Staatsanwalt klagt Ehepaar Wiese an Rechtsbruch im Reitsportzentrum Massener Heide

Rechtsbruch im Reitsportzentrum: Anklage gegen die Wieses
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Zeichen der Schieflage im Firmenkonstrukt der Familie Wiese mögen schon vorher erkennbar gewesen sein, doch erst die Insolvenz der Reitsport GmbH Unna hat sie unleugbar gemacht. Dabei waren es nicht die Wieses selbst, die die nötigen Schritte ergriffen haben. Dafür drohen Thomas Wiese und seiner Ehefrau nun sogar strafrechtliche Konsequenzen.

Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat Anklage erhoben am Amtsgericht Dortmund – dem Gericht des hiesigen Handelsregisters, an dem die Geschäftsführung der Reitsport GmbH nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Insolvenz hätte beantragen müssen. Tatsächlich sei der Antrag aber nicht von den Wieses gestellt worden, sondern von einer Gläubigerin der Reitsport GmbH. Das hat die Behörde stutzig gemacht.

Wieses angeklagt wegen Insolvenzverschleppung

Nach Monaten der Ermittlungen beschuldigt die Staatsanwaltschaft die beiden Geschäftsführer der Reitsport GmbH der Insolvenzverschleppung und des Vorenthaltens von Arbeitsentgelten – letzteres, weil auch Sozialversicherungsbeiträge für Mitarbeiter nicht im vorgeschriebenen Umfang gezahlt worden seien.

Zudem beanstandet die Staatsanwaltschaft, dass das Unternehmen die Pflicht verletzt habe, Jahresabschlüsse aufzustellen. Der jüngste der aktuell vorliegenden Jahresabschlüsse wurde 2019 für das Geschäftsjahr 2017 veröffentlicht. Auch dies habe dazu beigetragen, gegenüber Gläubigern die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu verschleiern.

Reitsportzentrum dauerhaft defizitär

Die Reitsport GmbH ist eine Tochter der Wiese Familien GmbH und damit gewissermaßen eine Schwester der W.B. Metallverarbeitung, die zuletzt in mehrere Rechtsstreitigkeiten mit dem Aluminiumwerk Unna verwickelt war. Wie jene Verfahren aufgedeckt haben, gab es zwischen den Gesellschaften der Gruppe Finanzströme, durch die Mittel des Aluwerks auch in die Reitsportprojekte der Wieses geflossen waren.

So hat das Aluwerk, dessen Mehrheitsaktionär Thomas Wiese bis 2017 und dessen Vorstand er noch bis 2018 war, auf Umwegen die Reitsport GmbH subventioniert, die zumindest im Zeitraum der vorliegenden Jahresberichte durchweg defizitär war. Zur Reitsport GmbH gehören beziehungsweise gehörten das Reitsportzentrum Massener Heide mit der angeschlossenen Hengststation, das Restaurant Il Cavallo, das Hotel Landhaus Massener Heide und das inzwischen geschlossene Reitsportfachgeschäft Equitan.

Seit Mai 2022 hat ein vom Gericht eingesetzter Zwangsverwalter das Sagen in der Gesellschaft. Er hat sich nach eigenem Bekunden Erhalt und Weiterführung der Betriebsteile zum Ziel gesetzt. Für das Reitsportzentrum, dessen Bau angeblich 39 Millionen Euro gekostet hat, sucht er einen Käufer.