Anwohner-Ärger über Mühlencenter hält an Flutlicht in der Nacht und ein unsinniger Umweg

Anwohner-Ärger über Mühlencenter hält an
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Sie hätte ja auch Gutes bringen können für die Anwohner der Friedrich-List-Straße, etwa eine Einkaufsgelegenheit gleich nebenan. Doch tatsächlich ist die „Neue Mühle“ für Andreas Sieberg erstaunlich weit entfernt und unterm Strich ein Ärgernis.

Weit entfernt ist sie, weil ein früherer Gehweg gekappt worden ist. Der Bürgersteig auf der Westseite der Kantstraße ist mit Sperrbügeln und einem Verbotsschild kurz vor der Eisenbahnunterführung geschlossen worden – aus gutem Grund, weil er sich etwas später in einen Schotterpfad verwandelt und dann an der Ampel des neuen Einkaufszentrums ganz aufhört.

Der offizielle Fußweg führt laut Stadt durchs Königsborner Tor. Also von der Kantstraße entlang der Leibnizstraße zur Friedrich-Ebert-Straße und durch die Unterführung zur Bahnhofstraße; für Andreas Sieberg und seine Nachbarn also von hinten durch die Brust ins Auge.

Sorgen macht sich der Anlieger allerdings aus einem anderen Grund: Immer wieder sehe er Passanten ratlos an dem Sperrbügel stranden und dann schließlich die Kantstraße queren. Dort dürften im Durchschnitt mehr als 10.000 Autos pro Tag verkehren.

Für manche Fußgänger endet der Weg entlang der Kantstraße nun an diesem Sperrbügel vor der Eisenbahnunterführung. Andreas Sieberg beobachtet, dass dies zu gefährlichen Querungen der stark befahrenen Fahrbahn führt.
Für manche Fußgänger endet der Weg entlang der Kantstraße nun an diesem Sperrbügel vor der Eisenbahnunterführung. Andreas Sieberg beobachtet, dass dies zu gefährlichen Querungen der stark befahrenen Fahrbahn führt. © Sebastian Smulka

Kritik an der schlechten Erreichbarkeit der „Neuen Mühle“ für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer ist schon vor Sieberg formuliert worden. Vom Ring und von der Kantstraße her ist eine Anreise zu Fuß oder mit dem Fahrrad nicht vorgesehen. Ärgerlich ist aber auch, dass der „Durchgangsverkehr“ der Fußgänger unterbunden wurde. Vor dem Bau des neuen Einkaufszentrums konnte man von der Innenstadt über die Poststiege an der Mühle Bremme entlang weiter nach Königsborn laufen.

Ten Brinke hatte ohne Gehweg geplant

Die Stadtverwaltung verweist in dieser Sache auf Mühlen-Investor Ten Brinke. „Der Gehweg im Bereich der Eisenbahn-Brücke wurde durch die Stadt Unna geschlossen, da durch den Erwerb des Grundstücks, auf dem sich das Mühlencenter befindet, kein durchgängiger Gehweg zur Bahnhofstraße mehr möglich ist“, erklärt Rathaussprecherin Anna Gemünd. „Der Käufer des Grundstücks hat die Fläche in dem Bereich nicht mehr als Gehweg geplant und entsprechende bauliche Veränderungen vorgenommen. Um zu verhindern, dass Fußgänger in den Bereich gelangen, in dem sich nun Lieferzuwege und Absperrungen befinden, wurde der Gehweg auf dieser Seite entsprechend abgesperrt.“

Es ist nicht das einzige Ärgernis, das Sieberg und seine Nachbarn beschäftigt. Auch an der Liststraße ist es nachts sehr viel heller geworden, seit das Parkhaus der „Neuen Mühle“ in Betrieb genommen worden ist und 24 Stunden am Tag beleuchtet wird.

Unverständlich sei allerdings, dass es zwischenzeitlich eine Lösung gab, die dann aber wieder verschwunden ist. Siebergs Haus auf der Anhöhe über der Kantstraße wird vor allem von drei Strahlern auf dem obersten Parkdeck beleuchtet. „Nachdem wir uns an Ten Brinke gewandt hatten, waren sie irgendwann aus. Aber nach zwei Wochen wurden sie wieder angeschaltet.“

Inzwischen weiß Sieberg nicht mehr so recht, an wen er sich wenden soll. Denn Mühleninvestor Ten Brinke hat die Immobilie zum Jahreswechsel weiterverkauft. „Uns ist gesagt worden, dass man sich kümmern wollte. Aber wenn Sie mich heute fragen, sieht das ganz danach aus, dass man es aussitzen wollte bis zum Verkauf.“

Für die Anwohner ist die nächtliche Beleuchtung durchaus mit Folgen versehen. Eine Nachbarin Siebergs erklärt im Gespräch, dass sie seitdem keinen Igel und keine Fledermaus mehr in ihrem Garten bemerkt hätte. Bei Sieberg nahmen stattdessen schon nächtliche Fußgänger eine Abkürzung durch seinen Garten. Hell genug ist es dort ja.