Schwerkranke Unnaerin (63) zurück aus Mexiko „Gott, danke, dass ich hier sitze und lebe“

Schwerkranke Unnaerin zurück aus Mexiko: „Gott, danke, dass ich lebe“
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Hanna Stukenbrok aus Unna leidet seit Jahren an der Primär progredienten MS (PPMS), die als seltene Form von Multiple Sklerose gilt. „Die Krankheit schreitet massiv voran. Vor wenigen Jahren konnte ich noch normal gehen und jetzt schaffe ich nur noch 100 Meter mit zwei Gehilfen“, sagt die 63-Jährige im Dezember der Redaktion.

Zu diesem Zeitpunkt hat sich Hanna Stukenbrok als letzte Hoffnung im Kampf gegen die progressive MS-Erkrankung für eine Stammzellentransplantation in Mexiko entschieden. In Mexiko deshalb, weil in Deutschland die Altersgrenze für diese Behandlung bei 45 Jahren liegt. Hanna Stukenbrok zahlt für ihre Gesundheit mehr als 50.000 Euro. Die Therapie ist wegen der großen potenziellen Nebenwirkungen zwar hochriskant. Aber das ist es der 63-Jährigen wert.

Hanna Stukenbrok mit ihrem Mitpatienten, der in Mexiko verstarb.
Hanna Stukenbrok mit ihrem Freund und Mitpatienten, der in Mexiko verstarb. © Privat

„Das war ganz schlimm für mich.“

Hanna Stukenbrok ist nicht die einzige, die die Stammzellentherapie über sich ergehen lässt, in der Hoffnung, das Fortschreiten der MS zu stoppen. Eine Besserung ist ohnehin eher unwahrscheinlich. Mit einem weiteren Patienten freundet sie sich an. Umso mehr nimmt sie sein tragisches Schicksal mit: Denn der Deutsche Jürgen E. verkraftet die anstrengende Chemotherapie nicht und stirbt. „Das war ganz schlimm für mich. Fünf Stunden vor seinem Tod habe ich ihn noch gesehen. Wir haben immer zusammen Spritzen bekommen. Die Chemo hatten wir bis dahin gemeinsam durchgestanden. Es war sehr schmerzvoll.“

Was Jürgens Sterben noch schlimmer macht: Es ist offenbar nicht auszuschließen, dass die mexikanische Klinik eine Mitschuld an dem Tod trifft.

Hanna Stukenbrok versucht in Unna wieder dem Alltag nachzugehen.
Hanna Stukenbrok versucht in Unna wieder dem Alltag nachzugehen. Während der Chemotherapie infolge der Stammzellentransplantation hat sie ihre Haare verloren. Ihr Hund Dama ist jetzt wieder an ihrer Seite. Ebenso wie ihr Mann Jürgen. © Privat

Hanna Stukenbrok ist froh noch am Leben zu sein

Der Tod ihres Mitpatienten belastet sie sehr. Doch Hanna Stukenbrok selbst hat nur leichte Nebenwirkungen und zieht die Therapie deshalb durch. Trotzdem ist sie am Ende froh, wieder aus der Klinik raus zu sein. „Als ich im Flugzeug war, dachte ich ‚Gott, danke, dass ich noch lebe‘“, erzählt sie.

Mittlerweile ist Hanna Stukenbrok seit 19 Tagen wieder in Unna. Das Gefühl wieder zu Hause zu sein und die Stammzellen-Transplantation bisher gut angenommen zu haben beschreibt sie als: „Unbeschreiblich, im positivsten Sinne.“

Ihr Ehemann umsorgt sie, Hund Dama ist auch wieder an ihrer Seite. Aufgrund der Chemotherapie roch Hanna Stukenbrok wohl etwas anders, was ihren Hund zunächst irritierte. Mittlerweile schnuppert Dama aber wieder gerne an ihr.

Hanna Stukenbrok leidet an PPMS, einer schweren Form von Multiple Sklerose.
Hanna Stukenbrok leidet an PPMS, einer schweren Form von Multiple Sklerose. Das Foto zeigt sie im Dezember 2024 in ihrem Zuhause in Unna. Zu diesem Zeitpunkt sammelte sie Spenden für die Stammzellentransplantation in Mexiko. © Stefan Schier

Ein Heilungsprozess mit Rückschlägen

Fragt man Hanna Stukenbrok nach ihrer bisherigen Bilanz, gibt sich die 63-Jährige „in Gänze zufrieden“. Doch über den Berg ist sie noch längst nicht und weiß das auch: „Im Moment spielt mein Blut ein bisschen verrückt. Meine Leukozyten (Blutzellen, die für die Infektabwehr verantwortlich sind, Anm. d. Red.) sind viel zu niedrig. Da muss nur irgendwie ein heftiger Infekt kommen. Wenn jetzt einer kommt, der mich mit Corona ansteckt, dann bin ich mir sicher, dass ich das nicht überlebe, weil ich in dem Fall gar keine Abwehrkräfte habe.“

Hanna Stukenbrok und ihr Mann Jürgen durchstehen die MS-Erkrankung gemeinsam.
Hanna Stukenbrok und ihr Mann Jürgen durchstehen die MS-Erkrankung gemeinsam. Ihr Mann unterstützt sie, wo er nur kann. Jetzt versuchen sie das Leben in Unna wieder zu genießen. © Privat

„Habe alles gemacht, was ich machen konnte, um MS zu stoppen“

Bis zu drei Monate kann es dauern, bis Hanna Stukenbroks Immunsystem wieder so stabil ist wie vor der Therapie. Und doch ist sie glücklich, den herausfordernden Schritt gegangen zu sein.

„Ich bin total froh, weil ich jetzt alles gemacht habe, was ich machen konnte, um die MS zum Stoppen zu kriegen und im besten Falle noch bewegliche Verbesserungen zu erreichen.“