An der Hansastraße 6 zieht der Duft von Rührei mit Speck umher, die Tische sind gedeckt und die Freude ist den Besuchern der Wohnungslosenhilfe der Caritas ins Gesicht geschrieben. Das Weihnachtsfrühstück ist längst kein Geheimtipp mehr. Die Besucher sind bunt gemischt: junge Männer und Rentner, einige ohne Obdach, andere mit anderen Sorgen - sie alle kennen die Beratungs- und Hilfseinrichtung gut.
Normalerweise ist samstags geschlossen, doch am Heiligen Abend gibt es in der Caritas-Einrichtung immer eine Ausnahme. Der gute Ruf, den die Wohnungslosenhilfe seit Langem genießt, basiert auf zwei Faktoren: offen auf die Menschen zuzugehen und deren Probleme mit Menschlichkeit anzugehen. Nicht nur Wohnungslose erfahren dort Hilfe, auch Menschen mit anderen Problemen bekommen Zuwendung und Unterstützung.
Die Mitarbeiterinnen Martina Liedtke und Karolina Neb fordern pünktlich um zehn Uhr alle auf, sich einen Platz zu suchen, tragen die letzten Thermoskannen und Rührei-Schalen herein, dann beginnt der gemeinsame Vormittag: Silvia Engemann, Leiterin der Beratenden Dienste bei der Caritas Unna, begrüßt die Gäste und gibt ein kurzes Resümee des vergangenen Jahres. Schließlich trägt Liedtke eine urkomische Weihnachtsgeschichte vor, bevor gemeinsam gegessen wird.
Tipps und Erinnerungen
Bald kommt man ins Plaudern: Es gibt Tipps, vom kostenlosen Weihnachtsessen, bis zu Einkaufsgelegenheiten während der Feiertage. Aber auch private Dinge sind Thema. Der 57-jährige Horst gerät ins Schwärmen, als er von seinen Erfahrungen mit dem Neun-Euro-Ticket berichtet: Er wandert gerne und hat, nachdem er in wenigen Wochen das gesamte Sauerland erkundet hatte, gleich an der Mosel weitergemacht.

Der 42-jährige Jens berichtet dagegen von seiner Renovierung: Zuletzt hatte er in einem Möbelhaus günstig eine große Messing-Lampe gefunden, die er selbst angebracht hat. Einem anderen Gast gab er den Tipp, mal im Kaufnett-Second-Hand-Kaufhaus vorbeizuschauen, wo es tolle Sachen zum kleinen Preis gebe. Zwei jüngere Gäste sprechen über Bewerbungen und Beziehungsdinge. Da ist es auch völlig normal, dass sich Mitarbeiterin Neb dazu setzt und sich einbringt.
Natürlich geht am Schluss des Weihnachtsfrühstücks niemand, ohne eine der Nikolaus-Tüten mitzunehmen, die das Team vorbereitet hat. „Das ist ja das, was diesen Ort so wertvoll macht“, erklärt Caritas-Mitarbeiter Jan Wandschneider. Die Tagesstätte ermöglicht einen zwanglosen Tagesaufenthalt, man kommt miteinander ins Gespräch und egal welche Hilfe benötigt wird, wird Unterstützung geleistet.
„Wir heißen Wohnungslosenhilfe, sind aber viel mehr“, so Wandschneider. Natürlich werde Menschen in und aus der Wohnungslosigkeit geholfen. Die Palette dazu ist vielfältig und reicht von Wasch- und Duschmöglichkeiten über ein regelmäßiges medizinischen Behandlungsangebot in Kooperation mit dem CKU bis zur postalischen Erreichbarkeit, die oft die Basis für den Weg in ein sicheres, eigenständiges Leben ist.
Manche erhalten Hilfe dabei, wieder wohnfähig zu werden. Auch Arbeits- und Bildungsangebote werden, ebenso wie eine sinnvolle Freizeitgestaltung, unterstützt. Der Zugang zum Sozialsystem kommt ebenso dazu, wie den Umgang mit den eigenen Finanzen zu erlernen. „Jeder hier kennt ganz finstere Momente, die aber in unserer großen Gemeinschaft überwunden werden“, so Wandschneider. Das sei nicht nur an Weihnachten so.
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