch unglaublich wertvoll, so der Lehrer.
Zudem, erklärte er, schreibe er auch für den bekannten Klett-Schulbuchverlag. Der Gedanke, aufgrund des Erfolgs das Thema Poetry-Slam in ein Kapitel für den Deutschunterricht aufzunehmen, kam bei Heuser gut an. „Viele meinen, Poetry-Slam-Texte seien nur lustig oder stets gereimt, aber das greift viel zu kurz“, so Heuser. Es gehe primär um Gefühle, mit denen man seine Zuhörer in den Bann ziehen will. Diese können fröhlich, aber auch traurig und ernst sein. Nun ist er mit seinem Gedicht-Video „DIKTAT“ als Lerngrundlage zur medialen Gestaltung von Gedichten im Lehrwerk „Deutsch kompetent 9“ enthalten. Nach den Sommerferien wird das Buch erstmals im Unterricht eingesetzt.
In Unna wird es auch wieder einen Profi-Poetry-Slam geben und zwar am Freitag, 31. März, in der Lindenbrauerei. Unter dem Titel UNNAHÖRT! wird dort ein Best of Slam mit echten Meistern stattfinden. Veranstaltet wird der Slam vom Westfälischen Literaturbüro in Kooperation mit der Lindebrauerei und moderiert vom Unnaer Poetry-Slammer Simeon Buß und Marian Heuser. Infos und Anmeldung unter www.lindebrauerei.de.