Vieles ist teurer geworden, ein Ende ist nicht abzusehen. Jetzt gibt es für Unnaer Bürger auch mal eine gute Nachricht: Die städtischen Gebühren sinken erheblich.
In Zeiten der Energiekrise gehen viele Menschen bewusster auch mit Wasser um: Wer etwas kürzer warm duscht, braucht weniger Heizenergie. Die Stadtbetriebe helfen jetzt mit beim Spareffekt: Das Wasser, das nach dem Duschen im Abfluss verschwindet, wird an dieser Stelle auch noch billiger. Eine Reduzierung der Schmutzwassergebühr um fast 15 Prozent macht bei den Gebühren für 2023 den größten Entlastungsposten für die Bürger aus. Jeder Unnaer muss rund 20 Euro weniger bezahlen.
Musterklage führt zu Gesetzesänderung
Der Hintergrund ist ein Fall aus Oer-Erkenschwick, der nicht nur in Unna eine Neuberechnung der Gebühren auslöst. Ein Bürger hatte Klage wegen zu hoher Abwassergebühren eingereicht und Recht bekommen. Es geht in dem Musterklageverfahren, das nun noch ein Fall für das Bundesverwaltungsgericht ist, um Zinsen für Abschreibungsprojekte, die zu hoch angesetzt wurden, so die aktuelle juristische Auffassung. Die Zinssätze sind Bestandteil für die Gebührenkalkulation, auch in Unna. Ausgelöst durch das Gerichtsurteil wird gerade die gesetzliche Grundlage für die Gebührenberechnung geändert. Offiziell beschlossen und in Kraft getreten ist dieses Gesetz noch nicht. Aber die Stadtbetriebe haben ihre Gebühren für 2023 nun nach dem kalkuliert, was sehr wahrscheinlich gelten wird. Das Ergebnis stellte Betriebsleiter Frank Peters jetzt vor: „Wir senken drastisch die Gebühren.“
Musterfamilie zahlt weniger für Abwasser
Für die Stadtbetriebe wird in der Summe ein um rund 1,4 Millionen Euro im Vergleich zu 2022 verschlechtertes Jahresergebnis stehen, sodass sie weniger Gewinn an den Haushalt der Stadt Unna abführen können. Auf die Bürger kommen in Summe geringere Belastungen zu.
Die Abwassergebühr sinkt um 14,75 Prozent. Ein Musterhaushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern zahlt demnach 73,80 Euro weniger für Schmutzwasser. Auch beim Niederschlagswasser macht sich die Gebührensenkung bemerkbar: 8,40 Euro weniger. Für die Kanalnutzung zahlt Familie Mustermann also insgesamt 82,20 Euro weniger im Jahr.
Entsorgung von 3,59 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser im Jahr und Instandhaltung eines 297 Kilometer langen Kanalnetzes
7920 Tonnen Restmüll und 5200 Tonnen Biomüll im Jahr (insgesamt rund 30.000 Tonnen)
Reinigung von 236 Kilometern Straße und 2355 Metern Fußgängerzone
Gebühren für Müll und Straßenreinigung
Die Restmüllabfuhr wird um 1,58 Prozent günstiger, beim Biomüll erhöht sich die Gebühr um 8,13 Prozent. Insgesamt steht bei den Abfallgebühren von Familie Mustermann ein Plus von 5,88 Euro im Jahr.
Auch die Straßenreinigung wird etwas teurer: Lassen die Mustermanns 20 Frontmeter Straße an ihrem Grundstück einmal wöchentlich kehren, kostete sie das in diesem Jahr 70 Euro, 2023 werden es 72,40 Euro sein.
Die Abwasserbeseitigung ist der bei weitem größte Posten bei den Gebühren für Leistungen der Stadtbetriebe, durch die Senkung an dieser Stelle fallen die höheren Müll- und Straßenkehrgebühren daher kaum ins Gewicht, sodass letztlich bei den Bürgern weniger abgebucht wird.
Auch Mieter und Singles sparen
Was für die Mustermanns in ihrem Einfamilienhaus gilt, gilt natürlich auch für Mieter. Die Pro-Kopf-Entlastung, die die Stadtbetriebe vorrechnen, liegt auch hier in einer Größenordnung von rund 20 Euro. In einem beispielhaften 32-Parteien-Hochhaus wird ein Vier-Personen-Haushalt 77,92 Euro weniger im Jahr bezahlen. Der Bewohner einer 45-Quadratmeter-Single-Wohnung wird um 20,43 Euro entlastet.