Herausforderung aus Liebe zur Natur gestellt Pia Bömer (39) aus Unna macht den Jagdschein

Herausforderung aus Liebe zur Natur: Pia Bömer macht den Jagdschein
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Pia Bömer wohnt in Unna, ist 39 Jahre alt, studierte Landwirtin und arbeitet als Geschäftsführerin des Kreisverbands Ruhr-Lippe beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Nun drückt sie aber wieder diszipliniert die Schulbank, und zwar bei der Kreisjägerschaft Unna: Sie absolviert die berufsbegleitende Ausbildung zur Jägerprüfung.

Die Natur war ihr schon immer nah: Zum einen stammt sie aus einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb an der Möhne und zum anderen hat sie ihren Vater schon als kleines Kind gerne frühmorgens zur Jagd begleitet. „In aller Herrgottsfrühe die Natur aufwachen zu sehen, fand ich damals schon unglaublich aufregend“, so Bömer.

Bei dem Hintergrund ist man versucht zu fragen, warum sie nicht schon viel früher den Weg zum Jagdschein beschritten hat. „Ich komme aus einer Jägerfamilie, der Opa, Vater und Bruder, alle sind Jäger“, beschreibt sie. Das habe ihr die Entscheidung nicht unbedingt leichter gemacht. Dann gab es auch immer andere Prioritäten: nach der Schule folgten das Studium und der Einstieg in das Berufsleben.

Doch nun dachte sie sich, dass es mit 39 Jahren genauso wenig in den Zeitplan passe, wie in jedem anderen Jahr. Sie informierte sich und meldete sich zu dem Kurs an, der vom September 2024 bis zum Mai 2025 andauert. „Der gesamte Kurs ist sehr umfangreich“, beschreibt Bömer. Natürlich komme ihr das Studium bei einzelnen Themen zugute. Doch ohne Disziplin gehe es nicht.

Unterrichtsmaterial zu Graugänsen.
Jede Menge Tiere und Pflanzen müssen Jäger sicher erkennen. © Peter Körtling

Der Unterricht von mindestens zwei Abenden pro Woche und die ergänzende Lernzeit zu Hause, dazu noch Exkursionen in die Reviere oder zum Wildpark Voßwinkel, das dürfe man nicht unterschätzen. „Es geht in allen Bereichen sehr in die Tiefe“, beschreibt Bömer. Doch es sei ihr auch wichtig, solch eine qualifizierte Vorbereitung zur Prüfung zu erhalten.

„Von der ersten Stunde an haben wir die Verantwortung gelernt, die ein Jäger für Flora und Fauna trägt“, so Bömer. Ob Wildtiere und -pflanzen, Recht, Waffenhandhabung oder Waldbau, der Lehrplan sei enorm herausfordernd. Doch herrsche in ihrem Kurs ein großartiges Miteinander, bei dem man sich gegenseitig unterstütze.

„Ein Grund für meine Entscheidung war ja, dass ich mein Gehirn mal wieder so richtig anstrengen wollte“, so Bömer. Also habe sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Die Vielfalt der geforderten Themen sorge auch reihum bei jedem Teilnehmer dafür, dass es das eine oder andere Fach gebe, für das man sich mehr anstrengen müsse.

„Oft gibt es ja Vorurteile, dass Jäger nur wild aufs Schießen seien“, so Bömer. Doch das seien Vorurteile. Vielmehr trage man die Verantwortung für sein Revier, die heimatliche Natur und dafür, die Leute über das, was Jäger tun, fachlich richtig zu informieren. Dazu gebe es viele Aktionen, von der „Rollenden Waldschule“, bis hin zum „Aktionstag gemeinsam Jagd erleben“, der in diesem Jahr am 10. Mai stattfindet.

Michael Garbe und Pia Bömer im Schulungsraum der Kreisjägerschaft.
Ausbilder Michael Garbe geht mit Pia Bömer Details der Tiere an einigen Exponaten durch. © Peter Körtling

Schon bald, unmittelbar nach den Ostertagen, gehen die angehenden Jungjäger in die theoretische Prüfung. Anschließend folgt der praktische Teil. „Jetzt habe ich Urlaub und knie mich noch einmal richtig rein“, so Bömer. Schon vorher habe sie abends immer wieder zwei bis drei Stunden in die Theorie investiert.

„Viel Zeit für ein Privatleben gab es da nicht“, so Bömer. Wenn sie alles bestanden habe, werde sie sich auch erst die Ausrüstung zulegen: „Da bin ich abergläubisch“, sagt sie lächelnd. Sie habe aber schon jetzt viel Freude dabei, ihrer siebenjährigen Nichte im Wald alles zu erklären. „Sie berichtet mir bei jeder Spur, von welchem Tier sie stammt, da ist sie richtig stolz“, sagt Bömer.