Ein SUV-Fahrer verletzte auf einem Zebrastreifen eine Frau, die einen Kinderwagen schob – und löste damit Rufe nach mehr Verkehrssicherheit an der Landstraße 821 im Unnaer Westen aus. Anlieger, die eine Ampel befürworten, bekommen jetzt politische Unterstützung.
Massens Ortsvorsteher Meinolf Moldenhauer (SPD) hat Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) am Mittwoch (8.1.) einen „wütenden Brief“ geschrieben, wie Moldenhauer selbst sagt. Denn Beschwerden über die unzureichende Verkehrssicherheit an dem Zebrastreifen an der Kleistraße gebe es schon jahrelang, seien aber leider ohne Konsequenzen geblieben, weil der Landesbetrieb Straßen NRW gegen eine Ampel sei. Moldenhauer fordert nun eine neue Initiative aus dem Rathaus. Der Bürgermeister soll die Angelegenheit zur Chefsache machen.

Der Unfall hatte sich am 19. Dezember ereignet – an dem Zebrastreifen südlich der Kreuzung Kleistraße (L821)/Unnaer Straße/Karlstraße in Obermassen. Viele Passanten fühlen sich dort nicht sicher, wie unser Reporter am Tag nach dem Unfall bei einer stichprobenartigen Umfrage an Ort und Stelle erfuhr. Autofahrer würden dort oft nicht anhalten, sie würden Fußgänger übersehen – und das obwohl der Zebrastreifen außer durch Schilder noch durch blau-weiße Leitpfosten und durch Straßenleuchten flankiert wird.
In Massen kritisierte ein Anlieger nach dem Unfall eine mutmaßliche Ungleichbehandlung. Denn 800 Meter südlich der Problemstelle mit dem Zebrastreifen war es vor Jahren für die Stadt Unna kein Problem, die Aufstellung einer Ampel anzuordnen.
Die sogenannte Pferdeampel wurde vor dem dortigen Reitsportzentrum errichtet, um Reitern einen sicheren Weg über die Straße Massener Heide (Kreisstraße 31) zu ermöglichen. An der Kreuzung Kleistraße (L821)/Unnaer Straße/Karlstraße hingegen blieben Wünsche nach einer Ampel unerfüllt. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass der Zebrastreifen ein Teil des Schulwegs zur benachbarten Sonnenschule ist.

Ortsvorsteher sieht „Paradoxie“
„Warum haben Pferde eine Ampel, aber Kinder nicht?“ Diese Frage eines Anwohners bewegt auch Massens Ortsvorsteher Meinolf Moldenhauer, der im Wutbrief an Bürgermeister Wigant eine „gewisse Paradoxie“ anspricht: Die Anforderungsampel vor dem Reitsportzentrum sei durchaus sinnvoll; das Verkehrsaufkommen in der Massener Heide sei allerdings deutlich geringer als auf der Kleistraße. Es „darf nicht sein, dass wir Schulkindern und Fußgänger/innen einen geringeren Schutz einräumen als Reitsportler/innen mit ihren Pferden“, meint Moldenhauer.
Der Ortsvorsteher hat sich seit seiner Amtsübernahme im September 2023 mit mehreren Bürgerbeschwerden zur Verkehrssituation an der Kleistraße befasst. Beim Landesbetrieb Straßen NRW beantragte er im November 2023, auch auf der südlichen Kleistraße Tempo 30 einzuführen. Auch auf die besondere Unfallgefahr an dem Zebrastreifen habe er hingewiesen. Doch der Landesbetrieb habe den angesprochenen Bereich in einer Antwort als „verkehrssicher“ eingeordnet.
In seinem Wutbrief schildert Moldenhauer dem Bürgermeister auch persönliche Erlebnisse mit rücksichtslosen Autofahrern auf dem Zebrastreifen. Solche Situationen erlebe er an der Stelle regelmäßig. Moldenhauer bittet den Bürgermeister, „sich mit all Ihrer Autorität gegenüber dem Landesbetrieb (...) dafür einzusetzen, dass zum Schutze von Schulkindern, Fußgänger/innen und Fahrradfahrer/innen im Bereich der südlichen Kleistraße Tempo 30 eingeführt wird und der jetzige Zebrastreifen durch eine Ampel ersetzt wird“.
Unabhängig von dem Brief tauchte die Kleistraße 2024 auf einer bei der Stadt Unna geführten Liste von Straßen auf, für die Einführung von Tempo 30 infrage kommt. Eine Prüfung ergab jedoch: Die Voraussetzungen für die Anordnung von Tempo 30 liegen laut Stadtverwaltung nicht vor – weder aus Lärmschutzgründen noch nach der Straßenverkehrsordnung.
Bürgermeister hält Möglichkeiten für ausgeschöpft

Bürgermeister Wigant äußert sich auf Anfrage der Redaktion nicht konkret dazu, ob er im Sinne des Wutbriefs eine neue Initiative beim Landesbetrieb Straßen NRW starten wird und ob er für oder gegen eine Ampel ist. Er verweist auf bisher erzielte Verbesserungen, hält offenbar die Möglichkeiten für ausgeschöpft.
Er habe sich nach dem tragischen Unfall bereits über die Gegebenheiten vor Ort informiert. „Bis zu diesem Unfall waren weder dem Ordnungsamt noch der Polizei dort Unfälle aus den vergangenen drei Jahren bekannt“, so Wigant. Grundsätzlich befürworte er die Schaffung größtmöglicher Verkehrssicherheit, insbesondere für die schwächeren Verkehrsteilnehmer, die dort unterwegs sind.
„Um die Sicherheit an der Kreuzung entsprechend zu erhöhen, wurde eigens ein Fußgängerüberweg für diesen Schulweg geschaffen. Das Ortseingangsschild wurde versetzt, damit StVO-konform der Zebrastreifen angeordnet werden konnte. Da weder eine Häufung von Unfällen noch eine ungesicherte Querung vorliegt, ist der Fußgängerüberweg aus Sicht der Verwaltungsfachleute an dieser Stelle aus Verkehrssicherheitsgründen ausreichend.“ Er folge dieser Einschätzung der Fachmitarbeiter und der Polizei.
Bürgermeister: Pferdeampel, „um Unfälle zu vermeiden“
Warum es an der Massener Heide eine Pferdeampel gibt, aber keine Ampel für Kinder nahe der Grundschule, erklärt Wigant so: „Vor Jahren wurde auf Antrag des Besitzers der Reitanlage angeordnet, an der Reitanlage diese sogenannte Pferdeampel zu installieren. Besonders bei Turnieren querten sehr viele Pferde und ihre Reiter, aber auch Kinder und Familien die dann auch durch große Fahrzeuge wie Pferdetransporter viel befahrene Straße. Um Unfälle zu vermeiden, wurde seinerzeit diese Ampel installiert. Sie wird allerdings nur nach Bedarf durch die Reiter eingeschaltet.“
Das wünschen sich auch weiter Anlieger für die Kleistraße: eine Ampel, die nach Bedarf durch Kinder und Erwachsene eingeschaltet wird, um Unfälle zu vermeiden.