Die Mitarbeiter der Stadtbetriebe Unna arbeiten mit nur kurzen Unterbrechungen Tag und Nacht, um die Straßen im Stadtgebiet befahrbar zu machen. Dabei allerdings stößt der Winterdienst aus verschiedenen Gründen an seine Grenzen.
Gerne ziehen Autofahrer den Vergleich: Hier ist alles vereist, in der Nachbarstadt ist das alles viel besser, heißt es dann. Tatsache aber ist, dass auch die Voraussetzungen völlig unterschiedlich sein können. Das weiß kaum jemand besser als Ralf Calovini, Bereichsleiter Grünflächen und Straßen bei den Stadtbetrieben Unna – und er wirbt im Gespräch mit dieser Redaktion um Verständnis.
Klar ist, dass die Stadtbetriebe mit ihrem Winterdienst nicht überall gleichzeitig sein können. Deswegen ist das Stadtgebiet von Unna in drei Dringlichkeitsstufen unterteilt. Die Dringlichkeitsstufe richtet sich dabei nach der Wichtigkeit der Straße und und der Gefährlichkeit. Beide Faktoren fließen also in die Bewertung ein.
Das Problem ist aber nicht nur, wo geräumt wird, sondern auch wie. Die Räumfahrzeuge von Straßen NRW etwa fahren mit großer Geschwindigkeit über Bundesstraßen und Autobahnen. Ihre Fahrer müssen oft nicht auf parkende Autos und Gehwege achten, der Schnee fliegt weit zur Seite. Trotzdem sind oft auch solch große Straßen nicht von Eis und Schnee befreit.
Die Stadtbetriebe haben unterschiedliche Fahrzeuge im Einsatz, je nach Einsatzort. © Anna Gemünd
„Die Verhältnisse sind bei uns anders“, erklärt Calovini. „Wir haben häufig viel engere Verhältnisse.“ Trotzdem müssen auch die Räumfahrzeuge der Stadtbetriebe ein bestimmtes Tempo halten, damit der Schnee sich vom Pflug lösen kann. Der Schnee bleibt am Straßenrand und in der Mitte liegen, die Fahrspuren bleiben relativ schmal. „Wenn sich dann zwei Lkw begegnen, fährt meist mindestens einer von beiden in den Schnee am Rand und schiebt damit große Teile zurück auf die Straße. Das sieht dann aus, als wären wir gar nicht dagewesen“, weiß Calovini.
Inzwischen ist das Problem, dass der Räumschild nur noch über die Eisflächen rutscht. Das Eis selbst lässt sich damit nicht entfernen. Die Eisflächen sind entstanden weil es in der Nacht zum Sonntag erst stark geschneit hat. Dann fiel zwei Stunden lang Eisregen, darauf dann wieder Schnee. So entstand eine kompakte Schicht.
„Das ist mit normalen Wintern nicht zu vergleichen“, sagt Calovini. Er werde immer wieder von Menschen an den Winter 2010 erinnert. Damals aber seien die Verhältnisse ganz anders gewesen. Der Schnee habe sich über Tage nach und nach aufgebaut, diesmal fiel er innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums. „Solche Verhältnisse hatten wir zuletzt 1978“, sagt der Fachmann.
Dass die Straßen nicht grau werden, ärgert auch ihn. „Ich habe auf mehr Sonnenschein gehofft“, musste Calovini Hoffnungen auf Tauwetter vorerst begraben. Wie hartnäckig Schnee und Eis sich auf den Fahrbahnen halten, hängt auch von den Rahmenbedingungen ab. „Man sieht auch ganz genau, wo Schneeverwehungen waren. Da ist es jetzt nämlich immer noch weiß“, erklärt Calovini.
Der Kampf gegen das Eis ist nur mit Salz zu gewinnen. Es seien wohl etwa 150 bis 200 Tonnen, die die Stadtbetriebe schon ausgebracht hätten, schätzt Calovini. Alle Fahrzeuge seien im Einsatz.
Das Salz aber könne nur gestreut werden, wenn es nicht schneit. „Es bringt ja nichts, wenn wir das gerade gestreute Salz mit dem Pflug wieder wegschieben müssen.“ Immerhin: Die Salzvorräte der Stadtbetriebe reichen aus. „Wir sind gut aufgestellt“, nimmt Calovini mögliche Sorgen.
Wie herausfordernd die Situation für alle Winterdienste ist, zeigt ihm ein Blick nach Dortmund. Die Start- und Landebahn sei immer noch nicht von Eis und Schnee befreit, obwohl dort wesentlich effektiveres Gerät zur Verfügung stehe. Auch am Mittwoch starteten und landeten in Dortmund keine Flugzeuge.
Calovini hält im Übrigen nichts davon, etwa Schneefräsen für die Stadt Unna anzuschaffen. Es handele sich um eine besondere Ausnahmesituation. „Wir reden hier schließlich von Steuergeldern. Und die müssen wirtschaftlich verwendet werden.“ Eine Schneefräse etwa werde sich nicht rentieren.