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2000 Dosen Astrazeneca im Impfzentrum Unna gespritzt – Reste auch schon an Polizisten
Corona
Die Kapazitäten im Impfzentrum Unna würden mehr Impfungen mit dem Wirkstoff Astrazeneca zulassen. Aber weggeschüttet wird nichts – auch weil Reste schon jetzt Polizisten gespritzt werden.
Tag für Tag werden im Impfzentrum Unna Corona-Schutzimpfungen vorgenommen. Darunter sind inzwischen rund 2000 Dosen des Wirkstoffs Astrazeneca. Reste davon haben auch schon Polizisten bekommen.
Bestimmte Berufsgruppen haben Vorrang
Neben über 80-Jährigen werden im Impfzentrum Unna im Moment vor allem Pflegekräfte gegen das Coronavirus geimpft.
Zwei „Sorten“ von Impfberechtigten
- Die Impfungen mit dem Astrazeneca-Wirkstoff für Angehörige bestimmter Berufsgruppen werden über den Kreis Unna koordiniert. Der Kreis organisiert hier auch die Terminvergabe.
- Über die Kassenärztliche Vereinigung (KVWL) müssen weiterhin Termine für die andere Gruppe von derzeit Impfberechtigten vereinbart werden: Menschen über 80 Jahre, die auch einen anderen Impfstoff erhalten. Die KVWL informiert: „Eine Terminvermittlung ist über die kostenlose Rufnummer (0800) 116 117 01 möglich. Bitte beachten Sie, dass diese Rufnummer zurzeit stark frequentiert wird und es zu Wartezeiten kommt. Als Alternative steht Ihnen auch die 116 117 als Telefonnummer zur Verfügung. Alternativ ist die Terminvermittlung online über termin.corona-impfung.nrw möglich.“
Diese Angehörigen von Berufsgruppen, die der Priorität 1 nach Corona-Impfverordnung zuzuordnen sind, erhalten den Astrazeneca-Impfstoff. Bekanntlich ist bei diesem mehr als bei anderen mit Nebenwirkungen zu rechnen, er gilt aber als sicher und wirksam. Der Kreis Unna bestätigte jetzt, dass die Kapazitäten des Impfzentrums mehr Astrazeneca-Impfungen zuließen, als derzeit durchgeführt werden. Allerdings könnten nur die Mengen an Impfstoff eingesetzt werden, die auch zur Verfügung stehen.
Polizisten sind eigentlich noch nicht an der Reihe, was diese Impfung angeht. Sie haben in der Impfreihenfolge nicht die „höchste“ Priorität, sondern „hohe“ (Priorität 2). Damit sollen sie wie Erzieher und Lehrer ab dem 8. März geimpft werden, wie am Montag (1. März) bekannt gegeben wurde.
Erste Polizisten schon geimpft
Aber warum parkten dann schon Mitte Februar einmal gleichzeitig sieben Streifenwagen am Impfzentrum? Der Leser, der uns diese Beobachtung schilderte, vermutet, dass Polizeibeamte geimpft wurden. Oder war die Polizei hier mit besonders vielen Kräften vor Ort, um das Impfzentrum zu schützen?
Nein, offenbar liegt der Beobachter richtig: Der Kreis Unna spricht von Restdosen des Impfstoffs, die ausnahmsweise an Personen der Priorität 2 vergeben werden. Die Verantwortlichen im Impfzentrum wollten so verhindern, dass Impfstoff verworfen werden muss, und es entspreche auch den Regelungen der Corona-Impfverordnung, so der Kreis.
Restdosen sollen nicht verderben
So erklärt die Behörde den Ablauf in solchen Fällen: Ein Astrazeneca-Behältnis enthält zehn Impfdosen. Werden diese nicht ganz verbraucht am Ende einer Schicht, sind sie nur noch eine bis zwei Stunden haltbar. Die für solche Fälle geltende Arbeitsanweisung im Impfzentrum sieht vor, dass versucht werden muss, die Reste an Personen der Priorität 1 zu verimpfen. Nur wenn dies nicht möglich ist, werden Restdosen Polizei- und Ordnungskräften gespritzt.
Dies sind aber wohl Ausnahmen von der Reihenfolge. Impfstoffreste in größerem Umfang fallen laut dem Kreis Unna nicht an. Vereinbarte Impftermine würden in aller Regel wahrgenommen, sodass keine größeren Reste übrig blieben, erklärte die Pressestelle des Kreises.
Auch hier hatte unsere Redaktion ein Hinweis erreicht, der erklärungsbedürftig ist. Demnach sei an einem Tag vergangene Woche nur ein Drittel des im Impfzentrum vorhandenen Mittels gespritzt worden. Es seien an dem beschriebenen Tag rund 120 Dosen gewesen, bestätigte die Pressestelle des Kreises. Ein Vielfaches lagerte noch im Kühlschrank. Lag es daran, dass nur wenig Impflinge erschienen waren? Nein, erklärt der Kreis: Die Menge der verimpften Dosen habe der der vereinbarten Termine entsprochen. „Dass es einen Bestand gab, der im Kühlschrank lagerte, ergibt sich aus der Tatsache, dass der Impfstoff immer für einen Tag im Voraus bestellt wird“, erklärte die Kreis-Pressestelle unserer Redaktion. „Das bedeutet, dass am Ende eines Impftages also mindestens der Impfstoff für den Folgetag noch am Lager ist, zuzüglich eines kleinen ,Puffers‘.“
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
