Björn Dehrenbach und Jutta Mesenkamp von der Psychologischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Unna stehen Familien zur Seite – etwa, wenn das Zeugnis des Kindes nicht gut ausfällt wie erhofft. Die Ursachen dafür können ganz unterschiedlich sein, wissen die Experten.

Björn Dehrenbach und Jutta Mesenkamp von der Psychologischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Unna stehen Familien zur Seite – etwa, wenn das Zeugnis des Kindes nicht gut ausfällt wie erhofft. Die Ursachen dafür können ganz unterschiedlich sein, wissen die Experten. © Claudia Pott (Archiv)

Schlechtes Zeugnis: Eltern sollten an ihre eigene Kindheit zurückdenken

dzSchüler in Unna

Nicht schimpfen, unterstützen: Es gibt für Eltern zahlreiche Tipps zum Umgang mit schlechten Zeugnissen. Die Psychologischen Beratungsstelle in Unna hat Tipps, die noch weiterreichen.

von Claudia Lohmann

Unna

, 20.01.2023, 12:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sehe ich eher den Vorteil oder sehe ich die Defizite? Diese Frage sollten sich Eltern ab und an stellen – besonders jetzt, wo ihre Kinder mit dem Zeugnis nach Hause gekommen sind.

Sind die Noten darauf nicht erfreulich, ist das meist ein großes Thema in der Familie. Wie damit umzugehen ist, wissen Jutta Mesenkamp, die stellvertretende Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Unna und Berater Björn Dehrenbach.

Ihre Tipps gehen über Ratschläge wie „nicht mit den Kindern schimpfen“ und „die Kinder unterstützen“ hinaus. Diese sind freilich richtig und sollten auf jeden Fall befolgt werden – aber nicht immer ist Nachhilfe die richtige und einzige Lösung für schlechte Noten.

„Wir beleuchten das Thema mit einem Scheinwerfer. Es reicht nicht, die Taschenlampe auf das Zeugnis zu richten“, erklärt Mesenkamp. Es könne zum Beispiel sein, dass Probleme in der Familie dazu führen, dass das Kind schlecht lernt. „Oder auch Mobbing, Probleme mit Mitschülern oder dem Lehrer“, macht Dehrenbach deutlich, dass viel hinter schlechten Noten stecken kann.

Eltern sollten sich an ihre eigene Schulzeit erinnern

Im Gespräch mit den Eltern erörtern sie gemeinsam, was hinter einer oder mehreren schlechten Noten stecken könnte. „Kinder lernen gut, wenn sie emotional austariert sind“, weiß Mesenkamp.

Eine Lösung bzw. das Problem für schlechte Noten zu finden und dann einen Weg, sie zu verbessern, ist die eine Sache. Die andere Frage, die manche Eltern dieser Tage beschäftigen dürfte, ist der richtige Umgang mit ihren Kindern, wenn es um das Zeugnis geht. Mesenkamp hat hier einen wertvollen Tipp: „Eltern sollten einmal für sich prüfen, was sie persönlich für eine Haltung zur Schule und zu Bewertungen haben“.

Nachhilfe gegen schlechte Noten? Das kann eine Lösung sein, muss aber nicht. Denn die Ursachen für schlechte Schulleistungen können sehr vielfältig sein.

Nachhilfe gegen schlechte Noten? Das kann eine Lösung sein, muss aber nicht. Denn die Ursachen für schlechte Schulleistungen können sehr vielfältig sein. © picture alliance/dpa

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Sehen sie nur das Schlechte – oder auch das Gute in ihrem Kind? Eine negative Haltung, die den Eltern vermutlich gar nicht bewusst ist, strahlt auf ihre Kinder ab. „Das geht ans Selbstbewusstsein“, warnt Mesenkamp. Das Kind leidet also langfristig unter einer negativen Haltung und kritischen Bewertungen.

Jedes Kind hat eine Stärke – das muss keine Note sein

„Eltern sollten sich fragen, was sie sich als Kind selbst von ihren Eltern gewünscht hätten. Zum Beispiel Trost und Verständnis“, erklärt die Expertin. Und sie sollten das Positive hervorheben. „Eltern sollten deutlich machen, dass es nicht nur um schulische Leistungen geht und die anderen Stärken deutlich benennen“, erklärt Dehrenbach. Erst kürzlich sei eine zwiefache Mutter zur Beratung gekommen, die sich über die Note 1 ihrer Tochter nicht freuen konnte, weil ihr Sohn eine 2 nach Hause brachte. Der Junge sei dafür total kreativ und könne sehr gut zeichnen. „Das sollte wertgeschätzt werden. Er könnte vielleicht ein Künstler werden“, erzählt der Berater.

Dehrenbach rät außerdem dazu, eine feste Zeit mit den Kindern zu verabreden, zu der das Zeugnis in Ruhe besprochen wird. „Entweder am Anfang oder am Ende der Ferien.“ Es sollte nicht ständig Thema sein, das würde die Kinder belasten und zu Unruhe in der Familie führen. „Die Sommer- und Weihnachtsferien sind eine besondere Zeit. Da sollte die Schule hintenanstehen“, findet er.

Fragen zum Zeugnis

Zeugnistelefon für Schüler und Eltern

  • Verbunden mit der Zeugnisausgabe bietet die Schulabteilung der Bezirksregierung Arnsberg ein Zeugnistelefon an.
  • Unter Tel. (02931) 82 3388 können Schülern und Eltern Fragen im Zusammenhang mit dem Zeugnis stellen. Das Zeugnistelefon ist am Montag, den 23. Januar 2023 und Dienstag, den 24. Januar 2023 von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr und am Mittwoch, den 25. Januar von 9 bis 12.30 Uhr zu erreichen.
  • Außerhalb dieser Zeit ist die zentrale Rufnummer 02931/82 0 erreichbar. Von dort werden die Anrufe an die jeweiligen Ansprechpartner weitergeleitet.

Die Berater unterstützen Familien in vielen Belangen und sind auch in den Ferien erreichbar. Eltern, die sich also unsicher sind, wie sie mit ihren Kindern über das Zeugnis sprechen sollen oder die herausfinden wollen, woran es liegen könnte, dass die Schulleistungen schlechter werden, finden hier Unterstützung. Die Berater wissen aus eigener Erfahrung, dass es helfen kann, mit dem Scheinwerfer auf die Suche nach dem wahren Problem zu gehen. Dehrenbach hat erst kürzlich die Rückmeldung bekommen, dass ein versetzungsgefährdetes Kind es geschafft hat. Auch wenn mal ein paar Noten schlechter ausfallen: „Es kann gut weitergehen.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 24. Juni 2022.