Bevor die Wohnungslosen geimpft wurden, wurden sie intensiv über den Impfstoff informiert. 42 Menschen ließen sich auf dem Hinterhof der Wohnungslosenhilfe an der Hansastraße gegen Covid-19 impfen. Folgeimpfungen sind nicht erforderlich. © Plogmann / Caritas Kreis Unna
Pandemie
Viele obdachlose Menschen in Unna sind bereits geimpft
Wenn Obdachlose als schwierige Klientel bezeichnet werden, bezieht sich das auf fehlende Strukturen im Alltag. Sie zu impfen, ist eine besondere Herausforderung. In Unna ist das jetzt geschehen.
von Dirk Becker
Unna
, 18.05.2021 / Lesedauer: 3 minAbseits des Geschehens im Impfzentrum und in den Arztpraxen haben inzwischen in Unna auch die ersten obdachlosen Menschen ihre Spritze gegen Covid-19 erhalten. Das gab Silvia Engemann vom Caritasverband im Kreis Unna im Rahmen der Sitzung des Integrationsrates der Stadt Unna bekannt.
Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag haben sie demnach Spritzen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson bekommen. Er bietet sich für Obdachlose besonders an, weil eine Dosis reicht, Folgeimpfungen sind also nicht erforderlich. Gerade wohnungslose Menschen haben oft nicht die Alltagsstruktur, die eine Planung von Terminen ermöglicht. Sie passend zum zweiten Termin zu erreichen, wäre also schwierig gewesen.
42 Impflinge haben mit einer Spritze den vollen Schutz
Jan Wandschneider, bei der Caritas für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, bestätigt, dass 42 Menschen geimpft worden sind. Die Spritzen wurden auf dem Hinterhof der Wohnungslosenhilfe der Caritas an der Hansastraße verabreicht. Größere Nebenwirkungen habe es so gut wie gar nicht gegeben.
Der Impfstoff von Johnson & Johnson wurde sorgfältig aufbereitet, ehe er verimpft wurde. © Plogmann / Caritas Kreis Unna
Genau das könnte dazu führen, dass es weitere Termine geben wird, denn längst nicht alle Obdachlosen in Unna haben sich für eine Impfung entschieden. „Die 42 sind nur ein Teil derer, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind“, sagt Wandschneider. Wenn Obdachlose nun sehen, dass ebenfalls wohnungslose Bekannte und Freunde die Impfung problemlos überstanden haben, könnten auch sie die Spritzen in einem weiteren Anlauf wollen.
„Die Obdachlosen freuen sich darüber, dass für sie nach der Wartezeit von 14 Tagen die Ausgangssperre nicht mehr gilt“, berichtete Silvia Engemann im Integrationsrat. Das Leben auf der Straße – auch nachts – ist für Obdachlose eben ein ganz besonderes Stück Normalität.
Schwieriger Zugang auch zu Menschen mit Einwanderungsgeschichte
Der Integrationsrat befasste sich am Montagabend mit dem Thema Impfungen, weil auch der Zugang zu Menschen mit internationaler Familiengeschichte nicht immer leicht ist. Sie setzen laut Verena Giese von In Via Unna zu oft auf „fragwürdige Informationen aus dem Internet“. Die Caritas, In Via, aber auch die Werkstatt Unna und die Lüsa wollen versuchen, diese Menschen zu erreichen und vielleicht auch Vorbilder zu finden. Silvia Engemann: „Es hat eben eine große Bedeutung, was der Imam oder eine Rabbinerin sagen.“ Bereits geimpfte Menschen könnten hier zur Vertrauensbildung beitragen.
Die Integrationsratsvorsitzende Ksenija Sakelsek erklärte, dass Flyer nicht die optimale Lösung seien. Nichts sei so erfolgversprechend wie eine direkte Ansprache.
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