Für Möbel Höffner und das Ansiedlungsvorhaben an der Provinzialstraße könnte es ein entscheidender Tag gewesen sein, als Unnas Rathaus nun abermals zur Projektpräsentation lud. Demensprechend prominent war das Unternehmen vertreten: Höffner-Patriarch Kurt Krieger (75) hatte sich persönlich an den Steuerknüppel seines Hubschraubers gesetzt, um aus Berlin einzufliegen.
Doch auch Projektskeptiker hatten Unterstützung. Ein angesehenes Planungsbüro stellte Ergebnisse einer Untersuchung vor, die letztlich als Gegengutachten zu den Höffner-Plänen zu sehen ist.
Das Aachener Büro hatte den Auftrag, sämtliche Potenzialflächen an der Provinzialstraße daraufhin zu untersuchen, welche Flächennutzungen sinnvoll seien, also sowohl die Höffner-Fläche als auch das geplante Gewerbegebiet der kreiseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Als Ergebnis beschrieb und bewertete das Büro drei Szenarien – in denen eine Höffner-Ansiedlung demnach nur die dritte Wahl wäre.

Selbst eine Kombination aus kleinteiligem Gewerbe bei der WFG im Norden und einem brach liegenden Höffner-Grundstück im Süden bewerteten die Planer besser als die Kombination aus kleinteiligem Gewerbe und Höffners gewünschtem Servicecenter. Bliebe der heutige Acker unbebaut, wäre es aus Sicht der Gutachter die bessere Lösung. Ausschlaggebend dafür war offenbar die Verkehrslast, die mit Höffner in das Gebiet kommen würde. Die Rede ist von etwa 60 bis 80 Lastwagen über einen Zeitraum von zwölf Stunden hinweg.
Als Optimallösung schlugen auch die Gutachter die Ansiedlung von „kleinteiligem Gewerbe“ für beide Grundstücke vor. In Massen könnte die Erfolgsgeschichte des Holzwickeder Ecoports fortgesetzt werden, erklärten Fürsprecher dieser Überlegungen.
Höffner würde nur für Höffner bauen
Allerdings hat die Sache einen Haken: Möbel Höffner hat die mögliche Ansiedlungsfläche für ein eigenes Servicecenter bereits gekauft und erklärt, sie nicht mehr hergeben zu wollen. Damit scheiden Ansiedlungsvorschläge, die den Plänen des Unternehmens entgegenstehen, aus. Höffner oder Brachfläche, so lauten daher die einzig realistischen Optionen, während die Idee kleinteiliger Ansiedlungen dort reine Theorie bleiben.
Politisches Meinungsbild ist noch uneindeutig
Höffner übrigens erklärte gegenüber Politikern in Unna, die kleinteilige Ansiedlungsstrategie auch unabhängig von den eigenen Plänen für nicht umsetzbar zu halten. Das Unternehmen selbst will in Unna einen Standort aufbauen, von dem aus Monteure zu Kunden in ganz NRW aufbrechen, um bestellte Möbel anzuliefern und zu montieren. Neben einem entsprechend dimensionierten Lager würde es an der Provinzialstraße auch Werkstätten geben, heißt es. Mit der Ansiedlung würden Arbeitsplätze für qualifizierte Kräfte geschaffen.
Wie sich die Politik in Unna zu dem Vorhaben stellt, ist noch nicht abzusehen. Die deutlichste Festlegung gibt bei den Grünen, die Höffners Servicecenter vor allem als Zwischenlager bewerten und „grundsätzlich keine Logistikflächen mehr entwickeln“ wollen, wie Fraktionschefin Claudia Keuchel erklärt. Andere Fraktionen sind noch in der Meinungsfindung.
Bis Mitte Oktober, so die Übereinkunft nach dem Präsentationstermin für Höffner und das Gegengutachten, sollen die Fraktionen zumindest eine Tendenz mitteilen, wo sie in der Frage stehen. Ob dies gelingt, ist unklar. Denn auch innerhalb der Fraktionen scheint es bisweilen weit auseinander reichende Positionen zu geben.
Möbel Höffner will nach Unna: Aber will Unna Möbel Höffner?
Ikea und Woolworth kriegen Nachbarn: Neue Gewerbegrundstücke beim Kamen Karree
Straßenausbau im Holzwickeder Eco Port: Bessere Verbindung zum Dortmunder Porsche-Zentrum