
Wenn politische Entscheidungen vom Krankenstand im Stadtrat abhängen, mag dies Kritiker auf den Plan rufen. Und wenn sie gleich so knapp ausgehen wie beim Dezember-Votum zur Höffner-Ansiedlung, mögen sich auch Spekulationen anschließen: Was wäre gewesen, wenn die insgesamt sechs verhinderten Ratsmitglieder an diesem Tag nicht verhindert gewesen wären?
Vielleicht gibt es auf diese Frage bald eine Antwort, wenn es im Rat zum „Rückspiel gegen Höffner“ kommt und die Bündnisgrünen in den Tagen davor Vitamin-C-Tabletten verteilen. Trotzdem wäre die Politik in Unna gut beraten, es nicht darauf ankommen zu lassen. Denn wenn dasselbe Gremium in der gleichen Frage zwei abweichende Aussagen trifft, verliert die Stadt ihre Glaubwürdigkeit und ihre Vertrauenswürdigkeit – nicht nur gegenüber Höffner, sondern auch gegenüber anderen Investoren, die beobachten können, wie mit dem Möbel-Riesen verfahren wird.
Höffner wird klargemacht, dass es nicht gewollt ist
Ohnehin macht die Krieger-Gruppe hinter Möbel Höffner in Unna Erfahrungen, wie sie noch keinem Unternehmen zuvor vergönnt waren. „Kapital ist scheu wie ein Reh“, pflegte einst der frühere Kämmerer Karl-Gustav Mölle zu sagen, der damit einen diskreten Umgang mit Ansiedlungsplänen begründete und ein Grundinteresse zum Ausdruck brachte, diese Beute erfolgreich in die Stadt zu locken. Höffner allerdings wird in Unna wie die Sau durchs Dorf getrieben. So offen wie der Krieger-Gruppe ist noch keinem Unternehmen gesagt worden, dass es in Unna nicht willkommen ist.
Wer „nicht gegen Höffner ist“, darf nicht „gegen Höffner“ sein
Dabei ist die Kritik in der Sache durchaus zulässig. Man darf unterschiedlicher Meinung sein, ob Höffner für Unna ein Gewinn ist oder nicht. Nur darf man nicht alle paar Wochen eine andere Meinung vertreten. So lange der Gesetzgeber darauf verzichtet, Stadträte nach den Regeln ihrer Fachausschüsse arbeiten zu lassen, muss Demokratie auch Entscheidungen akzeptieren, die vielleicht anders ausgefallen wären, wenn auch in Ratssitzungen Ersatzleute die krankheitsbedingten Lücken schließen könnten. Der Rat der Stadt Unna kann nicht im Dezember beschließen, dass er „nicht gegen Höffner“ ist, um dann im Februar gegen Höffner zu sein.
Hü und hott zu Möbel Höffner: Soll sich Unnas Stadtrat noch einmal korrigieren?