© Vivien Nogaj
Am PGU wird derzeit fleißig gewerkelt: Die Schülerfirma „Kerzenmanufaktur PG Unna“ stellt „Charity Candles“ her, deren Erlös zum Großteil an Obdachlose gespendet werden soll.
Lernen, wie man ein eigenes Unternehmen aufstellt, ist die eine Sache – dieses auch noch mit einem guten Zweck zu verknüpfen, eine andere. Schüler der Jahrgangsstufe 9 am Pestalozzi-Gymnasium Unna, die sich am Projekt „Schülerfirma“ beteiligen, stellen nun als „Kerzenmanufaktur PG Unna“ selbstgegossene Kerzen her. Von dem Erlös der „Charity Candles“ sollen je zwei Euro wohnungslosen Menschen zugutekommen.
Hinter dem Projekt steckt eine lange Planungsphase: „Zuerst wollten wir Seife herstellen, dann haben wir uns für Kerzen entschieden“, sagt Julian Hesse, Mitwirkender der Schülerfirma. „Auf jeden Fall lag es uns am Herzen, einen caritativen Zweck unterstützen.“ Letztlich haben sich die Schüler auf wohnungslose Menschen geeinigt: „Diese sind in unserer Gesellschaft seit jeher benachteiligt, durch die Corona-Pandemie hat sich dieses Problem noch verstärkt“, meint Hesse.
Etwa sei es wohnungslosen Menschen derzeit nur erschwert möglich, bei der Tafel günstig an Lebensmittel zu gelangen oder Suppenküchen für warme Mahlzeiten zu besuchen. „Viele Anlaufstellen sind nur eingeschränkt geöffnet“, sagt Julian Hesse, „sodass die Obdachlosen fast auf sich allein gestellt sind“. Damit diese ihre Grundbedürfnisse dennoch erfüllen können, sollen die „Charity Candles“ möglichst viele Menschen erreichen – und somit Einnahmen erzielen.
Diese werden dann an caritative Einrichtungen in Unna weitergegeben und in Form von Decken, Kleidung oder Lebensmitteln an Obdachlose ausgegeben, beschreibt Hesse den Plan der Schülerfirma.
Zunächst schmelzen die Schüler Wachs ein, welches sie dann in Einmachgläser mit Docht zu füllen. Fertig ist die „Charity Candle“. © Vivien Nogaj
Auch die Caritas Unna ist begeistert von dieser Aktion, wie Pressesprecher Jan Wandschneider erklärt: „Corona verschärft die Situation der wohnungslosen Menschen, ebenso der anstehende Winter. Zusätzliche Aufmerksamkeit ist da sehr hilfreich.“ Zwar seien Hilfseinrichtungen wie die Tagesstätte für Obdachlose nach wie vor geöffnet, jedoch nur in einem notdürftigen Betrieb. „Besonders die Gruppenangebote wie Ausflüge oder gemeinsame Gesellschafsspiele fallen aus“, sagt Wandschneider. „Alles, was zu einem strukturierten Alltag dazu gehört, fällt weg.“
Umso wichtiger ist es daher auch es der Schülerfirma, wohnungslosen Menschen eine Freude zu bereiten und sie durch Spenden zu unterstützen. 300 Kerzen sollen zu diesem Zweck vorerst produziert werden, je nach Nachfrage auch weitere. „Wir müssen als Unternehmen erst mal schauen, wie gut der Verkauf anläuft, und wie gut wir mit unserem Startkapital haushalten können“, sagt Hesse.
Denn letztlich gehöre auch dieser Aspekt zu dem Wahlpflichtfach dazu, wie Lehrkraft Oliver Krebs erklärt: „Wir erstellen hier die Simulation eines wirklichen Unternehmens. Da kommt es auch mal zu Schwierigkeiten.“ Wichtig sei es am Ende, den Schülern eine handlungsorientierte, ökonomische Bildung zu vermitteln.
Bei der „Kerzenmanufaktur PG Unna“ geht dieser Plan augenscheinlich auf: Die Schüler, die von der Idee über die Herstellung bis hin zum Online-Verkauf alle Schritte selbst in die Hand nehmen, freuen sich schon jetzt über die ersten Einnahmen. Besonders, weil diese jenen Menschen zugutekommen, die besonders bedürftig sind.
Geboren 1992 mitten im Ruhrgebiet (Bottrop) und aufgewachsen am Rande des Münsterlandes (Dorsten), hat es sie zum Studieren nach Bielefeld verschlagen (die Stadt gibt es wirklich ;-)). Nach beruflichen Zwischenstationen in Braunschweig, Berlin und Aachen ist sie froh, wieder zurück im Pott zu sein und Geschichten für Haltern zu schreiben. Wenn sie nicht journalistisch unterwegs ist, hört sie gerne Musik, wandert im Grünen oder faulenzt mit einem guten Buch im Café.