Wie ein klassischer Karriereschritt sieht es nicht aus, wenn Unnas Erster Beigeordneter Jens Toschläger nun nach Bergkamen wechselt. Über seine Beweggründe ist viel spekuliert worden. Nun, nach der entscheidenden Abstimmung im Rat der Stadt Bergkamen, äußert er sich erstmals selbst dazu.
Die These, dass ein gewisser Leidensdruck eine Rolle gespielt hat und der Wechsel nach Bergkamen eben auch ein Wechsel von Unna weg gewesen sei, bestätigt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Seit dem vergangenen Donnerstag fühle ich mich viel entspannter“, merkt er an. An jenem Tag stimmte der Rat in Bergkamen dafür, den Unnaer zum Beigeordneten für den Technikbereich der Nordbergstadt zu machen.

Die Gründe für seine Unzufriedenheit im Unnaer Rathaus indes waren vielschichtiger. Und einige lagen schon vor der letzten Kommunalwahl vor. Der politische Stil in Unna, das Miteinander im und mit dem Rat und in der Verwaltung haben Toschläger belastet.
Da sei es zum Teil auch um Wertschätzung gegangen, für ihn selbst und für seine Mannschaft im Rathaus. „Wenn Ihnen ein Ratsherr nachsagt, dass ihre Baubehörde eine Bauverhinderungsbehörde sei, dann ist das schon heftig“, gibt Toschläger ein Beispiel. Immerhin sei jenes Ratsmitglied – Christoph Tetzner – seinerzeit noch von Bürgermeister Werner Kolter zu einer Entschuldigung für diese Formulierung aufgefordert worden. Heute vermisse er es, dass sich ein Bürgermeister auch einmal vor seine Leute stellt. Denn einen zu hohen Druck von der Politik auf die Mitarbeiter im Rathaus gebe es noch immer.
Als Arbeitgeber ist Unnas Rathaus nicht attraktiv
„Politisch unter Beschuss zu stehen, für mich als Beigeordneten ist das Teil meines Jobs. Aber Wertschätzung für die Mitarbeiter hier im Haus gibt es ja auch nicht. Die Politik sollte auch einmal sehen, welche Dinge die Bauverwaltung trotz allem auf den Weg gebracht hat. Und es sind viele Projekte so weit vorbereitet worden, dass sie jetzt nur noch umgesetzt werden müssen.“
Zu den widrigen Umständen habe die Politik allerdings auch beigetragen. Der Personalmangel in der Bauverwaltung und auch anderen Bereichen des Rathauses sei ein Stück weit hausgemacht. „Wenn Interna zu Besetzungsverfahren immer wieder an die Öffentlichkeit durchgestochen werden, braucht sich eine Stadt nicht zu wundern, wenn sich niemand dort bewerben will. Außerdem war Unna zuletzt wenig innovativ, was die Personalfrage angeht. Andere Kommunen etwa zahlen über den Tarifvertrag hinaus Zulagen, um am Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein. Unna hält am Gewohnten fest. Die Leitung für die Bauordnung haben wir jetzt schon zum dritten Mal ausgeschrieben. Gefunden haben wir niemanden.“
Politik in Unna kein verlässlicher Partner
Die Überlastung indes sei allerdings nicht nur eine Folge von fehlendem Personal, sondern zum Teil auch von unsinniger Mehrarbeit. „Wie viel Planungsarbeit haben wir zum Beispiel am Morgentor für die Tonne geleistet?“, fragt Toschläger. Für die dortige Platzgestaltung hatte Unna bereits ein umsetzungsfähiges Konzept und eine Förderzusage. Erst dann kam in der Politik Kritik an der Fällung einiger Bäume auf, was eine Neuplanung bewirkte.
Dabei sei es nicht allein Gegenwind, den er als SPD-Mann zu spüren bekommt. „Ja, bei manchem konnte man meinen, da ginge es schon um die nächste Kommunalwahl und darum, den Ersten Beigeordneten mit Blick auf eine mögliche Bürgermeisterkandidatur zu beschädigen. Oft allerdings erschien es mir so, dass auch innerhalb der Partnerschaft von Schwarz und Grün Reibereien bestehen, die die Positionsfindung unberechenbar machen.“
Toschläger hätte es sich nach seinen Worten gewünscht, wenn Parteibelange hinter sachlichen Fragestellungen zurückgetreten wären. Getroffen habe es ihn, wenn ihm selbst Parteienklüngel vorgeworfen worden sei. „Ich habe immer die Hausmeinung vertreten, die wir im Verwaltungsvorstand teils in intensiver Diskussion festgelegt haben“, betont er. „Auch dann, wenn es unangenehm war, etwa bei der Eissporthalle. Da hätte ich mir auch gewünscht, wenn die Verwaltung nach außen hin einheitlicher aufgetreten wäre. Und ja, dieser Hinweis geht dann auch an die Adresse des Dienstherren.“
Dass er sich am Ende in einer „Reihe“ mit Kerstin Heidler und Achim Thomae wiederfindet, Führungskräfte das Unnaer Rathaus in so großer Zahl verlassen, das sei vielleicht wirklich etwas, worüber man einmal nachdenken könne, so Toschläger. Die Ablehnung, die sie aufgrund ihres Parteibuches erfahren hätten, habe die persönlichen Fähigkeiten völlig außer Acht gelassen, meint er.
Auf eine offizielle Verabschiedung im Rat übrigens könne er gut verzichten, so der scheidende Beigeordnete. „Ich will mich da nicht hinstellen und mich für Worte bedanken müssen, die doch eigentlich gar nicht so gemeint sind.“