Kapituliert Stadt Unna vor Vandalismus im Kurpark? Bürger-Engagement „mit Füßen getreten“

Kurpark-Verein: Bürger-Engagement „mit Füßen getreten“
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Was mit bürgerschaftlichem Engagement angeschafft wurde, verschwindet oder wird dem Vandalismus preisgegeben: Der Kurpark-Förderverein kritisiert die Stadt Unna für ihren Umgang mit dem Stadtpark.

Kurpark-Verein kritisiert Stadt

Was die Stadt Unna tut oder unterlässt im Kurpark, ruft nun deutliche Kritik vonseiten des Kurpark-Fördervereins hervor. Die für den Park Verantwortlichen bei der Stadt Unna hatten unter anderem berichtet, sie würden Infotafeln gar nicht mehr von Graffiti befreien. Leuchtende Eingangstore sollen nicht erneuert werden, wenn sie defekt sind.

„Schlag ins Gesicht“

Die Stadt lasse die Kurpark-Möblierung „verkommen“, kommentiert der Förderverein Kurpark Unna-Königsborn in einer Pressemitteilung. Den Kurs, den die Stadt als Eigentümerin des Parks eingeschlagen hat, bezeichnet der Verein als „Schlag ins Gesicht jeglichen bürgerlichen Engagements“.

Der Verein habe in den vergangenen Jahren viel Geld zusammengetragen für die Möblierung des Parks und für Infotafeln, die an die Historie erinnern. „Heute sind sie zumeist zugeschmiert – Eigentümerin Stadt will offenbar nicht reinigen“, so der Förderverein.

Verein hat Lichttore mitfinanziert

Geld des Fördervereins war auch in die Lichttore an den Eingängen des Parks geflossen. Eines ist bereits verschwunden. Die anderen sollen wie berichtet laut Stadt Unna bei einem Ausfall der Beleuchtung nicht mehr erneuert werden. Dem Förderverein habe die Stadt dies gar nicht mitgeteilt, erklärt der Verein. „Damit wird nicht nur das Engagement des Vereins mit Füßen getreten, sondern auch die finanzielle Hilfsbereitschaft vieler Menschen, die in den vergangenen Jahren mit vielen Spenden überhaupt Neuerungen im Park möglich gemacht haben“, sagt Thomas Horschler, Vorsitzender des Fördervereins.

Die Lichttore wurden 2007 aufgestellt, dieses am Parkeingang in der Nähe des Friedrichsborns.
Die Lichttore wurden 2007 aufgestellt, dieses am Parkeingang in der Nähe des Friedrichsborns. © Archiv

Pflanzen sorgen für Irritation

Während Ausstattung „verkommt oder sang- und klanglos verschwindet“, werde dies „mit der Ankündigung von neuen Blumenpflanzungen kaschiert“. Die Stadt Unna hatte unter anderem 9.000 neue Krokusse angekündigt. Der Vorstand des Förderverein reibe sich hier verwundert die Augen: Der Verein habe der Stadt neulich Spenden für blühende Stauden und Blumenzwiebeln angeboten, man habe beispielsweise Pflanzaktionen mit Schulklassen angeregt. Das Angebot sei aber abgelehnt worden mit der Begründung, blühende Büsche seien besser, weil pflegeleichter.

Gespräch zwischen Stadt und Verein

Die Stadt Unna zeigt sich ihrerseits irritiert wegen der aktuellen Kritik. Erst am Wochenende vor der Veröffentlichung der jüngsten Pressemitteilung habe es einen Austausch gegeben zwischen dem Vereinsvorsitzenden Horschler und Unnas Erstem Beigeordneten Sandro Wiggerich bezüglich der Lichttore. Beide hätten hierzu „ein weiteres Gespräch in Aussicht genommen“, teilt die Stadt Unna mit.

Man nehme die Kritik nun aber zum Anlass, um Missverständnisse klarzustellen:

Stadt prüft Ersatz für Lichttore

Das inzwischen von den Stadtwerken entfernte Lichttor am Friedrichsborn hatte laut Stadt einen Vandalismus-Totalschaden. Ersatzteile gebe es bei bestimmten Schäden nicht. „Leider wurde bei der damaligen Beschaffung nicht hinreichend auf Nachhaltigkeitskriterien geachtet, zu denen auch die langfristige Verfügbarkeit von Ersatzteilen gehört“, schreibt die Pressestelle im Rathaus. Es sei daher bedauerlicherweise nicht zu vermeiden, dass die Lichttore nach und nach verschwinden werden. „Möglichkeiten für eine ansprechende und nachhaltige Neugestaltung der Eingangsbereiche des Kurparks als Ersatz für die Lichttore“ würden derzeit geprüft.

Graffiti: Aufgabe für Stadtmarketing

Das andere große Problem: Graffiti an Tafeln und Schildern ließen sich auch mit einer verstärkten Präsenz des Ordnungsdienstes nicht sicher verhindern, denn eine Rund-um-die-Uhr-Kontrolle des Kurparks sei nicht möglich, so die Stadtverwaltung. Die gärtnerische Pflegetruppe des Kurparkkümmerers Michael Witthüser sei für die Entfernung von Graffiti nicht ausgebildet oder ausgestattet, sodass Schmierereien von diesen Mitarbeitern tatsächlich nicht entfernt würden. Die Zuständigkeit für die Graffiti-Entfernung sei an die Stabsstelle Stadtmarketing übergegangen.

Ein Spendenangebot für Stauden oder Zwiebeln würde dankbar angenommen, heißt es von der Stadt, da Neupflanzungen Teil des Pflegekonzepts seien. Ein solches Angebot des Kurpark-Vereins sei jedoch weder dem Bereichsleiter Umwelt noch dem Ersten Beigeordneten als den zuständigen Entscheidungsträgern in der Stadtverwaltung bekannt. Der Beigeordnete Wiggerich werde nun aber das Gespräch mit dem Verein suchen.

Michael Witthüser ist Unnas Kurparkkümmerer. Dieser 2021 neu geschaffene Posten sowie Investitionen in Pflege, Pflanzen und Mobiliar zeugen vom städtischen Engagement für den Park.
Michael Witthüser ist Unnas Kurparkkümmerer. Dieser 2021 neu geschaffene Posten sowie Investitionen in Pflege, Pflanzen und Mobiliar zeugen vom städtischen Engagement für den Park. © Archiv

Stadt investiert in Kurpark

Grundsätzlich verweist die Stadt auf „sechsstellige Haushaltsmittel und ungezählte Personalstunden“, die sie jährlich in Unterhaltung und Weiterentwicklung des Kurparks stecke. Mit der Einrichtung des Kurparkkümmerers und der Bereitstellung zusätzlicher investiver Mittel sei eine positive Entwicklung angestoßen worden, erkennbar an einem besseren Pflegezustand, neuen Bäumen, Sträuchern, Blumen, Bänken und Abfalleimern.

„Es bleibt das Ziel der Kreisstadt Unna, die verbesserte Pflege des Kurparks zu verstetigen und den Park weiter aufzuwerten“, erklärt die Pressestelle. Bürgerschaftliches Engagement für die Stadt sei jederzeit herzlich willkommen. In jedem Fall, so die Stadt, sollte eine Situation vermieden werden, wie sie 2017 zur Auflösung des ersten Kurpark-Vereins geführt habe. Die Stadt habe daher auch ihr bestehendes Angebot an den Kurparkverein erneuert, bei Bedarf auch kurzfristig miteinander ins Gespräch zu kommen und die weitere Entwicklung des Kurparks konstruktiv zu begleiten.

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