
© Vivien Nogaj
„Desinteresse an Bürgern“: Stadt lehnt Open-Air-Konzept im Kurpark ab
Vorwurf
Der gemeinnützige Verein FTI aus Unna will die hiesige Kunst- und Kulturlandschaft fördern. Auf Unterstützung der Stadt muss er dabei verzichten: Die Politik zeige sich nicht kommunikationsbereit, so der Vorwurf.
Ein attraktives Kultur- und Unterhaltungsangebot, kostenlos und unter freiem Himmel: Mit der Aktion „Ein Sommer im Kurpark“ wollte der gemeinnützige Kulturverein FTI aus Unna bereits vor einem Jahr ein mehrwöchiges Open-Air-Programm im Kurpark auf die Beine stellen. Die Bereitschaft der Stadt, sich mit diesem Konzeptvorschlag auseinanderzusetzen, bleibt bislang jedoch aus, wie der Verein beklagt. Seine Vermutung: Die Bemühungen, ein anziehendes Kulturangebot für Unna zu schaffen, werden von der Politik schlicht ignoriert.
„Die Stadt Unna ist augenscheinlich in hohem Maße desinteressiert daran, Lebensqualität für ihre Bürger zu schaffen“, mutmaßt Alexander Avrambos. Der Betreiber der Kneipen „Spatz und Wal“ und „Tortuga“ engagiert sich auch im Vorstand des FTI-Vereins. Er kritisiert, dass er auf seinen Vorschlag, sich mit der Politik zusammenzusetzen, nie eine Rückmeldung erhalten hat.
Konzept steht bereits seit Sommer 2020
Konkret habe der Verein bereits im vergangenen Sommer ein Konzept erstellt, das ein mehrwöchiges Kulturprogramm samt Bühne, Live-Musik und Gastronomie auf der großen Wiese im Kurpark vorsieht. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Albert Ruppelt führt aus: „Auch in Corona-Zeiten wären solche Picknick-Konzerte, wie man sie aus anderen Städten kennt, gut umsetzbar gewesen.“ Als Beispiel nennt er etwa die Nachbarstadt Dortmund, die mit den Juicy-Beats-Parksessions im Westfalenpark ein ähnliches Konzept problemlos durchführt.
In Unna aber ist das beim Bürgermeister vorgelegte Konzept „Ein Sommer im Kurpark“ von der Verwaltung abgelehnt worden - mit der Begründung, dass eine Nutzung des Kurparks für kommerzielle Zwecke aus Sicht des Umweltamtes nicht zu befürworten sei - besonders unter Betrachtung der Aspekte Lautstärke, Verkehr, Sanitäranlagen, Müll und Grünflächen.

Das Gelände im Kurpark bietet sich für Kulturveranstaltungen an. © Dirk Becker
Von Stadtsprecher Christoph Ueberfeld heißt es dazu: „Schon im vergangenen Jahr hat die Stadt Unna dem Kulturverein eine gleichlautende Absage erteilt. Die Gründe für eine erneute Absage haben sich nicht geändert: In Absprache zwischen dem Bereich Kultur, Umweltamt und Ordnungsamt der Stadt Unna bestehen Bedenken, in einem Erholungsgebiet drei Monate lang ein Kulturangebot einzurichten.“
Stadt verweist auf umfangreiches Kulturangebot
Bisher würden dort überwiegend Tages- und Wochenendveranstaltungen von gemeinnützigen Organisationen genehmigt. Des Weiteren habe sich der Kurpark gerade in Zeiten der Pandemie als Rückzugsort etabliert, an dem die Bürger die Stille genießen können. „Zudem“, ergänzt Ueberfeld, „besteht in dieser Stadt ein sehr umfangreiches Kulturangebot.“
Argumente, die Avrambos als „lächerlich“ bezeichnet: „Wer entscheidet denn, wer in dieser Stadt ein Kulturprogramm aufstellen darf, und ob das Angebot ausreichend ist oder nicht? Das ist nicht die Sache der Verwaltung, sondern eine politische Entscheidung.“
Verein erwartet Antwort auf politischer Ebene
Die Kommunalpolitiker hätten festzulegen, was man den Bürgern einer Stadt kulturell bieten möchte. Erst danach könne die Verwaltung mitreden, wie solche Vorschläge umsetzbar sind, nicht, ob sie umsetzbar sind. Der Verein erwarte nun eine Antwort auf politischer Ebene. „Schließlich war es doch auch das Versprechen während der Kommunalwahl, den Kurpark lebenswerter zu machen“, so Avrambos. „Wir wollen nun sehen, ob Unnas Politik auch dazu bereit ist.“
Geboren 1992 mitten im Ruhrgebiet (Bottrop) und aufgewachsen am Rande des Münsterlandes (Dorsten), hat es sie zum Studieren nach Bielefeld verschlagen (die Stadt gibt es wirklich ;-)). Nach beruflichen Zwischenstationen in Braunschweig, Berlin und Aachen ist sie froh, wieder zurück im Pott zu sein und Geschichten für Haltern zu schreiben. Wenn sie nicht journalistisch unterwegs ist, hört sie gerne Musik, wandert im Grünen oder faulenzt mit einem guten Buch im Café.
