Auf dem Schaufenster steht noch immer „Möbel Jürgens“. Hinter den Scheiben befindet sich ein Gemischtwarenladen: Zeitschriften, Lottoscheine und Geschenkartikel fanden sich im vielleicht kleinsten noch betriebenen Möbelgeschäft in der Stadt.
Den Menschen in Massen muss man den scheinbaren Widerspruch nicht näher erläutern: Im Laufe der langen Geschichte, in der auch der Familiename durch Heirat von Jürgens zu Kneiphof wechselte, wurde aus dem Möbelgeschäft ein Studio für Küchenplanung und -montage. Weil dafür nicht unbedingt eine Schaufensterlage nötig war, wechselte Möbel Jürgens in die hinteren Räume des Gebäudes. Vorne am Hellweg entstand der Gemischtwarenladen.
Lotto- und Zeitschriftenladen wird weitergeführt
Aktuell wird wieder umgebaut bei der Leopold Jürgens GmbH und in den Räumen neben dem Massener Gemeindeplatz. Eine wichtige Nachricht für alle, die ihre Erledigungen noch in Massen machen: Der Lotto- und Zeitschriftenladen bleibt erhalten, zieht aber in diesen Tagen in den hinteren Gebäudeteil. Dort bahnt sich derweil der eigentliche Umbruch an.

Peter Kneiphof kündigt seinen Ruhestand an und damit das Aus für Möbel Jürgens. Eine Wirtschaftsgeschichte, die im Jahr 1911 begonnen hat und über vier Generationen fortgeschrieben wurde, endet zum Jahresende 2025. Der Umbau mit dem Umzug des Gemischtwarenladens bedeutet letztlich, dass Peter und Martina Kneiphof sich kleiner setzen. Vorn im Schaufenstergeschäft soll der Pflegedienst von der gegenüberliegenden Straßenseite einziehen.
Ruhestandswelle im Massener Handel
Die Aufgabe von Möbel Jürgens lässt einen Namen mit großem Bekanntheitsgrad aus dem Wirtschaftsleben des Stadtteils verschwinden. Es ist nicht der erste in der jüngeren Vergangenheit. Im Februar 2023 gingen wenige Schritte weiter westwärts am Massener Hellweg Gabriele und Reinhard Floegel in den Ruhestand. Die Aufgabe ihres Geschäftes (Mode und Raumausstatter) setzte den Schlusspunkt hinter einer 123-jährigen Firmengeschichte. Immerhin auf 20 Jahre blickte Nachbarin Petra Große zurück, als sie im vergangenen Monat ihren Laden „Bommbino“ mit gebrauchten Kinderartikeln aufgab.

In Massens Händlerschaft herrschte zuletzt eine kleine Ruhestandswelle, und nicht überall fand sich die nachfolgende Generation bereit. Bei den Floegels hat die nächste Generation schlichtweg andere Lebenspläne. Bei den Kneiphofs konzentriert sich Jan Kneiphof auf das Bestattungsunternehmen der Familie, das seinen Sitz ebenfalls in Massen hat. Gegenbeispiele gibt es allerdings auch, zum Beispiel bei Rewe Engel, wo Papa Helmut sich inzwischen weitgehend aus dem Geschäft zurückgezogen hat und an der Seite von Sylvia Engel ihr gemeinsamer Sohn Alexander längst im Unternehmen angekommen ist.

Wo die Geschichte eines Unternehmens endet, werden die Lücken auf unterschiedliche Weise gefüllt. Für eine davon steht die Entwicklung bei Möbel Jürgens exemplarisch: Zunehmend wird die Geschäftsmeile in Niedermassen von Anbietern besetzt, die nicht zwingend auf eine Schaufensterlage angewiesen wären. Manche Massener bedauern dies.
Nachfolger sind Büros, Kioske und Raritäten
Auf der anderen Seite hält sich die Zahl der Leerstände in Massen in einem Rahmen, der mit Blick auf andere Stadtteile oder „Vororte“ im Umfeld doch überschaubar ist. Und: Es gibt immer noch Erfolgsgeschichten.

Bei Floegel etwa freute sich der Nachbar Mega-Bike darüber, die frei werdenden Räume zusätzlich zu den eigenen als Ausstellungsfläche anmieten zu können. Emilys Chocolaterie und der Hundesalon Canidae sind in der jüngeren Vergangenheit als eher ungewöhnliche Anbieter hinzugekommen.