Großer Bildungscheck So viel Unterricht fällt an den Schulen in Unna wirklich aus

Zahlen, die zählen: So viel Unterricht fällt an den Schulen aus
Lesezeit

Ein wichtiger Baustein im deutschen Bildungssystem sind die Schulen. Mathematik, Deutsch, Naturwissenschaften – dort werden grundlegende Kompetenzen vermittelt. Aber wie viel Unterricht findet an den Schulen in Unna tatsächlich statt? Und wie viel fällt aus? Die erste Erhebung des NRW-Schulministeriums nach der Corona-Pandemie dürfte die Erfahrungen vieler Eltern bestätigen.

„Umfassendes Bild über den Unterricht“

„Mit der Unterrichtsstatistik erhalten wir ein umfassendes Bild des Unterrichtsgeschehens an unseren Schulen“, sagte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) bei der Veröffentlichung kurz vor dem Jahreswechsel. „Wir wissen jetzt genau, wie viel Unterricht an unseren Schulen erteilt und vertreten wird oder – wenn es sich nicht vermeiden lässt – ad hoc ausfallen muss.“

In der Unterrichtsstatistik für das Schuljahr 2023/2024 sind über alle Schulformen hinweg Zahlen zum Unterrichtsausfall zu finden – detaillierte Daten gibt es für die Schulen in Unna.

Fünf von sechs Unterrichtsstunden finden planmäßig statt

NRW-weit finden an allen Schulen rund fünf von sechs Unterrichtsstunden planmäßig statt (83,7 Prozent). Davon werden 77,5 Prozent gemäß Stundenplan erteilt und 6,2 Prozent finden als Unterricht in besonderer Form statt. Dazu zählen beispielsweise Schulfahrten, Praktika oder Sportfeste.

Landesweit sind durchschnittlich 4,8 Prozent der Unterrichtsstunden ersatzlos ausgefallen – an einigen Schulen in Unna ist der Wert mehr als doppelt so hoch. Aufgeführt wird auch der Vertretungsunterricht: Dabei wird unterschieden zwischen Vertretungsstunden im Klassenverbund und mit einer veränderten Lerngruppe, wenn Schüler auf mehrere Klassen aufgeteilt werden.

Dorothee Feller (CDU), Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, spricht bei einer Pressekonferenz.
Dorothee Feller (CDU) ist seit dem 29. Juni 2022 für Schule und Bildung in NRW zuständig. © picture alliance/dpa

„Wenn an einer Schule vermehrt krankheitsbedingt Unterricht ausfällt, so lässt dies ausdrücklich keine Rückschlüsse auf die Qualität der schulischen Arbeit zu. Uns geht es darum, auf der Grundlage von schulbezogenen Daten gemeinsam Lösungen zu finden, um die Unterrichtssituation zu verbessern und die Schulen dabei zu unterstützen“, sagte Schulministerin Dorothee Feller.

Nur in etwas mehr als der Hälfte aller Fälle sei die Abweichung vom Stundenplan mit Erkrankungen einer Lehrkraft begründet, heißt es vom Ministerium. In drei von vier Unterrichtsstunden habe im Fall einer Erkrankung Vertretungsunterricht stattgefunden. Andere Gründe für Unterrichtsausfall seien auf das System zurückzuführen: Dazu zählen die Zeugnisausgabe, Elternsprechtage oder pädagogische Tage.

Im Folgenden sollen die Daten für die Schulen in Unna genauer betrachtet und mit dem landesweiten Durchschnitt verglichen werden.

Unterrichtsstatistik der Grundschulen

Die Grundschule in Lünern weist eine beachtliche Unterrichtsquote von 94,9 Prozent (Erteilter Unterricht gemäß Stundenplan/Unterricht in besonderer Form) auf. Damit liegt sie nicht nur deutlich über dem Landesschnitt (85,6), sondern auch weit vor den anderen Unnaer Grundschulen. Darüber hinaus sind in Lünern nur 0,2 Prozent des Unterrichts ersatzlos ausgefallen. Nur die Sonnenschule in Massen kommt auf vergleichbare Werte: Dort sind nur 0,6 Prozent des Unterrichts ausgefallen.

Einzig an der Grilloschule ist im vergangenen Schuljahr mehr Unterricht ausgefallen als durchschnittlich in NRW. Die Grilloschule ist auch die einzige Grundschule in Unna, an der Distanzunterricht stattgefunden hat, wenn auch in einer äußerst überschaubaren Zahl.

Die niedrigste Unterrichtsquote findet sich an der Massener Schillerschule, wird dort aber gedeckt von dem höchsten Wert an Vertretungsunterricht.

