Millionen für Kinderbetreuung Die Hälfte der Unnaer Grundschulen soll größer werden

Offene Ganztagsschule: Halbzeit bei der Ausbauplanung
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Die Zeit läuft für den Ausbau der Ganztagsbetreuung in Unnas Grundschulen. Ab 2026 wird den Kindern jahrgangsweise ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz gegeben. Dies bringt die Stadt und ihre Schulen in Raumnot: Mehr Kinder in der OGS-Betreuung brauchen mehr Platz in entsprechenden Räumen. Zurzeit ist keine Schule in Unna so gut ausgestattet, wie sie es für die zukünftigen Anforderungen sein müsste – noch nicht.

Zeitdruck, wie er zum Teil in der politischen Diskussion dargestellt wird, sieht die Stadt allerdings nicht. Das hat zum einen damit zu tun, dass der Ausbau der Kapazitäten bereits begonnen hat und erste Räume kurz vor der Vollendung stehen. Zum anderen erwartet die Stadt aber ein eher stetiges Anwachsen der Nachfrage und keinen Sprung ab 2026. Denn: Zum Tragen kommt der Rechtsanspruch erst dann, wenn Eltern für ihr Kind einen Betreuungsplatz einklagen wollen. Eine solche Situation ist undenkbar, wenn Familien den gewünschten Platz aus dem vorhandenen Kontingent bekommen.

Mehr als jedes zweite Kind bleibt noch nach dem Unterricht

Der Rechtsanspruch auf den Ganztagsplatz wird ab 2026 eingeführt – immer für die jeweils neuen Erstklässler des Schuljahres, sodass ab 2029 jedes Kind einen Platz bekommen müsste, wenn er gewünscht ist.

Tatsächlich dürfte die Auslastung der OGS-Gruppen aber eher von der Nachfrage abhängen. Im vergangenen Schuljahr wurden an den Grundschulen in Unna 1295 Kinder auch nach dem eigentlichen Unterricht betreut. Das entsprach einer Quote von knapp 58 Prozent. Vor zehn Jahren seien es noch 895 Kinder gewesen, 45 Prozent der damaligen Jahrgangsstärke. Die Ganztagsbetreuung wächst also – aber auch unabhängig vom Rechtsanspruch und zwar eher ruhig und stetig.

Bislang haben die OGS-Plätze ausgereicht, sagt das Rathaus

Wenn Unna die Kapazitäten für die Betreuung ausweitet, stellt sich die Stadt also nicht nur auf den Rechtsanspruch ein, sondern auch auf die erwartbare Fortsetzung einer längst laufenden Entwicklung. Bislang sei es immer gelungen, die Nachfrage der Eltern zu decken, heißt es aktuell aus dem Rathaus.

Ein Blick auf die Bauarbeiten an der Schillerschule. Nach der Fertigstellung des benachbarten Kindergartens soll auch der OGS-Anbau an der Schule bald fertig sein.
Ein Blick auf die Bauarbeiten an der Schillerschule. Nach der Fertigstellung des benachbarten Kindergartens soll auch der OGS-Anbau an der Schule bald fertig sein. © Udo Hennes

Erste Räume sind bald nutzbar

Und die „Ausbauplanung“ ist längst nicht mehr so abstrakt, wie es der Begriff befürchten lässt. An der Massener Schillerschule etwa hatte die Stadt entsprechende Planungen bereits 2018 zusammen mit denen für den Neubau eines Kindergartens aufgenommen. Nun steht die Fertigstellung eines OGS-Anbaus bevor. Ab Oktober sollen die Räume nutzbar sein. Gesamtkosten laut Stadt: elf Millionen Euro.

In der Innenstadt konnte die Stadt ihre Planungen gewissermaßen auf einem weißen Blatt Papier beginnen. Falk- und Nicolaischule sollen im nächsten Sommer von dem Neubau am Hertinger Tor abgelöst werden. Und natürlich trage der 34 Millionen Euro teure Komplex auch den Ansprüchen der Ganztagsbetreuung Rechnung.

Eine Gruppe von Grundschulkindern trägt in Umzugskartons und Kisten Unterrichtsmaterial über den Schulhof.
Ein Umzug in neue Räume – wie hier in Corona-Zeiten an der Hemmerder Grundschule – ist für Kinder immer auch ein kleines Abenteuer. © Marcel Drawe

Anders an der Katharinenschule, die in einem historischen Altbau arbeitet, aber für die OGS einen eigenen Container bekommen hatte. Modernisierungen und Umbauten im Bestand für 1,3 Millionen Euro sollen die Betreuung auch für die Zukunft absichern. Erste Arbeiten werden in Kürze ausgeschrieben.

Für die Grundschule in Lünern denkt die Stadt über eine Kombination aus einem Umbau im Bestand und einem Teilneubau nach. Dafür ist der Zeitplan noch etwas vage, weshalb zum aktuellen Schuljahr erst einmal zwei Containerräume Entlastung bringen sollen.

Für die Grundschule Hemmerde setzt die Stadt derweil auf einen Neubau, für den zunächst ein Standort gesucht werden muss. Übergangsweise würde das ehemalige „Haus des Friedens“ angemietet.

Fachbüro will ermitteln, wie die übrigen Schulen wachsen sollen

Für die fünf übrigen Grundschulen in Unna – Grilloschule, Schule am Friedrichsborn, Osterfeldschule, Sonnenschule und Liedbachschule – läuft die Ausbauplanung nun erst an. Die Stadt greift dafür zu einem Verfahren, das auch beim Neubau von Schulen verwendet wird: Der eigentlichen Bauplanung geht eine „Phase Null“ voraus, in der pädagogische Konzepte und der daraus entstehende Raumbedarf auch für die OGS beleuchtet werden. Das Essener Büro „Reflex Architektur Stadtplanung“ hat dafür einen Auftrag bekommen.

Für die Grilloschule und die Schule am Friedrichsborn, die wegen ihrer räumlichen Nähe durch eine gemeinsame Projektgruppe betreut werden, findet das Auftaktgespräch für die Phase Null am 11. September statt. Zu den anschließenden Workshops wird über die jeweilige Schule eingeladen. Mit jeweils einigen Wochen Abstand starten die Planungsprozesse an der Osterfeldschule, der Sonnenschule und der Liedbachschule.