Kommt der Regen, steigt die Angst Unnaer werden immer wieder von Hochwasser bedroht

Hochwasser in Massen: Kommt der Regen, steigt die Angst bei den Anwohnern
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Der Garten steht unter Wasser, ausgelaufenes Heizöl dringt in die Häuser ein, der Schaden ist immens. Bei Jessica und Sascha Pernak aus Unna-Massen sind die Bilder der Hochwasserkatastrophe aus dem Jahr 2021 noch lebhaft im Gedächtnis. Und mit jedem Starkregen, der ihre Straße unter Wasser setzt, wachse die Angst vor der erneuten Überflutung.

Straße im Juni und August unter Wasser

„Seit 2021 hat sich nichts verändert“, sagt Sascha Pernak vorwurfsvoll in Richtung Stadt Unna. Er wohnt an der Straße „Im Kamp“. Nur wenige Meter am Grundstück der Pernaks vorbei fließt der Massener Bach.

Der sorgte zuletzt Anfang August dafür, dass die Straße „Im Kamp“ unter Wasser stand – die Feuerwehr musste ausrücken. Nur wenige Zentimeter hätten gefehlt, dann wäre der Bach wieder über seine Ufer getreten, sagt Jessica Pernak. Bereits im Juni war die Straße überflutet.

Garten der Familie Pernak in Unna-Massen nach der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021: Ein Ölfilm breitet sich aus.
Vor Starkregenereignissen ist auch Unna nicht gefeit: Massen etwa wurde besonders stark getroffen, als am 14. Juli 2021 Starkregen über vielen Gebieten in der Region niederging. Der Garten von Familie Pernak stand komplett unter Wasser. Zudem war Heizöl aus dem Keller der alten Mühle ausgetreten. © Privat

Das Problem in Massen: Der Bach nimmt seinen Anfang im Süden der Stadt, wo er über kleine Zuflüsse Regenmengen von einem vergleichsweise großen Gebiet einsammelt. Auch aus Holzwickede strömen Niederschläge in das Gewässersystem. Da sich vom Kamm des Haarstrangs bis Niedermassen ein Höhenunterschied von mehr als hundert Metern ergibt, schießt das Wasser relativ schnell zum Tal.

Im Bereich des ehemaligen Freizeitbadgeländes trifft die Straße „Im Kamp“ auf die Poststraße, muss das Wasser durch ein Gewölbebauwerk fließen. So soll bei der Hochwasserkatastrophe 2021 nicht allein die Niederschlagsmenge dafür gesorgt haben, dass der Bach derart über seine Ufer trat, dass etliche Garagen und Keller voll liefen, sondern auch die Verstopfung des Durchlasses.

Sanktionen für die Anwohner am Bach

Das war das Ergebnis einer Arbeitsgruppe unter Federführung der Stadtverwaltung, die nach Lösungen suchte, um künftig solche Lagen zu verhindern. Demnach sollen Anwohner Grünschnitt oder Gehölze am Bach deponiert oder sogar hineingeworfen haben, die zu der Verstopfung führten.

„Am Ende sollen wieder wir Bürger Schuld gewesen sein“, sagt Sascha Pernak verärgert. Die Stadt verschickte ein Schreiben an die Anwohner am Bach, um über das Problem zu informieren und kündigte „ordnungsrechtliche Konsequenzen“ bei Zuwiderhandlung an. „Bisher wurde davon abgesehen, Verstöße zu sanktionieren. In stichprobenhaften Kontrollen werden die Bereiche des Massener Bachs kontrolliert, die einsehbar sind“, sagt Stadtsprecherin Anna Gemünd.

Auch vor wenigen Tagen drohte der Durchlass bei den Regenfällen wieder zu verstopfen, sagen die Pernaks. Dafür verantwortlich machen sie die Bauarbeiten, die derzeit am Gewölbe ausgeführt werden. Am nächsten Tag sei die Baustelle auch gleich umfangreich verändert worden.

„Die Hochwassergefahr bei Starkregen wird für den Bereich am Massener Bach weiterhin als unverändert hoch angesehen“, sagt Anna Gemünd. Die 430.000 Euro teure Sanierung des Gewölbebauwerks werde erledigt, weil Teile in einem schlechten Zustand seinen. „Um einen teilweisen oder vollständigen Ein- oder Absturz dieser Bauwerksteile in den Massener Bach zu verhindern, die dann gegebenenfalls den Durchfluss verstopfen könnten, wurde eine Sanierung unabwendbar“, sagt Gemünd. Die Arbeiten sollen im Dezember abgeschlossen sein.

Unternehmen passt die Baustelle an

Für die Art und Weise der Wasserführung während der Bauarbeiten gebe es keine konkreten Ausführungspläne, so die Stadtsprecherin. Die Zuständigkeit liege bei der Baufirma. Ein Rohr führte bislang durch das Gewölbe, um es für die Arbeiten trocken zu legen.

Bei den kürzlichen Regenfällen drohte das Rohr zu verstopfen, beobachteten die Anwohner. Um künftig bei ansteigendem Pegel das Wasser ungehinderter abfließen zu lassen und um Schäden an der Baustelle zu vermeiden, habe sich die Baufirma entschieden, die Wasserhaltung zu verändern, sagt Anna Gemünd.

Beim Starkregen Anfang August führte der Massener Bach massiv Wasser.
Beim Starkregen Anfang August führte der Massener Bach massiv Wasser. © Privat

Um die Hochwassergefahr zu minimieren, werde der Bach laufend kontrolliert. „Das Gewässerprofil wird ständig von Wildwuchs und Ablagerungen gereinigt“, sagt Anna Gemünd. Somit stehe es bei Hochwasser in seinem gesamten Querschnitt zur Verfügung.

Für mehr Sicherheit am Massener Bach soll schlussendlich eine Regenrückhaltung sorgen. Die Planungen waren nach dem Hochwasser 2021 angelaufen. Bis zum Bau wird es aber noch mehrere Jahre dauern. „In welcher Form diese Rückhaltung gebaut wird, wird derzeit anhand von Variantenuntersuchungen ausgewertet. Einen Standort für diese Rückhaltung gibt es derzeit noch nicht, ebenso wenig einen konkreten Zeitpunkt, wann die Rückhaltung fertiggestellt sein wird“, sagt Anna Gemünd.

Wunsch nach Pegelmessung

Sascha und Jessica Pernak wünschen sich, dass der Pegelstand am Massener Bach dauerhaft kontrolliert wird. Im Ernstfall müsse die Feuerwehr dann nicht erst reagieren, wenn sich die Anwohner in Massen melden, sondern beim Erreichen eines kritischen Pegelstandes. Dass es eine solche Messung derzeit nicht gebe, bestätigt Anna Gemünd.