
© Stephanie Tatenhorst
Texanerin wirbelt für neue Ausstellung durchs Lichtkunstzentrum
Faszination Licht
Leiter hoch, Leiter runter. Von Wand zu Wand, von vorne nach hinten und zurück. Das ist grad Alltag für Adela Andea. Gern würde die Künstlerin im All ausstellen, doch das Lichtkunstzentrum Unna ist eine Alternative.
Auf 20.000 Schritte kommen Adela Andea und ihr Mann Alan im Moment täglich. Einen Stockwerkzähler haben sie zwar nicht, aber bis zur Ausstellungseröffnung am 29. Oktober hätten sie bestimmt auch den Mount Everest erklommen. Die texanische Lichtkünstlerin erarbeitet derzeit ihre Präsentation für die neue Ausstellung „Faszination Licht“ im Zentrum für internationale Lichtkunst - und ist im einstigen Keller der Lindenbrauerei völlig in ihrem Element.
Für die Künstlerin ist es ein Traum
„Ich fühle mich sehr geehrt, dass mich das Museum zu der Ausstellung einlud“, gibt sie strahlend, aber auch bescheiden zu. „Das Haus ist so berühmt und so viele Künstler, die mich inspirierten, haben hier ausgestellt. Dass ich jetzt hier bin, ist schier unglaublich. International wahrgenommen zu werden, ist ein Traum.“
Deutschland selbst ist der US-Amerikanerin nicht unbekannt. Sie stellte bereits im Rahmen von Europa-Tourneen in Frankfurt und Regensburg aus, aber in Unna war sie noch nicht. Für das Internationale Lichtkunstzentrum eine Installation zu entwickeln, war daher nicht leicht „Mein Mann war beruflich hier und brachte mir Video-Aufnahmen mit. Zudem hatte ich Fotos bekommen“, schildert sie die Vorbereitung.

Was soll Adela Andea verwenden und was nicht? Obwohl sie nur eine Auswahl an Utensilien mit nach Unna gebracht hatte, muss die Künstlerin immer wieder neu entscheiden, was in ihrer Ausstellung tatsächlich zu sehen sein soll. © Stephanie Tatenhorst
Doch dann bremste die Covid-Pandemie alles aus, und so ist Adela Andea seit nunmehr drei Jahren mit der Planung der Ausstellung befasst. Nun sei es für sie „super aufregend“, alles selbst zu sehen. „Ich brauchte ein paar Tage, um ein Gefühl für den Raum zu bekommen“, erklärt sie, dass sie nicht einfach loslegen konnte. „Ich bin eine installierende Künstlerin. Das ist etwas anderes, als ein Bild zu malen, das dann jeder an die Wand hängen kann. Ich entwerfe die Kunst vor Ort und beziehe den Raum mit ein.“
Historie mit Moderne vereinen
Die Historik des alten Lindenbrauerei-Gebäudes mit der modernen Lichttechnik kombinieren zu können, das reize sie besonders. „Es ist immer die Frage, wo hört die Architektur auf und wo fängt die Kunst an“, sagt sie. Und die rauen Felsen des Kellers inspirieren sie zu immer neuen Arrangements. Bis zur letzten Sekunde werde sie daher an der Ausstellung werkeln, auch wenn ihr Umfeld ihr dann immer wieder sagen würde, dass sie doch fertig sei. „Aber das ist ganz normal bei mir“, sagt sie lachend. „Ich kann dann auch nicht zum Essen gehen. Ich lehne immer mit der Begründung ab, dass ich doch arbeiten muss.“
Dabei ist die Herrichtung der Ausstellung tatsächlich eine enorme Aufgabe, der sich die Künstlerin stellt. „Es ist eine unglaubliche logistische Herausforderung“, sagt sie. Am Liebsten hätte sie ihr ganzes Atelier eingepackt und mitgenommen, aber aufgrund des zu transportierenden Gepäcks musste sie sich natürlich stark begrenzen. Auch die Lichtkunst zu installieren, muss genau durchdacht sein. „Ich fühle mich dabei wie eine Spinne, die ihr Netz in einem Raum webt“, beschreibt sie ihr Vorgehen. „Ich muss überlegen, wo ich meine Ankerpunkte setze und wann ich was zuerst mache, denn an viele Dinge komme ich ab einem gewissen Moment nicht mehr heran.“ Schließlich sollen die ganzen Kabel der Beleuchtung am Ende nicht mehr zu sehen sein.
Der Besucher wird von Lichtkunst umschlungen
Daher hat sie im hinteren Teil des dritten Sonderausstellungsraums im Lichtkunstzentrums begonnen und richtet ihn von hinten nach vorne her. Das Platzieren der Leitern und Hebebühnen auf dem unebenen Boden ist dabei schon selbst ein Kunststück. Oft muss Ehemann Alan die Leiter halten, wenn sich Adele in schwindelerregende Höhen wagt, um Lichtstäbe, Leuchtmaterial oder auf den ersten Blick kaum sichtbare Elemente an der Decke und den oberen Wänden zu befestigen.

Schwindelfrei ist die Künstlerin zum Glück: Unter der meterhohen Decke müssen diverse Lichtkunstobjekte angebracht werden. © Stephanie Tatenhorst
Am Ende soll der Ausstellungsbesucher in einem Dschungel der Kunst stehen und von Licht umschlungen sein. „Er wird Teil der Ausstellung sein und nicht wie anderswo in einer Ausstellung umherlaufen müssen“, erklärt Adela Andea. Die Texanerin möchte ihre Gäste komplett mit Kunst umhüllen. „Es ist eine Verbindung vieler einzelner Teile zu einem großen Ganzen“, beschreibt sie - und dabei soll der Raum in seiner natürlichen Schönheit aber auch noch entsprechend zu Geltung kommen können.
Der Traum von der Schwerelosigkeit
Daher ist sie mal hier, mal dort aktiv. Dann fällt ihr etwas für eine andere Stelle ein und dann wird die Leiter wieder versetzt, erklärt sie ihr ständiges Rauf und Runter. Dass sie da von einer Ausstellung im Weltall träumt, in der sie in der Schwerelosigkeit einfach umherfliegen könnte, ist nachvollziehbar. „Und wer weiß: Wir haben ja jetzt auch schon Alltourismus. Warum soll es nicht mal Ausstellung dort oben geben“, gibt sie die Hoffnung laut lachend nicht auf. Doch bis es soweit ist, erfreut sie sich am Hier und Jetzt und der Ehre, im Internationalen Lichtkunstzentrum ausstellen zu dürfen.
Die Lichtkunst von Adela Andea aus Texas ist Teil der Ausstellung „Faszination Licht“, die vom 29. Oktober bis 24. April im Internationalen Lichtkunstzentrum zu sehen sein wird.
Jahrgang 1979, aufgewachsen und wohnhaft in Bergkamen. Magister-Studium in Münster in Soziologie, Wirtschaftspolitik und Öffentlichem Recht. Erste Sporen seit 1996 als Schülerpraktikantin und dann Schüler-Freie in der Redaktion Bergkamen verdient. Volontariat und Redakteursstellen im Sauerland sowie Oldenburger Münsterland. Seit zehn Jahren zurück in der Heimat und seit Mai 2022 fest beim Hellweger angestellt.