Unterrichtsstatistik der Förderschule

Die Jakob-Muth-Schule wurde zum Schuljahr 2016/17 neu gegründet. Die Förderschule mit den Schwerpunkten auf Lernen und emotionale-soziale Entwicklung wird besucht von Schülern aus verschiedensten Kommunen des Kreises Unna.

Unnas einzige Förderschule steht im Vergleich zum landesweiten Durchschnitt an den Förderschulen etwas schlechter da: Während NRW-weit 79 Prozent des „Unterrichts gemäß Stundenplan“ erteilt worden sind, waren es an der Döbelner Straße 77,4 Prozent. Auch die Ausfallquote war in Königsborn mit 5,1 Prozent höher als im Durchschnitt.

Unterrichtsstatistik der Realschule

An den Realschulen ist die Lage ebenso übersichtlich: In Unna gibt es nur die Hellweg-Realschule in Massen. Im Hinblick auf den „Unterricht gemäß Stundenplan“ liegt die Realschule über dem Landesschnitt. Vergleichsweise ist dort auch weniger Unterricht ausgefallen.

Unterrichtsstatistik der Gesamtschulen

Bei den Gesamtschulen und den Gymnasien wird die Sekundarstufe I, die Klassen fünf bis zehn, von der Sekundarstufe II, also der gymnasialen Oberstufe unterschieden. Darüber hinaus hat das Schulministerium für die Oberstufe die Zeiten von eigenverantwortlichem Arbeiten (EVA) erfasst. Dabei setzten sich die Schüler selbstständig mit Inhalten und Aufgaben auseinander, die sie von der Lehrkraft erhalten haben. EVA kommt auch als Vertretungsmaßnahme in Betracht, wenn planmäßiger Unterricht nicht erteilt werden kann.

In der Oberstufe der Werner-von-Siemens-Gesamtschule wurde EVA häufiger eingesetzt, als es landesweit üblich ist. Dem Wert von 14,6 Prozent stehen landesweit 13,2 Prozent gegenüber. An der Peter-Weiss-Gesamtschule findet EVA in deutlich geringerer Anzahl statt (8,9 Prozent). Auf Vertretungsunterricht wird in der Sekundarstufe II zudem nur in seltenen Fällen zurückgegriffen – auch an den Gymnasien.

Mit nur 1,2 Prozent liegt der Unterrichtsausfall an der Werner-von-Siemens-Gesamtschule unter dem Landesdurchschnitt (3,9 Prozent). Die Peter-Weiss-Gesamtschule liegt mit 10,2 Prozent hingegen aber deutlich darüber.

Das Schulzentrum Nord in Unna-Königsborn: Dort sind die Werner-von-Siemens-Gesamtschule und das Geschwister-Scholl-Gymnasium zu Hause.
Das Schulzentrum Nord: Mit der Werner-von-Siemens-Gesamtschule und dem Geschwister-Scholl-Gymnasium gibt es dort zwei Schulen mit einer gymnasialen Oberstufe. © www.blossey.eu (Archiv)

In der Sekundarstufe I sind die Zahlen der beiden Gesamtschulen auf einem ähnlichen Niveau. In den Bereichen „Unterricht gemäß Stundenplan“ sowie „Unterricht in besonderer Form“ erreichen beide Schulen ungefähr den landesweiten Wert.

Beim ersatzlosen Ausfall von Unterricht wird dieser jedoch überschritten: Mit 10,2 Prozent (Peter-Weiss-Gesamtschule) und 9,5 Prozent (Werner-von-Siemens-Gesamtschule) erreichen die Schulen über alle Schulformen hinweg hohe Werte.

Unterrichtsstatistik Gymnasien Unna

Den höchsten Wert für Unterrichtsausfall in Unna erreicht allerdings das Geschwister-Scholl-Gymnasium in der Sekundarstufe I – 10,8 Prozent. Ernst-Barlach- und Pestalozzi-Gymnasium liegen dort hingegen unter dem NRW-Durchschnitt von 5,2 Prozent.

Den höchsten Wert für „Unterricht gemäß Stundenplan“ kann das Ernst-Barlach-Gymnasium (80,6 Prozent) vorweisen. Die beiden anderen Gymnasien liegen knapp unter dem Durchschnitt von 79,4 Prozent.

In der gymnasialen Oberstufe setzen Ernst-Barlach- und Pestalozzi-Gymnasium ebenfalls vermehrt auf EVA; das Geschwister-Scholl-Gymnasium (7,1 Prozent) liegt unter dem Landeswert von 11,6 Prozent.

Einen gravierenden Unterschied gibt es beim „ersatzlosen Ausfall“ von Unterricht: Während das Ernst-Barlach- und das Pestalozzi-Gymnasium Quoten von 1,1 bzw. 1,3 Prozent haben, wird das Geschwister-Scholl-Gymnasium in der Erhebung mit 9,7 Prozent aufgeführt.