Schranke „defekt“? Straffrei parken in Unnaer Parkhaus funktioniert – aber nicht immer

Strafzahlung wird in der Neuen Mühle selten gefordert – und nett
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Wie läuft es hier mit dem Bezahlen? Inzwischen suchen viele Autofahrer aus Sorge vor Knöllchen Hinweise, wenn sie in Unna Parkplätze oder -häuser nutzen, wo sie ihr Auto bisher nicht oder länger nicht mehr abgestellt haben. Droht Knöllchengefahr? Muss man irgendwo Geld einwerfen oder gibt es irgendeine Art von automatischem Erfassungssystem, wie es ja immer mehr in Mode kommt? Im Parkhaus Neue Mühle ist letzteres der Fall. An Informationen darüber mangelt es eigentlich nicht. Trotzdem kommt es mitunter zu Irritationen. Jürgen Scheffel hat das erlebt.

Schrankenanlage schien defekt

Der Einkauf dauerte nur knapp 20 Minuten, wurde am Ende für den Unnaer aber um einiges teurer als gedacht. Am 13. Dezember vergangenen Jahres fuhr Scheffel in das große, zweistöckige Parkhaus am Einkaufszentrum. „Die Schranke war offensichtlich kaputt“, erinnert er sich. Im Geschäft besorgte er, was er brauchte, dann fuhr er wieder heraus aus der Anlage, wohl in der Gewissheit, dass bei einem Defekt des Schrankensystems niemand bezahlen müsse. Bei der Ausfahrt bemerkte Scheffel noch den Hinweis auf einem Monitor: „Vergessen Sie nicht zu bezahlen.“ Da nach wie vor das Schrankensystem einen defekten Eindruck machte, fuhr der Unnaer aber hinaus und dachte über die Episode nicht weiter nach. Dass seine Parkdauer ebenso exakt erfasst worden war wie sein Nummernschild, dachte er nicht.

Im Parkhaus Neue Mühle sind inzwischen die Schranken und Ticketautomaten verschwunden.
Im Parkhaus Neue Mühle sind inzwischen die Schranken und Ticketautomaten verschwunden. © Marcel Drawe

Brief vier Wochen nach dem Parken

Dann kam der Brief. Am 10.1. erfuhr Jürgen Scheffel in einem Schreiben der Parkdepot GmbH aus München, dass er die „Parkgebühr vergessen“ hatte. Auf einem Beweisfoto erkannte er sein Auto mit dem korrekten Kennzeichen. Er hätte an dem Tag im November einen Euro bezahlen müssen, nun waren daraus 16 Euro geworden.

Immer wieder werden in Unna Fälle bekannt, in denen sich Autofahrer einer „Abzocke“ ausgesetzt fühlen. Sie werden nach Parkverstößen angeschrieben und direkt mit hohen Zahlungsforderungen konfrontiert, gegen die sie sich zur Wehr setzen wollen. Dieser Fall liegt etwas anders. „Ich werde das anstandslos bezahlen“, sagt Scheffel.

„Ersttäter“ bekommen Rabatt

Der Unnaer lobt, wie freundlich das Schreiben formuliert war und dass man ihm mit Kulanz begegnet ist. Da es sich um seinen ersten Parkverstoß an dieser Stelle handele, müsse er nicht die komplette Vertragsstrafe bezahlen, die üblich wäre, heißt es in dem Brief. Die Parkdepot GmbH verweist auf ihre AGB, wonach eigentlich die ausstehenden Parkgebühren plus 40 Euro fällig wären; auf Aushängen im Parkhaus selbst ist sogar von 45 Euro die Rede.

Jürgen Scheffel machte seinen Fall nun dennoch öffentlich, um andere darauf aufmerksam zu machen.

Schranke seit November weg

„Defekt“ war die Schrankenanlage im Dezember nicht, sie war außer Betrieb. Im November 2024 hatten die Wirtschaftsbetriebe Unna (WBU) als Betreiber das Parkhaus Neue Mühle auf ein System mit automatischer Kennzeichenerfassung umgestellt. Die Schranken wurden abmontiert. Die Sockel aber sind seinerzeit stehen geblieben, sie wurden erst jetzt abgebaut. Die Automaten für die Ticket-Aus- und Eingabe ließen die WBU im November mit Folie verhüllen. Vermutlich war es dieses wochenlang bestehende Provisorium, das bei einigen Fahrern wie bei Jürgen Scheffler den Eindruck einer Baustelle erweckt hat.

Die Einfahrt zum Parkhaus Neue Mühle in Unna
Wer in das neue Parkhaus am Ring fährt, muss vor der Ausfahrt bezahlen. In den meisten Fällen funktioniert es. © Hennes

Meistens ohne Probleme

Die städtische Pressestelle verweist auf „zahlreiche Schilder und Bildschirme im Parkhaus, die auf das neue Parksystem aufmerksam gemacht haben“. In den ersten drei Wochen nach der Umstellung sei zudem eine Aushilfe vor Ort gewesen, um Kunden beim Bezahlvorgang zu helfen.

Offenbar funktioniert es überwiegend gut. Es gebe von Kunden sowohl Lob als auch Beschwerden, erklärt die Stadt. „Natürlich beschweren sich vornehmlich die Kunden, die eine Zahlungsaufforderung im Nachhinein erhalten.“ Dies halte sich aber in Grenzen und bisher habe man jeden Fall „zur Zufriedenheit der Kunden“ klären können. Die Zahl der nicht bezahlten Parkvorgänge liege derzeit unter 0,5 Prozent.