Nur Lenkungswirkung oder doch Abzocke? So viel Geld bringen Unna die neuen Parkgebühren

So viel Geld bringen Unna die neuen Parkgebühren
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Die Unnaer suchen nach Lösungen für die gestiegenen Parkgebühren in der Innenstadt. 2,50 Euro ist offenbar nicht jeder automobile Besucher zu zahlen bereit. In einer lokalen Facebook-Gruppe stellte eine Nutzerin deshalb eine Frage an die Schwarm-Intelligenz: „Gibt es in Zentrumsnähe Möglichkeiten, kostenlos zu parken?“, wollte sie wissen.

Was sie damit auslöste, war zum einen ein reger Austausch von Tipps, wo man seinen Wagen zumindest günstiger abstellen kann. Zum anderen aber ließen Teile der Community auch Dampf ab: 2,50 Euro pro Stunde für einen Parkplatz unter freiem Himmel seien schlicht Abzocke.

Eigentlich sollten die 2,50 Euro pro Stunde nur zum Umparken anregen

Vor der Entscheidung über das neue „Parkraumbewirtschaftungskonzept“ hatte die Stadt derlei Absichten stets verneint. Schon auf der politischen Ebene hatten die Ideengeber von CDU und Bündnisgrünen betont, keine Einnahmensteigerung, sondern eine Lenkungswirkung erzielen zu wollen.

Autofahrer sollten mit höheren Tarifen draußen motiviert werden, direkt in eines der Parkhäuser zu fahren, in denen das Parken tatsächlich billiger ist. Mit dieser Idee wollte Schwarzgrün die Autos buchstäblich von der Straße holen, unnötige und auch für die Menschen am Steuer frustrierende Suchfahrten verhindern und hier und da Stellflächen für andere Nutzungen freigeben können.

Ein Beispiel für eines der verkehrspolitischen Ziele, die das neue Konzept verfolgt: Die fünf Stellplätze zwischen Wasserstraße und Josef-Ströthoff-Straße sollen wegfallen, um den Querschnitt des Verbindungsweges zu vergrößern. Dort verläuft der neue Innenstadt-Radring.
Ein Beispiel für eines der verkehrspolitischen Ziele, die das neue Konzept verfolgt: Die fünf Stellplätze zwischen Wasserstraße und Josef-Ströthoff-Straße sollen wegfallen, um den Querschnitt des Verbindungsweges zu vergrößern. Dort verläuft der neue Innenstadt-Radring. © Sebastian Smulka

Einnahmen steigen bei der Stadt und der WBU

Die erhoffte Lenkungsfunktion scheint tatsächlich einzusetzen, wenn auch noch nicht in so starkem Maße wie erwartet. Doch Belege für einen Abzocke-Vorwurf finden sich auch. Tatsächlich nehmen die Stadt und ihre Tochter WBU mehr Geld ein.

Dazu trägt auch bei, dass die WBU ihrerseits zum Jahresanfang die Gebühren angehoben hat. Seitdem kostet ein Platz in einem der fünf WBU-Parkhäuser 1,50 Euro pro Stunde. Das ist exakt so viel, wie bis Ende 2023 das Freiluftparken in Unna gekostet hat, sodass alle, die nun einfach umparken, tatsächlich kostenneutral fahren. Allerdings hatte die WBU in ihren Gemeinschaftsgaragen am Bahnhof, am Neumarkt und an der Massener Straße bis Ende 2023 nur 1,20 Euro für eine Stunde verlangt. Das bedeutet: Wer vorher schon regelmäßig in eines dieser Parkhäuser fuhr, muss seit dem Jahreswechsel 25 Prozent mehr bezahlen.

Mehr Parkgäste zum höheren Stundensatz in den Parkhäusern

Zugleich hat die noch stärkere Gebührenanhebung für die Freiluftparkplätze bewirkt, dass tatsächlich mehr Menschen als bislang in die Parkhäuser fahren. Im ersten Halbjahr soll die Zahl der Nutzer um 18 Prozent gestiegen sein. Mehr Nutzer bei höheren Stundensätzen, diese Kombination wird sich bei der WBU bemerkbar machen.

Sechsstellige Mehreinnahmen bei der WBU

Wie stark die Einnahmen der WBU-Parkhäuser genau gestiegen sind, ist von offizieller Seite noch nicht bekannt gegeben worden. In einer Bilanz zum Halbjahr kommunizierte die Stadt lediglich die Entwicklung der Nutzerzahlen. Doch auch dies erlaubt zumindest eine grobe Schätzung: 18 Prozent mehr Kurzzeitparker dürften aufs ganze Jahr hochgerechnet rund 84.000 Einfahrten mehr als im Vorjahr bedeuten. Konservativ gerechnet, dass jeder dieser Nutzer seinen Wagen für nur eine Stunde á 1,50 Euro abstellt, ergibt dies ein Plus von 126.000 Euro.

Vorbei sind die Zeiten, in denen das Parkhaus der Neuen Mühle nur schwach ausgelastet war. Die WBU registriert hier einen starken Anstieg der Auslastung. Das liegt vielleicht nicht nur am neuen Parkraumbewirtschaftungskonzept, denn auch die Geschäfte im Einkaufszentrum scheinen inzwischen von mehr Kunden entdeckt worden zu sein.
Vorbei sind die Zeiten, in denen das Parkhaus der Neuen Mühle nur schwach ausgelastet war. Die WBU registriert hier einen starken Anstieg der Auslastung. Das liegt vielleicht nicht nur am neuen Parkraumbewirtschaftungskonzept, denn auch die Geschäfte im Einkaufszentrum scheinen inzwischen von mehr Kunden entdeckt worden zu sein. © Hennes

Höhere Gebühren gleichen Abwanderung locker aus

Offen kommuniziert die Stadt die Einnahmenentwicklung an den Parkscheinautomaten draußen. Obwohl ein Teil der Autofahrer tatsächlich sein Parkverhalten verändert haben dürfte, sind nämlich auch dort die Einnahmen gestiegen. Die Stärke der Anhebung von 1,50 auf 2,50 Euro pro Stunde scheint die Abwanderungsverluste überkompensiert zu haben. Insgesamt habe das erste Halbjahr Einnahmen von 310.198,54 Euro fürs Freiluftparken eingebracht, was einem Plus von 21,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Aufs ganze Jahr hochgerechnet dürften demnach auch die Einnahmen an den Parkscheinautomaten um rund 110.000 Euro steigen. In der Summe könnte das neue Parkraumbewirtschaftungskonzept der Stadt und der WBU in diesem Jahr also Mehreinnahmen in der Größenordnung von 236.000 Euro einbringen. Abzocke oder Nebenwirkung? Das bleibt natürlich Ansichtssache.