Die Arbeit des Planungsbüros Reicher Haase Assoziierte erweckt den Eindruck, als gebe es in Unna noch eine Wahl: Will man auf dem Acker nahe der Provinzialstraße lieber ein Servicecenter von Möbel Höffner, ein Gewerbegebiet mit kleinteiligem Besatz oder lieber nichts von beidem? Diese Szenarien wurden auf Vor- und Nachteile abgeklopft mit dem Ergebnis, dass die Sachverständigen Höffner als schlechteste der drei Möglichkeiten beschreiben. Lieber solle Unna auf kleinteiligem Gewerbe beharren oder die Fläche als Acker belassen.
Problematisch daran ist, dass Höffner die Fläche bereits gekauft hat. Das gibt dem Möbelriesen als Eigentümer und der Stadt als Planungsherrin die Möglichkeit, sich gegenseitig zu blockieren. Höffner wird die eigenen Pläne nicht umsetzen können, wenn die Stadt sich weigert, die planungsrechtlichen Grundlagen dafür zu schaffen.
Unna aber wird Höffner auch nicht zwingen können, die Fläche anders zu entwickeln als für die Zwecke, für die Höffner die Fläche gekauft hat. Und das Unternehmen hat klargestellt, dass es den Acker im Zweifelsfall lieber brach liegen lässt, als das Grundstück wieder abzugeben. Das Familienunternehmen denkt in generationsübergreifenden Zeiträumen.
Selbst in der CDU gibt es Zweifel am Sinn des Planungsauftrages
Wie sinnvoll es in dieser Konstellation ist, einen aus öffentlichen Mitteln finanzierten Planungsauftrag an ein externes Büro zu vergeben, ist umstritten. Eine kritische Haltung dazu nimmt selbst der Vorsitzende der CDU-Fraktion ein, zu deren Mitgliedern auch Bürgermeister und Verwaltungschef Dirk Wigant zählt.

„Ich habe von Anfang an meine Verwunderung zum Ausdruck gebracht, dass hier ein Grundstück überplant wird, auf das die Stadt gar keinen Zugriff hat“, bekennt CDU-Fraktionschef Rudolf Fröhlich in einem Gespräch mit unserer Redaktion. „Über die gesamte Entwicklung bin ich nicht wirklich glücklich“, sagt Fröhlich zudem, drohe derzeit doch ein hartnäckiger Stillstand. Damit sei allerdings nicht gesagt, dass die CDU auf Seiten Höffners stehe; die Beratungen in der Fraktion sind noch im Gange und offenbar kontrovers.
Büro Reicher Haase kassiert 75.000 Euro
Der Auftrag an das in Aachen und Dortmund ansässige Büro Reicher Haase ist offiziell von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna erteilt worden. Allerdings erklärt die WFG, dass der Auftrag für einen städtebaulichen Rahmenplan „auf Wunsch der Stadt Unna“ erfolgt sei. 75.000 Euro insgesamt nimmt das Büro mit dieser Arbeit ein. 60.000 Euro davon stammen von der Stadt Unna, wie das Büro des Bürgermeisters schließlich einräumt.
Nutznießer der Planung sollen beide Seiten sein: Die Stadt ist Planungsherrin, die WFG ist Eigentümerin einer Fläche nahe der von Höffner. Während Höffner eine rund 10.000 Quadratmeter große Fläche mit einem Servicecenter besetzen will, von dem aus Liefer- und Montageteams in ganz NRW zu den Kunden aufbrechen, plant die WFG auch aus strategischen Gründen eine kleinteilige Gewerbeansiedlung nach dem Vorbild des Holzwickeder Ecoports.
Die WFG erklärt den Sinn einer Gesamtplanung für beide Flächen damit, dass deren Entwicklungen so im Zusammenhang betrachtet werden könnten. „In den Blick genommen wurden dabei Themen wie verkehrliche Anbindung, Arbeitsplatzeffekte, Entwässerung, städtebauliche Gestaltung, etc.“, heißt es von der WFG.
Dabei kommen die Gutachter des Büros Reicher Haase zu dem Schluss, dass die sinnvollste Lösung für Unna darin bestünde, das Konzept der kleinteiligen Gewerbeansiedlungen auch auf die Höffner-Fläche zu übertragen. Höffner indes soll diese Strategie nicht nur aus Eigeninteresse ablehnen, sondern auch als unwirtschaftlich beschrieben haben.
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