Die Fußgängerbrücke am Loerweg in Kessebüren ist baufällig. Darüber, wie es mit der Brücke weitergeht, wird seit mehr als vier Jahren gestritten. Dem geplanten Abriss folgte ein Sanierungsvorhaben, dass schlussendlich doch wieder Abriss-Plänen weichen musste. Noch gibt es keine endgültige Entscheidung. Ein weiterer Gutachter hat sich das marode Bauwerk jetzt noch einmal angeschaut.
Hängepartie seit vier Jahren
Das lange Warten auf einen Brückenbau ist den Menschen im Unnaer Süden hinlänglich bekannt. 2011 wurde bereits die Brücke an der Kessebürener Landwehr abgerissen. Erst 13 Jahre später – im Februar – konnten sie den Neubau wieder nutzen.
Mittlerweile wird die nächste Brücke zur Hängepartie. Die ersten Untersuchungen an der Loerweg-Brücke aus dem Jahr 2020 haben laut der Stadt Unna so schwere Schäden aufgezeigt, dass deren Beseitigung in keinem Verhältnis zum Nutzen der Brücke steht. Die Folge: Der Abriss der Brücke wurde geplant.

Die Brücke überspannt die Bahnstrecke Unna-Fröndenberg, die bekanntlich aufgrund von massiver Untertunnelung durch Dachse noch für einige Jahre gesperrt sein wird. Sie war einmal Teil eines Wirtschaftsweges und wurde wegen Bauschäden vor mehr als einem Jahrzehnt für Fahrzeuge gesperrt. Fußgänger und Radfahrer konnten sie bis zuletzt weiter nutzen, um in das Naherholungsgebiet zu gelangen.
Gegen den Abriss formierte sich Widerstand: Vor allem eine Unterschriftensammlung des Kessebürener Heimatvereins mit 946 Unterzeichnern führte zu einem Umdenken bei der Stadtverwaltung. Statt des Abrisses wurde die Sanierung vorgeschlagen und vom Rat beschlossen.
Materialprüfung führt zur Kehrtwende
Die erneute Kehrtwende vollzog die Stadt, nachdem eine Materialprüfung aus dem Jahr 2023 eine Sanierung ausgeschlossen hatte. Daraufhin wurde die rund 130 Jahre alte Brücke komplett gesperrt. Die Stadtverwaltung erklärte, die Ergebnisse früherer Überprüfungen seien bereits kritisch gewesen, „aber noch nicht so alarmierend wie jetzt“.
Zu der Untersuchung gehörte auch die Entnahme von Bohrkernen. An insgesamt zehn Stellen sei in Widerlager, Mittelpfeiler und Überbau gebohrt worden, bis zu 25 Zentimeter tief. Bohrkerne seien 2021 schon einmal entnommen worden – „aber nicht im Hinblick auf die Vorbereitung einer Sanierung, sondern des Abrisses“, so die Stadt im November 2023.

Und jetzt: Die CDU forderte im Dezember des vergangenen Jahres eine „zweite gutachterliche Meinung“. Inzwischen hat sich ein weiterer Gutachter die Sanierungsfähigkeit der Brücke angeschaut.
„Der Gutachter ist zunächst im Zuge einer Voruntersuchung zu der Ansicht gelangt, dass nochmals Materialproben aus dem Brückenbestand entnommen werden müssen“, sagt Stadtsprecher Kevin Kohues.
Proben-Ergebnisse sollen in acht Wochen vorliegen
Die Probenentnahme sei mittlerweile erfolgt. „Derzeit ist ein Labor dabei, die Proben zu untersuchen. Mit dem Ergebnis der Materialproben ist in acht Wochen zu rechnen“, erklärt der Stadtsprecher weiter. Das Ergebnis werde anschließend fachlich bewertet und darauf aufbauend eine Einschätzung abgegeben, ob die Brücke gegebenenfalls doch noch sanierungsfähig ist.