Erst Tübingen, dann Köln und demnächst vielleicht auch Unna: Die Einwegverpackungssteuer soll hier einen zweiten Anlauf nehmen, nachdem ein Antrag von Bündnis 90/Die Grünen 2023 gescheitert war. Vorbild soll die Stadt Tübingen in Baden-Württemberg sein, dort gibt eine solche Steuer bereits seit drei Jahren. Nachdem jetzt auch das Bundesverfassungsgericht im Januar entschieden hatte, dass die Einwegverpackungssteuer verfassungsgemäß sei, wird diskutiert, wie es in Unna weitergehen soll.
Bedeuten würde das für die Gastronomie vor Ort, dass auf Dinge wie Einwegbecher oder Pommesschalen 50 Cent Steuern erhoben werden und 20 Cent auf Einwegbesteck und Strohhalme. Die Steuer würde von der Gastronomie sehr wahrscheinlich auf die Kunden umgelegt. Bei einer Umfrage in der Unnaer Innenstadt waren die Meinungen der Kunden vorwiegend positiv. Aber wie sehen die Unnaer Gastronomen die neue Verpackungssteuer?
Starke Meinungsverschiedenheiten in der Gastronomie
Für Hossain Howlader, Inhaber von Schnibbelgrün in der Massener Straße, gibt es eine klare Antwort. „Ich finde so eine Steuer sehr gut und befürworte so etwas“, so der Gastronom. Auch für die Kundschaft sei dies kein Problem. Er glaube nicht, dass durch die Einwegverpackungssteuer weniger Kunden in das Geschäft kommen würden. „Wie gut ein Mehrwegpfandsystem funktionieren würde, weiß ich nicht“, erklärt Hossain Howlander, „das ist nur schwer zu sagen.“
Während die einen die mögliche Steuer gutheißen, sehen sie andere Gastronomen als Problem an. Auch Britta Brockbals, Inhaberin des Senfladen Unna, möchte keine Steuer auf Einwegverpackungen in der Stadt. „Uns erdrücken die Steuern momentan sowieso schon“, erzählt sie. „Deswegen finde ich diese Idee nicht gut.“ Für Brockbals besteht auch die Gefahr, Kunden mit dem Aufpreis für Verpackungen abzuschrecken, da die Kosten schon so stark gestiegen seien. Mit einem Pfandsystem habe sie keine guten Erfahrungen gemacht.

Lieber belohnen anstatt bezahlen lassen
Ganz andere Erfahrungen hat Katja Vogt, die Besitzerin des Refugios in der Flügelstraße, gemacht. Sie ist ganz klar eine Befürworterin der Verpackungssteuer: „Ich bin auf jeden Fall für eine Steuer auf Einmalverpackungen, damit wir dadurch die Umwelt schützen können.“ Besonders Pfandsysteme mit Mehrwegbehältern findet Vogt gut, im Refugio gibt es genau so ein System. „Es ist nur schade, dass in Unna so wenig Gastronomien diese Systeme benutzen“, erklärt sie. „Das macht dann auch das Zurückgeben der Behälter schwieriger.“ Ihrer Meinung nach sollten Menschen auch einfach eigenes Besteck mitbringen, so könne man Müll durch Einwegverpackungen auf einem anderen Weg einsparen.
Ähnlich sieht dies auch Hüseyin Karadogan vom Café Ambiente in der Unnaer Innenstadt. Anstatt Steuern für Einwegverpackungen zu erheben, solle man Kunden belohnen, die eigenes Besteck mitbringen. „Ich finde es schwierig, etwas zu dieser Steuer zu sagen“, erzählt der Gastronom. „Der Umweltaspekt ist mir sehr wichtig und dafür wäre so eine Steuer gut, aber ich möchte die Dinge für meine Kunden nicht noch teurer machen.“ Für ihn sollten Kunden lieber Rabatt bekommen, wenn sie ihre eigenen Verpackungen mitbringen. „Meinen Stammkunden gebe ich schonmal einen Teller mit und sage ihnen, dass sie den beim nächsten Mal einfach wieder mitbringen sollen“, erzählt Hüseyin Karadogan lachend. „Ich finde, es wird uns allen schon schwer genug mit den Kosten gemacht.“

Was als nächstes passiert, bleibt noch offen
Ob man in Unna bald für seinen To-Go-Becher extra zahlen muss, bleibt bislang offen. Bei Verbrauchern und Gastronomen gibt es unterschiedliche Meinungen. Jetzt liegt es an Politik und Verwaltung, über die Steuer zu diskutieren und zu entscheiden.