Stadt Unna rudert zurück beim Entfernen von Taubennestern Projekt noch vor offenen Fragen

Taubenprojekt braucht Zeit und genauen Blick auf Nester
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Bis das angekündigte Stadttaubenprojekt Erfolge hat, wird noch Geduld gefragt sein, auch wegen der noch offenen Zukunft des Platzes an der Schulstraße. Unterdessen stellt sich heraus: Alle Taubennester in der Innenstadt zu entfernen, das ist gar nicht erlaubt.

Tierschützerin: Baumnester tabu

Die Stadtverwaltung hatte im Rat berichtet, nun endlich eine Lösung gefunden zu haben für das Stadttaubenproblem in der Innenstadt. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Claudia Keuchel, die sich gemeinsam mit dem Tierschutzverein für das Projekt stark macht, hatte nach dem Stand gefragt.

In dem Zuge hatte der Beigeordnete Markus von der Heide angekündigt, dass wilde Brutstätten von Tauben entfernt werden sollen, auch aus Bäumen. Die Ankündigung rief umgehend eine Reaktion des Tierschutzes hervor: Taubennester in Bäumen dürften nicht entfernt werden. Dies seien nicht die Nester von Stadttauben, sondern von Wildtauben.

Unterschiedliche Taubenarten

„Zahlreiche Menschen können nicht zwischen Ringel-, Türken- und Stadttaube unterscheiden“, schrieb Jutta Mir Haschemi-Röben vom Stadttaubenprojekt Wesel-Hamm e.V. an unsere Redaktion. Sie erläutert weiter, die Stadttaube suche gern Gesimse und Gebäudewinkel auf, da es sich bei dieser Art um die Nachkommen ehemaliger Haustiere handele. Diese wiederum stammten von der Felsentaube ab, also einem Vogel, der beispielsweise in Felswänden oder Höhlen brütet – nicht auf Bäumen.

„Sie hat Recht“, erklärte nun Stadtsprecher Kevin Kohues. Er stellte klar, dass Nester von Wildtauben nicht ohne Weiteres entfernt werden dürfen. Um diese Taubennester gehe es hier auch nicht.

Ein Bild vom Turm der Könisgborner Herz-Jesu-Kirche vor dessen Sanierung: Auch in dieser „urbanen Felswand“ hatten sich Tauben eingenistet.
Ein Bild vom Turm der Könisgborner Herz-Jesu-Kirche vor dessen Sanierung: Auch in dieser „urbanen Felswand“ hatten sich Tauben eingenistet. © Archiv

An der Grundidee des Projekts ändert die Korrektur nichts: Stadttauben sollen sukzessive von ihren wilden Brutstätten weg zu einem Taubenhaus gelockt werden. Als Standort dafür wurde der Platz an der Schulstraße auserkoren. Dort sollen die Vögel in einem umgerüsteten Bauwagen artgerechtes Futter bekommen, während Tierschützer ihre Eier gegen Attrappen tauschen, um die Population zu reduzieren.

Infoveranstaltung am 12. September

Als Nächstes geplant ist eine Infoveranstaltung, zu der der Tierschutzverein Unna (TSV) einlädt für Dienstag, 12. September. Der Termin ist von 17 bis 19 Uhr auf dem Platz an der Schulstraße.

Der TSV erklärt, er wolle „die Bevölkerung sachlich informieren, Vorurteile entkräften und für Akzeptanz werben“. Der Unnaer Tierschutzverein werde bei der Veranstaltung unterstützt von einem Wildvogelexperten aus Dortmund und Mitstreitern der Taubenhilfe Dortmund-Lünen.

Unter Tierschützern gilt Geburtenkontrolle in Taubenhäusern als richtiger Weg. „Eine Verkleinerung des Bestands und regelmäßige Fütterung führen dann auch zu einer Entlastung des Stadtbilds“, erklärt der TSV.

Planung mit offenen Fragen

Im Vorfeld gab Stadtsprecher Kohues nun einen Eindruck von den Rahmenbedingungen für das Stadttaubenprojekt, die wohl noch eine gewisse Geduld erforderlich machen. „Es sind noch einige organisatorische Fragen zu klären“, so Kohues.

Er bestätigt, dass die Stadt Unna bisher über keinen Bauwagen verfüge. Dieser müsse beschafft und von Kräften der Werkstatt Unna umgebaut werden.

Hinzu kommt, dass der ins Auge gefasste Standort bisher noch Teil des „Reallabors“ ist. Ein Großteil des ehemaligen Parkplatzes zwischen Schulstraße und Fußgängerzone ist provisorisch zu einem Park mit Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten umgewandelt worden. Ob er so bleibt, ist offen. Es zeichnet sich eine Tendenz ab, dass diese Umwandlung mehrheitsfähig wäre, aber entscheiden darüber muss letztlich der Rat, und das voraussichtlich in diesem Herbst.