Es ist eine kilometerlange Millimeterarbeit, die Peter Pohl und seine Kollegen derzeit verrichten. In fünf Tagen arbeitet sich der Trupp der Kreisverwaltung über rund acht Kilometer von Unna nach Kamen. Danach geht es in fünf Tagen wieder zurück. Zwischendurch stellen die Männer immer wieder Nivelliergerät und Messlatte auf, um an rund 30 Messbolzen Höhen aufzunehmen.
Der lange Weg verbindet zwei der ältesten Gebäude in den beiden Städten: die Evangelische Stadtkirche in Unna und die Pauluskirche in Kamen. Beide sind Wahrzeichen ihrer Stadt. Aber das ist nicht der Grund dafür, dass sie nun als Wegmarken dienen müssen. In den Anfangstagen der Landvermessung dienten vor allem Kirchen als Bezugspunkte. Die dort angefallenen Daten sind bis heute wichtige Referenzwerte.
Datenbasis für eine landesweite Auswertung
Was der Messtrupp des kreiseigenen Fachbereichs für Geoinformation und Kataster leisten soll, ist letzten Endes ein Höhenvergleich zwischen den Kirchen. Er soll Aufschluss darüber geben, ob sich in der Region die Erde bewegt – was in einer ehemaligen Bergbauregion durchaus denkbar erscheint.
Die Messreihe, die am vergangenen Montag in Unna begonnen hat, ist eine Auftragsarbeit, die einen Mosaikstein für ein viel größeres Bild liefern soll. Die Daten, die Pohl und seine Kollegen ermitteln, gehen ein in das „Leitnivellement“ für das Ruhrgebiet. Ausgewertet werden sie zentral beim Land.

Entscheidend für Pohl und seine Leute ist – wie immer in ihrem Job – größtmögliche Präzision. Zulässige Abweichungen durch die Messung sollten im Bereich von Millimeterbruchteilen bleiben. Alles andere würde auf ein Problem hindeuten.
Inzwischen hat sich der Berg weitgehend gesetzt
Ob ein solches vorliegt, wird erst nach der Gesamtauswertung beim Land feststehen. Fachbereichsleiter Matthias Neumann-Redlin ist optimistisch: Bislang gab es das Leitnivellement alle zwei Jahre, aktuell im Turnus von drei Jahren. Wer die Messreihen über die Zeit vergleicht, gewinnt den Eindruck, dass der Berg zur Ruhe kommt: Größere Senkungen oder auch Hebungen der Erde seien wohl nicht mehr zu erwarten. „In Unna ohnehin nicht, aber auch in Kamen und Bergkamen sind die Bewegungen weitgehend abgeschlossen. Jedenfalls nicht zu vergleichen mit früheren Zeiten, in denen der Boden etliche Meter abgesackt ist.“
In Unna endete der Abbau von Steinkohle unter Tage bereits mit der Stilllegung der Zeche Alter Hellweg 1961. Weiter nördlich war das Verbundbergwerk aus den zuvor eigenständigen Zechen Haus Aden und Monopol in Bergkamen sowie Heinrich Robert in Hamm noch bis 2010 in Betrieb.