Sorge um die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge Ehrenamtliche beklagen fehlenden Kontakt zu Betreibern

Sorge um die Erstaufnahmeeinrichtung: Kein Kontakt zu den Betreibern
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Als der Integrationsrat der Kreisstadt Unna am Montagnachmittag tagte, fand sich ein sehr emotionaler Punkt am Ende der Tagesordnung: Der Landesintegrationsrat NRW will einen Brief an Ministerin Josefine Paul senden, in dem unhaltbare Zustände in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (EAE) beklagt werden sollen. Es dauerte jedoch nicht lange, da ging es nicht mehr um den Brief.

Viele Mitglieder des Integrationsrates haben eigene Erfahrungen und Kontakte mit der Einrichtung gemacht, indem sie sich ehrenamtlich um die dort für die Dauer ihrer Anmeldung untergebrachten Flüchtlinge gekümmert haben. Dieses Miteinander endete jedoch im Dezember 2021. Die Bezirksregierung hatte damals den Vertrag mit dem bisherigen Betreiber, dem Deutschen Roten Kreuz, wie mit dem Sicherheitsdienst, der Stölting-Gruppe, nicht verlängert.

Stärkere Belegung und immer neue Probleme

Ursache für den Betreiber-Wechsel waren, neben finanziellen Aspekten, auch Qualitätskriterien gewesen. Das habe sich jedoch nicht auf den Umgang des DRK mit den Flüchtlingen, sondern mit den eigenen Mitarbeitern bezogen. Seit Dezember 2021 ist nun das Essener Unternehmen European Homecare, den Sicherheitsdienst erledigt die Dortmunder Gesellschaft BEWA Security. Seit dem Betreiberwechsel habe sich eines besonders verändert: Das Miteinander mit ehrenamtlichen Helfern.

Tatsächlich waren die Schlagzeilen in den vergangenen Monaten nicht die besten: So wurden im Juni 2022 gleich mehrere gewalttätige Auseinandersetzungen aus der Einrichtung vermeldet, im September und November folgten weitere. Auch die Erhöhung von 600 auf 1000 Plätze in der EAE wirkte sich nicht beruhigend auf die Anwohner rund um die Landeseinrichtung aus. So benannten viele die Sorge, dass das Miteinander in Massen und die Situation der Geflüchteten schlechter würde.

Dieses Archivbild dokumentiert einen Einsatz von Polizei und Rettungskräften vor der Erstaufnahmeeinrichtung in Unna-Massen.
Um solche Bilder in Zukunft zu vermeiden, möchten die Integrationsratsmitglieder mehr erfahren und die Gelegenheit sich einzubringen. © Michael Neumann

„Wir hatten immer einen guten Kontakt, sowohl zum DRK wie zur EAE insgesamt“, sagte ein Mitglied des Intergrationsrates. Umso schockierender sei das Desinteresse an der Zusammenarbeit mit den Helfern durch die neue Einrichtungsleitung angekommen.

Ein anderes Mitglied äußerte seine Bedenken im Bezug auf den bevorstehenden Sommer: „Wenn es im Sommer bei großer Hitze und langer Überbelegung Langeweile gibt, ist es nachvollziehbar, wenn es wieder zu Eskalationen kommt“, sagte ein anderes Mitglied.

Jemand anderes berichtete vom „Haus der Begegnung“, indem es zu Zeiten der DRK-Leitung stets Beschäftigungs- und Spielangebote für Jung und Alt gegeben habe. Selbst in den Corona-Zeiten habe man die Gelegenheit genutzt, Kindern Beschäftigungsmöglichkeiten auf ihren Zimmern zu vermitteln.

Doch wenn Ehrenamt unerwünscht sei und keine Transparenz herrsche, könne man nur mutmaßen, wie es den Menschen dort gehe. Das Miteinander sei früher sogar soweit gewesen, das Anforderungen kurzfristig erfüllt wurden.

Verbesserter baulicher Zustand

„Einmal gab es im Winter den Ruf nach dringend benötigtem festen Schuhwerk“, so eine Ehrenamtlerin. Schnell habe man dem Wunsch entsprechen können. Umso unverständlicher sei die abweisende Haltung des neuen Betreibers. Es sei dringend erforderlich, dass am nächsten Runden Tisch auch Vertreter von „European Homecare“ dabei seien.

Till Knoche, Leiter des Bereichs Soziales, Wohnen, Demografie und Integration bei der Stadt Unna, gab aber auch beruhigende Signale: Die bauliche Situation in der Einrichtung habe sich inzwischen deutlich verbessert und bei EHC seien über die im Internet genannten Nummern auch stets Ansprechpartner zu erreichen. Nun hoffen alle auf den nächsten „Runden Tisch“.