Nachdem Schotterbeete in großem Umfang in Mode gekommen waren, sind sie zunehmend in Kritik geraten. In der Stadt Unna gibt es nun ein gelungenes Beispiel für eine ökologisch wertvolle Umgestaltung mitten in der grau versiegelten Innenstadt. Zusätzlicher Hingucker und Vandalismus-Vorsorge zugleich ist ein Graffitiprojekt.
Schotterbeete und der Pflege-Irrtum
Gerade in Neubaugebieten tauchten mit Schotter oder Kies gefüllte Vorgärten ohne Erde oder Pflanzen immer wieder auf, und immer wieder fänden die fragwürdigen Flächen Nachahmer, berichtet Garten- und Landschaftsbauer Karsten Banscherus. Die Landesbauordnung verbietet solche Gestaltungen und vor allem gelten sie längst als sinnlos. Ein Hauptargument dafür ist meist der geringe Pflegeaufwand. „Der gilt aber nur für die ersten paar Jahre“, sagt Banscherus. Die Erfahrung zeige: Irgendwann siedeln sich auch zwischen Steinen auf Vlies unerwünschte Wildpflanzen an, die dann nur mühsam entfernt werden können.
Viel wässern, dann wenig Aufwand
Banscherus ist deswegen nun froh, eine rund 30 Quadratmeter große Fläche im Durchgang zwischen Nordring und Klosterstraße zeigen zu können, die mit überschaubarem Aufwand vom Schotterstreifen zum Insekten- und Klimabeet geworden ist. Aufwändig daran sei im Grunde nur das Gießen. „Der Erfolg steht und fällt mit dem Wässern im ersten Jahr“, erklärt der Pflanzenexperte. Haben die Blumen und Kräuter erst einmal tief genug gewurzelt, dann könne die Fläche weitgehend sich selbst überlassen werden.

Schotterfläche lag brach
Der Streifen ist Eigentum der Unnaer Volksbank, die das Grundstückchen gern für das Projekt zur Verfügung stellte. Wie Bankdirektor Peter Zahmel erklärt, hatte das Beet ein Schicksal, das auch viele Privatflächen erleiden: Darin wuchsen Sträucher, die zum Problem heranwuchsen und entfernt wurden. Seitdem lag die Schotterfläche brach. Sie liegt an einem viel genutzten Innenstadtweg und fiel Klimaschutzmanager Thomas Heer ins Auge. Er regte eine Umgestaltung an und fand mit den Stadtwerken Unna einen Sponsor.
Insektenfreundliche Pflanzen
Gärtner Banscherus fasste das Beet mit Sandsteinblöcken ein, füllte feineren Schotter auf den groben und durchlöcherte die darunter liegende Folie. So entstand mit recht einfachen Mitteln ein Untergrund, in den eine Vielzahl verschiedener Pflanzen gesetzt wurde, darunter Blutstorchschnabel, Natternkopf, verschiedene Wildrosen und Kräuter. „Und die Kartäusernelke wird der Hingucker schlechthin“, sagt Banscherus. Er schwärmt für die naturnahe Gartengestaltung. Ebenso werden in Kürze, wenn die Pflanzen in voller Blüte stehen, Insekten das alte/neue Beet umschwärmen. Bei der Auswahl der Bepflanzung wurde darauf geachtet, dass sie Bienen, Faltern und anderen Tieren Nahrung bieten.
Ein paar alte Eichenstämme lockern den naturnahen Steingarten optisch auf. Vorgebohrte Löcher darin können zudem als Niströhren für Wildbienen dienen. Bewusst offen gelassene Lehmflächen können Insekten als „Baustoffzentrum“ dienen, indem sie mit dem Lehm ihre Nester verschließen. Andere werden direkt im Untergrund bauen.

Graffitikunst leuchtet im Hintergrund
Das von Weitem sichtbare I-Tüpfelchen ist die von Streetart-Künstler Andreas Milcke gestaltete Wand hinter dem Beet. Früher trist-weiß und oft beschmiert, trägt die Fläche nun ein riesiges, farbenfrohes Graffito mit verschiedenen Themen aus dem Stadtleben - und natürlich vielen Blumen und Insekten. Eine solche Gestaltung ist ein „Hingucker“. Und dadurch dass sie die ganze Fläche einnimmt, werde es erfahrungsgemäß kaum zu unerwünschtem „Geschmier“ an dieser Stelle kommen, meinen die Verantwortlichen.
Die Stadt Unna stellte das neue Beet jetzt als Modellfläche vor. Bürger, die Ähnliches vorhaben, können sich beim Umweltamt beraten lassen.
Für das neue Beet sucht die Stadt Grünflächenpaten, die hin und wieder nach dem Rechten sehen und beim Gießen helfen. Kontakt: umwelt@stadt-unna.de