© Udo Hennes
Nike Fischer kannte Unna nur als Kasernenstandort. Jetzt aber war die 21-Jährige, die auf der Nordseeinsel Neuwerk lebt, für eine Spezial-OP hier. Der Rücktransport brachte Tücken mit sich.
Unna – die Berufssoldatin Nike Fischer kannte die Stadt nur, weil es hier eine Kaserne gibt. „Ich habe da schon Post hingeschickt“, erinnert sie sich. Die 21-Jährige hat fast zwei Wochen im Christlichen Klinikum Unna-West (CKU) verbracht, weil sie sich einer Spezial-OP an ihrem Becken unterziehen musste.
Dreifache Beckenosteotomie – so nennt sich das Verfahren, mit dem eine angeborene Hüft-Fehlstellung korrigiert wird. Entwickelt wurde sie in den 1970er-Jahren in Dortmund. Und auch heute gibt es nur eine Handvoll Kliniken, die diese Operation durchführen. Eine davon ist das CKU, wo mit Oberarzt Dr. Axel Küpper einer der wenigen geschulten Experten tätig ist.
Etwa eine solche Operation pro Woche wird am CKU durchgeführt – jede einzelne ist eine Herausforderung. Wer kommt, um die Beckenfehlstellung richten zu lassen, damit der Hüftkopf anschließend besser in der Gelenkpfanne sitzt, hat einen großen Leidensdruck.
Davon berichtet auch Nike Fischer. Die junge Soldatin plagte sich etwa eineinhalb Jahre lang mit großen Schmerzen. Ihr Truppenarzt verwies sie an die Uniklinik Eppendorf (UKE) in Hamburg. Und dort war bekannt, dass Dr. Axel Küpper ein Spezialist auf diesem Gebiet ist.
Küpper hat bereits als junger Assistenzarzt die Langzeitwirkung der Dreifachen Beckenosteotomie befasst und seine Doktorarbeit darüber geschrieben. „Die Ergebnisse sind wirklich extrem gut“, hebt er den großen Nutzen der Behandlung hervor. Die jungen Patientinnen und Patienten werden dauerhaft von Schmerzen befreit, einem Gelenkverschleiß wird vorgebeugt.
Im Röntgenbild sind die Schrauben deutlich zu sehen, die in Nike Fischers rechte Beckenhälfte eingesetzt wurden. © Udo Hennes
Das UKE befindet sich deshalb bereits in engem Kontakt mit Küpper und der Klinik für Orthopädie am CKU um Chefarzt Dr. Matthias Pothmann. In der norddeutschen Hansestadt soll die Dreifache Beckenosteotomie auch möglich sein. Die Kooperation ist schon länger in Planung, konnte wegen der Corona-Pandemie aber noch nicht umgesetzt werden. Dr. Küpper wird die Kollegen aus Hamburg intensiv schulen müssen – in Zeiten erforderlicher Reduzierung von Kontakten undenkbar.
Nike Fischer ist froh, dass sie die Operation hat durchführen lassen. Dabei wird sie noch länger mit den Folgen zu kämpfen haben. Ihr rechtes Bein darf sie drei Monate lang nicht belasten und auch danach wird die Mobilität nur langsam zurückkehren können. Gelohnt hat sich die Operation für sie aber auf jeden Fall: Die 21-Jährige hat nun die Aussicht auf ein schmerzfreies Leben.
Der Rücktransport der Patienten auf die Insel Neuwerk, wo sie eine von 25 Bewohnerinnen und Bewohnern ist, hatte es in sich – denn der war abhängig von den Gezeiten. Nike Fischer wurde nachts aus Unna abgeholt und liegend nach Cuxhaven gebracht. Dort gingen die Rettungssanitäter mit an Bord des Schiffes nach Neuwerk. „Meine Familie wird sich um mich kümmern“, erklärt die Patientin.
Neuwerk ist für Fahrten mit Pferdekutschen durch das Watt zwischen der Insel und Cuxhaven bekannt. © picture alliance/dpa
Beruflich möchte sich Nike Fischer trotz der erfolgreichen Operation umorientieren. Vielleicht mache sie ein duales Studium, sagt die junge Frau. Die Insel Neuwerk, die oft als Hamburger Außenposten bezeichnet wird, lebt ausschließlich vom Tourismus und ist berühmt für die Kutschfahrten über das Watt. In diesem Bereich ist auch die Familie von Nike Fischer tätig.