Stadt Unna setzt Fahrradverbot um Neue Beschilderung sorgt direkt für Ärger

Stadt setzt Fahrradverbot um und irritiert mit neuen Schildern
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Die Stadt Unna hatte im September überraschend angekündigt, die Innenstadt zur radfreien Zone zu erklären. Es hagelte Kritik. Die Politik stoppte den umstrittenen Alleingang der Verwaltung. Aber dann stimmte sie doch zu. Das Fahrradfahren in der Innenstadt ist ab Montag, 13. Januar, ausnahmslos verboten.

Fahrradverbot in der Fußgängerzone

In den kommenden Tagen werde die Stadtverwaltung die Zugänge zur Fußgängerzone mit neuen Schildern ausstatten. Das teilte die Stadt an diesem Mittwoch (8.1.) mit. Ab Montag (13.1.) soll dann ein striktes Verbot für das Radfahren und Befahren mit E-Scootern gelten. Polizei und städtischer Ordnungsdienst würden die Einhaltung überwachen.

Bisher durften Radfahrer die Fußgängerzone zwischen 19 und 9 Uhr nutzen. Doch Beschwerden über hohe Geschwindigkeiten und Gefahren führten zu einem Umdenken. Eine Stadtratsabstimmung endete mit einer Mehrheit für das Verbot: 28 stimmten dafür, 14 dagegen.

Boutique-Inhaberin Lopes Rosa vor ihrem Geschäft an der Massener Straße in Unna
Lopes Rosa staunte nicht schlecht, als ein Pfosten direkt vor ihre Boutique gesetzt wurde. Ihren Warenständer kann sie nun aber kaum noch aufstellen, ohne den Weg zu versperren. © Raulf

Schilderpfosten direkt vor Geschäft

Geschäftsleute sind ebenso wie der Behindertenbeirat dafür, dass Fußgänger durch das neue Verbot besser geschützt werden. Doch offenbar müssen Gewerbetreibende damit rechnen, dass neue Schilder direkt vor ihren Geschäften aufgestellt werden. Das zeigt ein Vorfall an der Massener Straße.

Dort begann am Mittwochmittag ein Unternehmen im Auftrag der Stadt damit, die neue Beschilderung zu installieren. Wer vermutet hatte, dass nur die bisherigen Verkehrszeichen geändert oder ergänzt werden, der irrt. So wurde unmittelbar vor die Boutique La Rosa neben dem Senfladen ein neuer Schildermast gestellt.

Voll gestellt und Weg versperrt

„Wie sieht das denn aus direkt vor der Tür?“, fragt Modehändlerin Lopes Rosa. Sie legt Wert darauf, dass ihr Geschäft und das Umfeld einen gepflegten Eindruck machen. Jetzt rechnet sie schon damit, dass demnächst die ersten Fahrräder an dem neuen Pfosten angekettet werden. „Das ist doch nicht schön, wenn alles vollgestellt ist“, sagt Rosa.

Sie nutzt einen kleinen Kleiderständer, um Ware draußen zu präsentieren. Durch den neuen Metallmast im Pflaster könne sie diesen nun kaum noch sinnvoll platzieren. „Da kommt ja kein Fußgänger mehr durch.“ Besonders ärgerlich sei, dass sie ja dafür eine Gebühr bezahlen muss, dass sie Waren oder Dekoration draußen vor dem Geschäft aufstellt.“ Durch das Schild fühlt sie sich eingeschränkt. „Ich wurde auch gar nicht gefragt. So etwas wird einfach gemacht“, sagt Rosa verärgert. Durch die Neugestaltung der Massener Straße habe sich die Fußgängerzone sehr positiv entwickelt. „Das ist schön. Wir haben mehr Laufkundschaft. Da sind solche Kleinigkeiten ärgerlich.“

An einem Schilderpfosten in der Massener Straße hängt ein "Lurchi"-Wahlplakat
Wenn der Pfosten schon da steht, lässt er sich ja auch kreativ nutzen: Mit einem "Lurchi"-Wahlplakat. © Privat

Gespräch mit der Stadt Unna

Auch Rosas Nachbarn, die Künstler Frauke und Dietmar Nowodworski, haben umgehend protestiert gegen den Schilderstandort so nah an ihrem alten Fachwerkhaus. Die Beschilderung der Fahrverbote wurde am Mittwoch erst einmal wieder gestoppt. Wie die Stadt Unna bestätigte, soll es an diesem Donnerstag einen Ortstermin geben, um die Standortprobleme mit den Anliegern zu besprechen.

Nowodworskis haben ihrem Ärger zunächst auf ihre Art Luft gemacht: mit einem „kleinen Schabernack“, wie Frauke Nowodworski bestätigte. Am neuen Pfosten hängt ein Wahlplakat mit einer beliebten Kinderbuch- und Kinderschuh-Werbefigur: „Wählt Lurchi“.

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