Die Umwelt vor Verpackungsmüll schützen und dabei die Haushaltskasse etwas aufbessern – das sind die Ziele einer möglichen Verpackungssteuer auf Einwegverpackungen, mit der sich der Rat der Stadt Unna derzeit auseinandersetzt. Nachdem 2023 ein Antrag von Bündnis90/Die Grünen noch keine Mehrheit im Stadtrat gefunden hatte, gibt es jetzt einen erneuten Anlauf, die Steuer auch in Unna einzuführen. Doch was halten die Verbraucher von diesem Vorschlag?
Umfrage in Unnaer Innenstadt ergibt deutliches Meinungsbild
Würde eine solche Steuer eingeführt, müssten sie zukünftig beispielsweise einen Aufschlag von 50 Cent auf Einwegkaffeebecher und 20 Cent auf Besteck oder Strohhalme zahlen. Diese Beträge müssten nämlich, zum Beispiel von Bäckereien oder Imbissen, an die Stadt abgeführt werden und würde sehr wahrscheinlich auf den Kunden umgelegt.
„Wir zahlen genug Steuern, wir brauchen sowas nicht“, schimpft ein Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte. „Wer soll das dann alles wieder ausrechnen?“ Reaktionen wie diese sind aber eher selten, denn bei einer Umfrage des Hellweger Anzeigers in der Unnaer Innenstadt reagierten die Bürger weitestgehend positiv.
Viele Unnaer sind vor allem davon überzeugt, dass durch den höheren Preis für Einwegprodukte die Nachfrage seitens der Verbraucher sinken könnte. „Dadurch wird die Umwelt entlastet“, meint Birgit Holstein (65). Auch Brigitte Dinus (69) spricht sich für eine Besteuerung von Einwegverpackungen aus: „Wenn ich unterwegs bin, nehme ich zum Beispiel auch immer meine Butterbrotdose mit, die ich dann wieder auffüllen kann“, lacht sie.
Genau hier sieht der 17-jährige Dennis Gill aber noch ein Problem. Zwar befürworte er eine Verpackungssteuer, allerdings nur unter einer Bedingung: „Solange mir die Läden die Möglichkeit geben, meinen eigenen Becher oder meine eigene Tasse mitzubringen“. Das sei in vielen Gastronomiebetrieben aktuell verboten.
Klaus Manthey geht die Besteuerung nicht weit genug, um Verpackungsmüll effektiv entgegenzuwirken: „To Go sollte ganz verboten werden“. Ein weiterer Herr merkt selbst die Auswirkungen der ganzen Einwegverpackungen: „Wenn man durch Parkanlagen geht, dann merkt man abends schon, wie viel Müll sich da über den ganzen Tag sammelt.“ Der 79-Jährige, der seinen Namen nicht nennen möchte, plädiert für wieder verwertbare Verpackungen. Und für Lösungsvorschläge wie diese plädieren viele Menschen in Unna: Viele möchten innovative Mehrweg- oder Pfandsysteme, um so dem Müll entgegenzuwirken.
„Vor allem bei großen Veranstaltungen, wie der Festa Italiana fände ich es auch gut, wenn man seinen eigenen Becher mitbringen könnte“, sagt eine 33-Jährige, die anonym bleiben möchte, „das wäre auch hygienischer, dann weiß ich, wie der Becher gespült wurde.“ Besonders die Hoffnung, dass es dann weniger Müll durch Einwegverpackungen geben würde, sei für sie ein sehr wichtiger Grund für die Steuer auf Einwegverpackungen. Jedoch denkt sie, dass die Steuer Menschen mit einem schwachen Einkommen noch weiter belasten könnte.
Ähnlich sieht dies auch der 43-jährige Dennis Quast: „Prinzipiell finde ich diese Idee gut, gerade in Bezug auf den Müll.“ Nur auf Reisen sei es bei einem Pfandsystem schwer, die Mehrwegverpackungen auch wieder zurückzubringen. Es gäbe für ihn aber mehr Vor- als Nachteile durch eine Einwegverpackungssteuer.

Lieber bei der Vernunft ansetzen, als bei den Preisen
Ein anderer Aspekt in dieser Debatte sei laut eines 81-Jährigen die Vernunft: „Wir müssen den Menschen klarmachen, dass man seinen Müll nicht einfach irgendwo hinschmeißt, sondern ihn in den Mülleimer wirft.“ Es gäbe bei diesem Thema auch Generationenunterschiede. In seiner Generation würde man sich beim Kaffeetrinken hinsetzen. „Ich muss beim Essen nicht nebenbei telefonieren und herumlaufen. Wer das macht, der muss dann die Verantwortung für seine Verpackungen übernehmen“, erklärt er.
Eine Umfrage zum Thema finden Sie online unter www.hellwegeranzeiger.de/unna.