„Frontalangriff auf die Landwirtschaft“ Ärger über Starkregenschutz in Unna

„Frontalangriff auf die Landwirtschaft“: Ärger über Starkregenschutz
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Nach dem Unwetter im Juli 2021 standen in Billmerich ganze Teile des Dorfes unter Wasser. Seitdem wird am Hochwasserschutz gearbeitet. Das geht Ralph Bürger (SPD) nicht schnell genug. Sein neuer Vorstoß sorgte für Ärger.

„Frontalangriff auf die Landwirtschaft“

„Das ist ein Frontalangriff auf die Landwirtschaft“, kommentierte Bernhard Albers (CDU), Billmerichs Ortsvorsteher und selber Landwirt, das Schreiben von Bürger.

Ralph Bürger hatte im Umweltausschuss gefordert, festzustellen, welche landwirtschaftlichen Flächen in den Stadtteilen Billmerich, Mühlhausen und Lünern für Überschwemmungsgefahr sorgen und kurzfristiges Handeln gefordert.

Beim Hochwasser im Juli 2021 stand der alte Dorfkern in Billmerich unter Wasser.
Beim Hochwasser im Juli 2021 stand der alte Dorfkern in Billmerich unter Wasser. © Sebastian Smulka (Archiv)

Das Problem in Billmerich: Bei Starkregen entwässern die Ackerflächen an der östlichen und südlichen Hanglage in Richtung des Ortskerns. Bei Ackerflächen wird das Speichervermögen auch von der Art der Bodenbearbeitung mitbestimmt.

Die vorhandene Starkregenkarte zeige zwar die hochwassergefährdeten Gebiete im Stadtgebiet an, nicht jedoch die Sammlungs- und Zuflusszonen, hieß es im Antrag von Ralph Bürger. Das müsse analysiert werden.

Bürger sieht bei der Landwirtschaft die Schuld

Als Ursache für die in den vergangenen zwei Jahrzehnten erfolgten Teilüberflutungen in den Stadtteilen gelten die landwirtschaftlichen Flächen, so der Sozialdemokrat. Er fordert, die Planung von Hochwasserrückhaltebecken und die „Änderung von landwirtschaftlichen Nutzflächen (Art und Weise der Nutzung) zum Zwecke des Hochwasserschutzes“.

Zunächst müsse mit den Landwirten über eine optimierte Versickerung gesprochen werden. Falls das nicht ausreiche, müsse man Regenrückhaltebecken planen. „Inzwischen liegen umfangreiche Erkenntnisse vor, wie durch geänderte Bepflanzungen, Richtung der Ackerfugen sowie die Kombination von Nutzpflanzen und weniger Verdichtung ein durchlässiger Boden geschaffen werden kann“, schreibt Ralph Bürger.

Bernhard Albers (CDU) ist Ortsvorsteher von Billmerich und Landwirt.
Bernhard Albers (CDU) ist Ortsvorsteher von Billmerich und Landwirt. © Udo Hennes

Bernhard Albers reagierte verärgert. Er warf Bürger vor, der „Zeit hinterher“ zu sein. Die Landwirte hätten bereits vielfach auf die Überschwemmungsgefahr reagiert. „Es laufen gewaltige Veränderungen“, sagte Albers. Mindestens 80 Prozent der Flächen werden begrünt. Es gebe auch Vorgaben, wie Acker zu bearbeiten sind – abhängig von der Bodenart.

Bei 200 Millilitern Regen in zehn Tagen, gebe es aber auch für die Landwirte nur begrenzte Möglichkeiten. Über den Antrag von Ralph Bürger soll in der nächsten Sitzung des Umweltausschusses abgestimmt werden.

Stadt hat in Billmerich eine Straße gekippt

Die Stadt hatte nach der Hochwasserkatastrophe eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich um Sofort- und Schutzmaßnahmen für Starkregenereignisse gekümmert hat.

In Billmerich wurde darauf hin das Quergefälle des Lange-Jupp-Weges geändert, um ein Abfließen von Regenwasser in das benachbarte Neubaugebiet zu verhindern. Aber auch in anderen Stadtteilen wird derzeit am Hochwasserschutz gearbeitet.